BDS und Landratsamt informieren über Beschäftigungsmöglichkeiten für Flüchtlinge – Die ersten Erfahrungen sind positiv.
Laupheim sz 04.10.2015
Der Bund der Selbständigen Laupheim unterstützt Bemühungen, Flüchtlinge ins Arbeitsleben zu integrieren. „Das ist eine Verpflichtung und Chance für uns alle“, sagt der Vorsitzende Roland Pecha. Beim BDS-Stammtisch am Donnerstag ging es um Beschäftigungsmöglichkeiten für Asylsuchende.
Als Abraham anhebt zu sprechen, wackelt seine Stimme ein wenig. Doch mit jedem Satz gewinnt sie an Sicherheit. In bereits recht gut verständlichem Deutsch trägt der 28 Jahre alte Gambier den Laupheimer BDS-Mitgliedern vor, was er auf einem Blatt Papier notiert hat. Seit Mitte August arbeitet er beim Baltringer Bauunternehmen Matthäus Schmid, hat nette, hilfsbereite Kollegen. Vieles gehe leichter von der Hand als in Gambia – „das liegt daran, dass in Deutschland alles mit Maschinen gemacht wird“. Er sei glücklich, diese Arbeit zu haben, versichert Abraham: „Das ist eine große Chance für mich. Ich möchte mir ein eigenes Leben aufbauen in Deutschland. Ich wünsche mir, dass andere Flüchtlinge diese Chance auch bekommen.“
Fridolin Schmid nickt. „Schaffen“, sagt er, „ist die beste Integration.“ Die Baubranche tue sich schwer, Nachwuchs zu finden. Also haben Geschäftsleitung und Betriebsrat überlegt, wie eine Probezeit für Abraham zu gestalten wäre. Sechs Wochen ist er jetzt dabei und hat diese Phase „mit Bravour bestanden“. Besonders die Motivation des Mannes aus Gambia beeindruckt Schmid – sie sei von ganz anderem Kaliber als bei so manchem Azubi. „Wenn Sie Personalbedarf haben, probieren Sie’s“, ermuntert Schmid seine BDS-Kollegen, Flüchtlinge in den Betrieb zu holen. „Bei uns klappt’s super.“
Wie motiviert die Flüchtlinge sind, imponiert auch Karin Deuschel vom Jobcenter des Landkreises Biberach: „Sie wollen unbedingt eine Arbeit bekommen und diese behalten.“ Ins Baugewerbe und in die Landwirtschaft, an Industriebetriebe, Gastronomen und Bäcker hat Deuschel schon Flüchtlinge vermittelt. Arbeitgebern, die bei ihr nachfragen, unterbreitet sie Vorschläge; sie versucht möglichst passgenau jemanden zu finden und erledigt die Formalitäten. „Die Erfahrungen sind sehr positiv“, lautet ihr Resümee, auch wenn sich manche Flüchtlinge zunächst an die hiesigen Vorstellungen von Pünktlichkeit und Verlässlichkeit gewöhnen müssten – „da braucht es etwas Toleranz“. Auch Praktika zur beruflichen Orientierung sind möglich. Sollte daraus ein Ausbildungs- oder Arbeitsverhältnis entspringen, umso besser.
„Wenn es gelingt, Flüchtlinge in den Wirtschaftskreislauf einzubinden, haben wir alle etwas davon“, sagt Hermann Scheel, Leiter des Kreisausländeramts. Die Möglichkeit, zu arbeiten und Geld zu verdienen, sei ein wichtiger Baustein für eine gelingende Integration. Scheel hat die BDS-Mitglieder informiert, unter welchen Voraussetzungen Arbeitgeber Flüchtlinge beschäftigen oder ihnen Praktika anbieten können. Ob Flüchtlinge erwerbstätig werden dürfen, hängt unter anderem davon ab, wie lange sie in Deutschland sind, und vom Stand ihres Asylverfahrens. „Wenn Sie aktiv werden wollen, nehmen Sie Kontakt mit uns auf“, bietet Scheel den BDS-Mitgliedern an. „Wir werden versuchen, so weit wie möglich, bürokratische Hürden zu überwinden.“
Armin Speidel aus Bronnen, der ehrenamtlich Flüchtlinge betreut, will sie und potenzielle Arbeitgeber mithilfe der kostenfreien Online-Jobbörse „Workeer“ zusammenbringen. Der Plan ist, bei einer Erfassungsaktion am 31. Oktober alle Flüchtlinge, die in Laupheim untergekommen sind, Arbeit suchen und arbeiten dürfen, zu registrieren und ihre Profile – Passbild, Lebenslauf, Qualifikation – ins Netz zu stellen. „Dann können sich Betriebe im Handumdrehen einen Überblick verschaffen.“
Bei den BDS-Mitgliedern sei Offenheit für das Thema zu spüren, sagt Roland Pecha. Er will ebenfalls einen Praktikanten einstellen. Auch aus den Reihen des Laupheimer Unternehmerkreises (LUK) kämen Signale, Flüchtlingen Praktika anzubieten.
Der BDS Laupheim will seine Hütte auf dem Weihnachtsmarkt heuer gemeinsam mit Flüchtlingen und ehrenamtlichen Kümmerern betreiben und auch auf diese Weise ein Zeichen setzen. „Der Erlös fließt zu 100 Prozent in die Flüchtlingsarbeit in Laupheim“, kündigte Pecha an.
Originalartikel Schwäbische Zeitung