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    Altes EnBW- und altes Polizei-Gebäude sollen zwei Jahre als Gemeinschaftsunterkünfte dienen

    Biberach, 24.09.2015 (Gerd Mägerle, ©Schwäbische Zeitung)

    Der Landkreis richtet ab Ende Oktober/Anfang November in Biberach zwei neue Gemeinschaftsunterkünfte für Flüchtlinge ein. So sollen im alten, derzeit leer stehenden EnBW-Gebäude (Bahnhofstraße 19) ab November bis zu 170 Flüchtlinge unterkommen. Im früheren Polizeigebäude (Waldseer Straße 12), das zuletzt von er Hochschule genutzt wurden, ist ab Ende Oktober die Unterbringung von 100 Flüchtlingen geplant. Beide Unterkünfte sind auf zwei Jahre befristet.

    Bis Jahresende müsse der Landkreis nach derzeitigen Schätzungen noch rund 1200 Flüchtlinge unterbringen, sagte Sozialdezernentin Petra Alger am Mittwoch. „Die Ereignisse überschlagen sich wöchentlich. Wir sind nur noch am Hinterherrennen.“ Man sei deshalb bereits vor den Sommerferien auf die Stadt Biberach zugegangen, um möglicherweise Gebäude zu finden, damit weitere Flüchtlinge untergebracht werden können. „Wir wollen das Belegen von Turnhallen unter allen Umständen vermeiden“, sagt Petra Alger.

    Ab 2019 Hotel und Wohnungen

    Innerhalb kurzer Zeit sei man sich mit der Stadt über die Gebäude in der Bahnhofstraße und in der Waldseer Straße einig geworden. Beim alten EnBW-Gebäude war auch die Zustimmung der Fides Projekt GmbH notwendig, der die Immobilie sein einigen Monaten gehört und die dort ab 2019 eine Hotel- und Wohnnutzung plant. Sie danke der Stadt, dass man sich so schnell einig geworden sei, so Alger, „wenn man sieht, wie schwierig es andernorts ist, Unterkünfte zu organisieren“. Diese relativ großen Gebäude ermöglichten es dem Landkreis, die Platzkapazitäten zu schaffen, die man bis Jahresende noch brauchen werde. Zu den genauen Kosten für die beiden Vorhaben wollte die Sozialdezernentin keine konkreten Zahlen nennen, nur soviel: „Die Kosten liegen im Rahmen des Üblichen.“

    Bahnofstraße 19: Die Fides Projekt GmbH plant ab Ende 2017 einen Teilabriss und Umbau des EnBW-Gebäudes für eine Hotel- und Wohnnutzung, so Geschäftsführer Jan Leis. Bis dahin hat der Landkreis eineinhalb Stockwerke des Gebäudes als Flüchtlingsunterkunft angemietet. Derzeit wird der Brandschutz den Vorschriften angepasst, es werden eine Heizungsanlage, sanitäre Anlagen und Gemeinschaftsküchen eingebaut. „Wir nutzen im Gebäude etwa 60 Räume, von denen knapp 40 als Mehrbettzimmer eingerichtet werden. Der Rest entfällt auf sanitäre Anlagen, Küchen und Gemeinschaftsräume“, sagt Alger. Eine Belegung mit noch mehr Flüchtlingen sei nach heutigem Stand nicht geplant.

    „Es ist auch vertraglich klar geregelt, dass die Nutzung als Unterkunft nur für zwei Jahre gilt“, so der Biberacher Baubürgermeister Christian Kuhlmann. Die zwischenzeitliche Nutzung sei sinnvoll. Als dauerhafte Gemeinschaftsunterkunft sei der Standort ungeeignet. Die Volksbank Ulm-Biberach als direkter Nachbar des Gebäudes hat bereits angekündigt, eine Willkommensparty zu veranstalten, wenn die ersten Flüchtlinge in der Bahnhofstraße ankommen. „Das finden wir eine sehr schöne Geste“, sagt Petra Alger.

    Waldseer Straße 12: Auch dieses Gebäude, das bisher von der Hochschule und früher von der Polizei genutzt wurde, soll befristet für zwei Jahre zur Gemeinschaftsunterkunft werden. Danach wird für das gesamte Areal um den benachbarten Hechtkeller ein städtebauliches Konzept umgesetzt, das in der Zwischenzeit entwickelt wird. „Hier sind weniger Umbauarbeiten erforderlich als beim Gebäude in der Bahnhofstraße“, sagt Petra Alger. Der Landkreis will dort Sanitärcontainer aufstellen und die Räume im Inneren herrichten.

    Information der Anwohner: Die Anwohner beider Standorte seien vom Landratsamt vorab bereits schriftlich über die Pläne informiert worden. Vor der Belegung der Gebäude mit Flüchtlingen soll es eine Informationsveranstaltung geben. Ein Termin dafür stehe aber noch nicht fest. „Das Organisieren dieser Veranstaltungen ist für uns inzwischen ein ziemlich großer Aufwand“, sagt Petra Alger, „aber es hat sich aus unserer Sicht sehr bewährt.“

    Weitere Unterkünfte: Bereits geplant und in der Umsetzung sind weitere Gemeinschaftsunterkünfte in Biberach. So entstehen an der Haberhäuslestraße und am Zeppelinring insgesamt 55 Plätze. In der Bleicherstraße gegenüber der Gemeinschaftsunterkunft stehen Container bereit, die Platz für 100 Menschen bieten sollen.

    Weitere Informationen zu Flucht und Asyl gibt es unter

    www.schwaebische.de/asyl

    Unterschrift Foto: In das frühere EnBW-Gebäude sollen im November bis zu 170 Flüchtlinge einziehen, befristet für zwei Jahre. Bild: Gerd Mägerle, ©Schwäbische Zeitung