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    Landrat Heiko Schmid über Gesundheitsversorgung, Flüchtlinge und sozialen Wohnungsbau

    Biberach, 01.01.2018 (Tanja Bosch, ©Schwäbische Zeitung)

    Biberach sz
    Gelingt es dem Landkreis Biberach die große Herausforderungen der Integration zu meistern? Im kommenden Jahr werden sogenannte Integrationsmanager eingestellt, die sich dem Thema individuell annehmen sollen. Aber nicht nur das Thema Flüchtlinge spielt im kommenden Jahr eine Rolle, sondern da geht es auch um Jugendarbeit im ländlichen Raum, Seniorenplanung und sozialen Wohnungsbau. Was Landrat Heiko Schmid zu diesen und anderen Bereichen sagt? Redakteurin Tanja Bosch wollte das von ihm im zweiten Teil des Jahresinterviews wissen.

    Herr Schmid, vom Aufnahmemodus in den Integrationsmodus – das haben Sie Anfang des Jahres über das Thema Flüchtlinge gesagt. Wie gut gelingt die Integration tatsächlich?

    Die Aufnahme der vielen Flüchtlinge in so kurzer Zeit hat uns einiges abverlangt. Trotz allem haben wir das gut gemeistert. Jetzt kommt die viel tiefer gehende Aufgabe der Integration, da stecken wir mittendrin. Diese Herausforderung können wir aber nur gemeinsam meistern. Bis Ende des Jahres werden wir 1200 Plätze in den Gemeinschaftsunterkünften abgebaut haben, weitere folgen. Die Menschen wurden so gerecht wie möglich auf die Städte und Gemeinden im Landkreis verteilt. Das hat uns vor allem menschlich sehr gefordert und es mussten viele Gespräche mit den Flüchtlingen, Ehrenamtlichen und Gemeinden geführt werden. Ein, zwei oder drei Familien in einer Dorfgemeinschaft sind viel leichter zu integrieren als zum Beispiel 100 Asylbewerber in einer Containerunterbringung am Rande einer Stadt. Mittelfristig geht es jetzt darum, alles zu tun, dass in der Praxis – in den Kindergärten, Schulen, am Arbeitsmarkt und im gesellschaftlichen Zusammenleben – das Miteinander und damit die Integration tatsächlich stattfindet.

    Es sollen 20 bis 25 Integrationsmanager eingestellt werden. Wie sieht deren Arbeit in der Praxis aus?

    Die Integrationsmanager kümmern sich direkt vor Ort um die Flüchtlinge, führen beispielsweise Gespräche mit der Gemeinde, den Bürgern, Nachbarn und Ehrenamtlichen, der Schule und dem Kindergarten. Es geht darum, ein Netzwerk aufzubauen. Mit den Flüchtlingen werden individuelle Pläne erstellt und Integrationsziele mit Rechten und Pflichten vereinbart. Mehrere Integrationsmanager sind bereits eingestellt. Im Januar stellen wir den Gemeinden unser Konzept vor, denn die Integrationsmanager werden in Regionalteams arbeiten. Das Konzept ist nach dem Willen des Landes zunächst auf zwei Jahre befristet.

    Kommen wir zu einem mindestens genauso wichtigen Thema: die Gesundheitsversorgung im Landkreis. Die Klinik-Debatte dauert bereits einige Jahre an. Ist der Kreis jetzt endlich auf einem guten Weg? Im ersten Teil des Interviews sagten Sie, Sie hätten sich gewünscht, dass man bei den Gesundheitszentren, insbesondere in Riedlingen, deutlich weiter sei.

    Ja, das stimmt. Wir sind insgesamt auf einem guten Weg. In Biberach und Laupheim habe ich ein richtig gutes Gefühl und auch in Ochsenhausen läuft es sehr gut. In Riedlingen kann ich das nicht so vollmundig behaupten. Und das sage ich jetzt ganz ohne Schuldzuweisungen. Riedlingen ist einfach noch nicht so weit, vor allem was die KV-Sitze, die stationäre Versorgung und auch den Bau des Ärztehauses betrifft.

    Jetzt zu einem eher unerfreulichen Thema: Kreisjugendring. Es gab viele Gespräche und Diskussionen, wie es mit der Jugendarbeit im ländlichen Raum weitergeht. Momentan gibt es dazu keine Entscheidung, es bleibt alles wie es war. Wie geht’s weiter?

    Da haben wir tatsächlich eine ungute Situation. Aber jetzt sagt jeder, dass er die Entscheidung so nicht wollte, im Gegenteil: es soll eine gedeihliche, engagierte Arbeit des Kreisjugendrings ermöglicht werden. Entweder mit einer hauptamtlichen Geschäftsführung beim Kreisjugendring, hinter diesem gemeinsamen Antrag steht die Verwaltung, oder eben mit einer anderen, von der Mehrheit getragenen Entscheidung. Ich bin zuversichtlich, dass wir im ersten Quartal 2018 eine Lösung finden, sonst würden wir vor einem Scherbenhaufen stehen. Die Ehrenamtlichen im Kreisjugendring, vor allem natürlich die Jugendlichen im Landkreis selbst, haben eine wertschätzende Begleitung und Unterstützung verdient. Als Verwaltung haben wir versucht zu vermitteln, es gab viele Gespräche. Jetzt sind die Fraktionen am Zug.

    Am Zug ist auch die Stadt Biberach, wenn es um die Realisierung des zweiten Recyclingzentrums an der Mittelbiberacher Steige geht. Der Landkreis wartet nur noch auf den Startschuss, um endlich loslegen zu können. War es möglicherweise ein Fehler, den Wertstoffhof im Wolfental Ende 2012 zu schließen?

    Wir hatten eigentlich nicht so richtig die Wahl. Die Stadt hatte mit dem Grundstück im Wolfental andere Pläne. Wir haben aber schnell bemerkt, dass der Wertstoffhof an der Ulmer Straße nicht ausreicht und deshalb einen zweiten Standort gesucht. Jetzt hoffen wir einfach, dass wir 2018 planerisch durch sind und 2019 das neue, tolle Recyclingzentrum bauen können.

    Von einigen Kreisräten war immer mal wieder zu hören, dass sich der Landkreis beim Thema sozialer Wohnungsbau einbringen könnte. Wie stehen Sie dazu?

    In erster Linie ist das nicht Aufgabe des Landkreises, da gibt es viele andere Akteure, die mitmischen, insbesondere auch die Städte und Gemeinden. Außerdem gibt es auch in unserem Kreis einige Wohnungsbaugesellschaften, die sich des Themas angenommen haben. Ich bin aber der Letzte, der sich dieser Diskussion nicht stellen möchte. Denn natürlich ist es wichtig, sozial benachteiligten Menschen eine Perspektive und bezahlbaren Wohnraum zu bieten. Das Thema wird 2018 auf der Agenda stehen.

    Mit welchem Gefühl starten Sie als Landrat ins Jahr 2018?

    Wenn die Rahmenbedingungen so gedeihlich bleiben, wie prognostiziert ist, dann haben wir als Landkreis guten Grund, uns auf 2018 zu freuen. Es warten viele wichtige Umsetzungen auf uns, denen ich mit Vertrauen und Freude entgegenblicke.

    Unterschrift Foto: Landrat Heiko Schmid sieht Biberach, Laupheim und Ochsenhausen in puncto Gesundheitsversorgung auf einem guten Weg. Bild: Tanja Bosch, ©Schwäbische Zeitung