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    Damit junge Geflüchtete studieren können, stehen ihnen an den Hochschulen Ansprechpartner mit zur Seite

    Überregional, 21.04.2016

    Ravensburg sz
    „Wer nicht informiert ist, kann sich auch nicht entscheiden“, stellt Pascal Cromm von der Hochschule Aalen fest. Deshalb wenden er und seine Kollegen sich gezielt an Flüchtlinge, die für ein Studium in Frage kommen. Mit Infoveranstaltungen, einem Gasthörer- oder Schnupperstudium will die Hochschule den Weg für sie ebnen. Doch noch studiert kein Flüchtling in Aalen, was nicht zuletzt an den mangelnden Deutschkenntnissen liegt. Dieses Problem hindert Geflüchtete nicht nur hier am Studium.

    „Die Anfragen von Flüchtlingen werden immer mehr“, sagt Lisa Schneider von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW). Damit sie bald ein Studium aufnehmen können, hat die DHBW bereits Geld für Deutschkurse beantragt. Wie man sich im Arbeitsalltag während der Ausbildung im Betrieb verhält, lernen die Migranten zusätzlich in Kursen.

    Die Menschen müssen zum Studieren nicht schon als Flüchtling anerkannt sein, sondern nur geduldet, erklärt Jochen Schönmann, der Pressesprecher des Wissenschaftsministeriums Baden-Württemberg. Der höhere Beratungsaufwand an Hochschulen zeige, „dass das Interesse am Studium unter Geflüchteten grundsätzlich hoch ist.“ Je länger sie in Deutschland seien, desto mehr würden durch die besseren Sprachkenntnisse ein Studium aufnehmen.

    Einige Studiengänge sind besonders attraktiv für Geflüchtete: „Sie möchten etwas studieren, was auch in ihrem Heimatland gebraucht wird“, erzählt Sinje Miebach von der Hochschule Biberach. Weil Deutschland für seine Ingenieurskunst bekannt sei, möchten die Migranten von den guten Ausbildungsmöglichkeiten profitieren. Also sind vor allem technische, naturwissenschaftliche und medizinische Studiengänge gefragt.

    Auf der Flucht sind häufig die Zeugnisse der Menschen verloren gegangen. „Dann müssen die Hochschulen individuell entscheiden, zum Beispiel mit einem Eignungstest“, erklärt Kristin Rheinwald von der Pädagogischen Hochschule Weingarten. Auch sonst muss der Abschluss zuerst mit dem deutschen Abitur verglichen werden. Ist dieser nicht gleichwertig, kann er sich Rheinwald zufolge beispielsweise an einem Studienkolleg auf das Studium vorbereiten. Die dort absolvierte Feststellungsprüfung berechtigt dann zum Studium.

    Alle Hürden genommen haben bereits zwei Syrer, die ihr Studium zum Sommersemester an der Hochschule Ravensburg-Weingarten beginnen. Jörg Wendorff erzählt, zuletzt hätten zudem sieben Flüchtlinge an internen Sprachkursen teilgenommen. Viele Hochschulen bieten dies Geflüchteten an, die wegen fehlender Deutschkenntnisse noch kein Studium aufnehmen können. Eine Bewerbung zum nächsten oder übernächsten Semester werde bei ihnen umso wahrscheinlicher, meint auch Cromm.

    Es gibt auch Stipendien

    Besonders begabte Geflüchtete aus Syrien haben die Chance auf zusätzliche finanzielle Unterstützung: Bereits 50 Studenten werden durch ein Stipendium des Wissenschaftsministeriums gefördert, weitere 55 sollen laut Schönmann dazu kommen. Auch Stiftungen haben seit einer Gesetzesänderung die Möglichkeit, Stipendien an Geflüchtete zu vergeben, darunter die Konrad-Adenauer-Stiftung und die Friedrich-Ebert-Stiftung. Einig sind sich die Vertreter der Hochschulen, dass bald die Zahl der studierenden Flüchtlinge deutlich steigen wird. Bis dahin lernen sie die Sprache und Kultur kennen, die für das Studium nötig sind. Und das braucht vor allem eines: Zeit.

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