Es ist kurz nach neun. Im Gemeindesaal in der Friedenskirche sind die Tische eingedeckt und ein Frühstücksbuffet ist aufgebaut. Gut 50 Frauen warten gespannt, auf das, was da kommen soll. Pfarrerin Birgit Schmogro eröffnet das Frauenfrühstück des Christlich-Muslimischen Frauentreffs.
Einige Kinder wissen gleich was sie essen möchten, das macht es den Müttern einfach. Andere Frauen bedienen sich zaghaft, wieder andere türmen Brötchen, Obst, Wurst und Käse auf ihren Teller. Im Gemeindesaal herrscht eine eher zurückhaltende, ruhige Atmosphäre. Dann tritt der „Welcome-Chor“ auf und animiert zum Mitsingen. Einige Frauen trauen sich und klatschen mit. Es scheint, als ob unsichtbares Eis schmilzt. Der Geräuschpegel wird lauter. An den einzelnen Tischen entwickeln sich Gespräche. Wieder ergreift Pfarrerin Schmogro das Wort. „Wer ist in Deutschland geboren?“, möchte sie wissen. Ein paar wenige Frauen stehen auf. Weitere Fragen folgen. Am Ende steht fest, dass alle ausländischen Frauen in Begleitung nach Deutschland gezogen sind; manche schon über ein Jahr hier leben, andere erst seit 15 Tagen.
Die meisten Frauen haben mehrere Kinder. Sie kommen aus 18 unterschiedlichen Nationen, etwa aus Syrien, Albanien, der Ukraine, Irak, Nigeria, Brasilien, Venezuela oder Tailand. Einige kennen sich aus den Integrationskursen, also vom Deutschlernen. Andere sind in der Flüchtlingsunterkunft in der Bleicherstraße untergebracht oder wohnen in und um Biberach. Als Pfarrerin Schmogro wissen will, was die Frauen bewegt, meldet sich Sausan Aljabassini aus Damaskus und sagt: „Danke schön, Danke. Gute Idee das Welcome-Cafe“. Alle applaudieren. „Wenn man in Deutschland leben möchte, dann muss man lernen“, sagt Nergiz Kabasakal, die Dialogbeauftragte von Ditib (Türkisch-islamischee Union der Anstalt für Religion). Das Wichtigste sei die Sprache. Diese Aussage teilen alle. Eine Gruppe wird noch im Dezember die B1-Deutsch-Prüfung ablegen.
Kontakte erwünscht
Die Frauen berichten von ihren Wünschen nach sozialen Kontakten mit Deutschen. Es sei sehr schwer, Anschluss zu finden. Ob ein zweiwöchiges Praktikum und damit der Kontakt zur Arbeitswelt helfen kann? Eine Chance sei es allemal, meint Nergiz Kabasakal. Dazu die Integrationsbeauftragte der Stadt Biberach, Manuela Eisele: „Bei der Vermittlung von Praktikumsstellen kann ich nur in Einzelfällen helfen, aber es entstehen auch in diesem Bereich gerade ehrenamtliche Angebote“. Zudem gebe es bereits weitere Begegnungsmöglichkeiten, etwa über das städtische Angebot Café Global im Familienzentrum (jeden zweiten Montag im Monat ab 16 Uhr) oder das Café Global im Café Klatsch im Stadtteilhaus Gaisental (jeden letzten Dienstag im Monat ab 9.30 Uhr). Weiteres ist geplant.
Die nächsten Termine für das Café Welcome stehen schon fest: Der Christlich-Muslimische Frauentreff organisiert einmal pro Monat ein offenes Frauenfrühstück, zu dem Einheimische, Zugereiste und Flüchtlinge gleichermaßen willkommen sind. Die nächsten Treffen sind am 14. Dezember in der Friedenskirche und am 25. Januar in den Räumen des Ditib am Zeppelinring. Beginn ist jeweils um 9 Uhr.
Unterschrift Foto: Beim Frühstück entstehen Kontakte zwischen den Frauen aus aller Welt. Bild: Carmen Bogenrieder-Kramer, ©Schwäbische Zeitung