Biberach sz
Ein Jahr ist seit Angela Merkels „Wir schaffen das“ und dem Öffnen der Grenzen für Zehntausende von Flüchtlingen, aus Ungarn kommend, vergangen. 2337 Flüchtlinge sind in diesem Zeitraum in den Landkreis Biberach gekommen. Zum Stichtag 1. August 2016 lebten insgesamt 3488 Flüchtlinge im Kreis, davon 1915 in den Gemeinschaftsunterkünften des Landkreises, 999 in der Anschlussunterbringung in den einzelnen Städten und Gemeinden.
„Wir haben uns der Aufgabe gestellt, die Menschen unterzubringen“, sagt Landrat Heiko Schmid. „Diese Aufgabe haben wir im Landkreis aus meiner Sicht auch gut geschafft.“ Rund zwölf Millionen Euro hat der Kreis 2015 für die Aufnahme der Flüchtlinge aufgewendet, 2016 wird der Betrag noch deutlich höher ausfallen. „Wir gehen davon aus, dass wir dieses Geld von Bund und Land wieder zurückerhalten“, sagt Landratsamtssprecher Bernd Schwarzendorfer.
Höchstwert im Dezember 2015
Der Anstieg der Flüchtlingszahl im Kreis Biberach begann allerdings schon etwa zwei Monate vor dem berühmten Ausspruch der Bundeskanzlerin am 31. August 2015. Im Juli überschritt sie mit 125 erstmals die 100er-Marke, nachdem es im Juni noch 87 gewesen waren. In den folgenden Monaten schnellte sie dann rasant nach oben: Im August kamen 177 Flüchtlinge, im September schon 289, im Oktober 233, im November 364 bis zum Höchstwert im Dezember 2015 mit 429 Flüchtlingen. Das Jahr 2016 begann mit 252 Flüchtlingen im Januar. Die Zahl stieg nochmals auf 359 im März und sank im April rapide auf 48. Im August 2016 kamen lediglich 13 Flüchtlinge neu in den Landkreis. „Dass es nun so wenige sind, liegt auch daran, dass wir unseren Verpflichtungen, was die Zahl der aufzunehmenden Flüchtlinge angeht, immer nachgekommen sind – auch in Zeiten, in denen sehr viele kamen“, sagt Schmid. Die meisten Flüchtlinge, rund 35 Prozent, stammen aus Syrien.
Unter den 3488 Flüchtlingen befinden sich auch 130 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Hier erhält der Landkreis nach wie vor Zuweisungen. Untergebracht sind die Jugendlichen in Gastfamilien sowie in Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe. Auch das Jugendamt selbst tritt hier als Träger auf und hat Wohngruppen eingerichtet. Die meisten unbegleiteten Minderjährigen kommen aus Afghanistan (41 Prozent).
134 der im Kreis lebenden Flüchtlingskinder besuchen inzwischen einen Kindergarten, 513 eine Schule (Stand August 2016). Unter den Schülern gehen rund 200 in eine von insgesamt elf Vorbereitungsklassen, die sich an Jugendliche ohne Deutschkenntnisse richten (weitere solcher Klassen sind geplant), die übrigen besuchen bereits Vorbereitungsklassen für Schüler mit Deutschkenntnissen oder nehmen schon am Regelunterricht teil.
Kooperation mit Arbeitsagentur
Landesweit einmalig ist laut Schmid das Kompetenzzentrum „Arbeitsintegration von Flüchtlingen“ (AIF), das Arbeitsagentur und Landratsamt seit 1. Februar 2016 mit derzeit 13 Stellen gemeinsam betreiben. Dort werden aktuell mehr als 1200 Flüchtlinge betreut. 86 Flüchtlinge wurden bereits in eine Beschäftigung gebracht, 13 haben diesen Monat eine Ausbildung begonnen, außerdem wurden 160 Praktika vermittelt.
Rund zwölf Millionen Euro hat der Landkreis Biberach laut Schwarzendorfer 2015 im Flüchtlingsbereich für die Unterbringung, Verpflegung, Krankenhilfe, Betreuung und weitere Leistungen ausgegeben. „Für das Jahr 2016 wird es nochmals deutlich mehr sein“, sagt der Pressesprecher. Im aktuellen Kreishaushalt sind 28 Millionen Euro eingeplant.
Unterschrift Foto: Die Grafik schlüsselt auf, aus welchen Ländern die 3488 Flüchtlinge stammen, die zum 1. August 2016 im Landkreis Biberach lebten. Bild: Landratsamt Biberach, ©Schwäbische Zeitung