Rund 100 Flüchtlinge ab November in die neue Gemeinschaftsunterkunft auf dem Gelände der Waldseer Straße 12 einziehen. Von den drei Gebäuden auf dem früheren Polizei-Areal ist eines fast bezugsfertig, die beiden anderen werden in den nächsten Wochen für den Einzug von Flüchtlingen hergerichtet. Rund 80 Anwohner kamen am Mittwochabend zu einer Informationsveranstaltung des Landratsamts, bei der die Gebäude besichtigt werden konnten.
In dem einstöckigen Flachbau im Hinterhof des Geländes sind die Zimmer bereits eingerichtet. Auf den Stockbetten liegen Matratzen, Decken und Kopfkissen. Es gibt Kleiderschränke, einen Tisch, Stühle sowie ein Set mit Kochtöpfen. „Wir versorgen die Menschen hier zunächst einmal mit dem Nötigsten“, sagt Jürgen Kraft, Sachgebietsleiter Flüchtlinge im Landratsamt. Er und seine Kollegen richten seit Wochen viele derartige Unterkünfte im ganzen Landkreis ein.
Die eingeladenen Anwohner der Waldseer Straße schauen sich interessiert in den Räumen um. Die Meinungen dazu fallen unterschiedlich aus. „Was das alles Geld kostet“, sagt ein älterer Mann. „Eigentlich bekommt man Mitleid mit den Flüchtlingen, wenn man sieht, dass sie hier kaum etwas haben, geschweige denn Privatsphäre“, meint eine Frau. Andere blicken aus den Fenstern der Unterkunft auf die Waldseer Straße hinüber zu ihren eigenen Häusern und Wohnungen und fragen sich, wie das Zusammenleben mit den Flüchtlingen in den nächsten Wochen wohl aussehen wird.
Jürgen Kraft, Sozialamtsleiter Hermann Kienle und Ernst Grassl, der beim Kreis für die Belegung der Unterkünfte zuständig ist, versuchen Sorgen und Ängste abzubauen. Die Asylbewerber seien in der schwächeren Situation. „Holen Sie die Flüchtlinge aus der Anonymität“, sagt Grassl, „rufen Sie ihnen mal ein ,Hallo’ zu, schenken Sie einem der Kinder ein Lächeln. Sie drücken damit aus Ich kenne dich, ich sehe dich, du bis hier willkommen.“
Der Landkreis sei bei der Flüchtlingsarbeit auf viel ehrenamtliche Hilfe angewiesen, sagt Kienle auf Nachfragen, wie man helfen kann. Er empfiehlt, entweder mit der ökumenischen Flüchtlingsarbeit von Caritas und Diakonie oder dem Verein Interkulturelles Forum für Flüchtlingsarbeit (IFF) Kontakt aufzunehmen.
Was für Flüchtlinge denn in die Waldseer Straße kommen, wollen mehrere Anwohner wissen. „Wir werden das Gebäude zur Waldseer Straße hin mit Männern belegen“, sagt Grassl, „in den beiden hinteren Gebäuden sollen Familien untergebracht werden.“ Man mische jeweils Nationalitäten und Religionen. „Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht“, so Grassl. Unterschiedliche Nationalitäten seien auch förderlich, dass die Flüchtlinge rasch die deutsche Sprache benutzen, um miteinander zu kommunizieren.
Wie es um die Sicherheit der Flüchtlinge vor Anschläge stehe, fragt ein Anwohner. Belegte Unterkünfte werden regelmäßig von der Polizei bestreift und auch der Ordnungsdienst der Stadt habe ein Auge auf die entsprechenden Häuser in er Stadt, sagt Kraft. Sollte es Probleme wegen Lärm oder Vermüllung durch die Flüchtlinge geben, solle man das Landratsamt kontaktieren, sagt Grassl. „In der Regel wollen die Flüchtlinge ruhig und geordnet leben. Um das eine Prozent, das dies nicht will, kümmern wir uns dann schon.“
Unterschrift Foto: Stockbetten, Decken, Kopfkissen, Stühle und Kochtöpfe: In den Zimmern steht das Notwendigste für die Flüchtlinge bereit. Bild: Gerd Mägerle, ©Schwäbische Zeitung