Oggelsbeuren sz
Vor zwei Jahren sind im Rahmen des Flüchtlingsprojektes „Stiftung Heimat geben Oggelsbeuren “ die ersten Flüchtlinge in Oggelsbeuren angekommen sind. Bei einem Festakt wurden am Freitag diejenigen gewürdigt, die die Grundlagen für das Projekt gelegt haben und die vielen Ehren- und Hauptamtlichen, die das Projekt tragen.
Aktuell sind es fast 100 Bewohner, die in Oggelsbeuren eine neue Heimat gefunden haben. Die Zahlen hätten sich kaum verändert, sagte Stiftungsvorstand Pater Alfred Tönnis, da es kaum Weggänge gebe. Aktuell bemühe er sich um den Familiennachzug, dies sei eine besondere Qualität der Flüchtlingsarbeit.
Es können gut noch 30 bis 40 Bewohner aufgenommen werden, ist Tönnis überzeugt. Und er unterstütze auch diejenigen, die wieder zurückwollen. Tönnis, der gemeinsam mit Pater Heinrich Mayer seit Januar in Oggelsbeuren eine neue Heimat gefunden hat, wünscht sich für die Bewohner und die Nachbarn, „dass wir eine große Gemeinschaft werden“, und ergänzt, es sei schon eine sehr schöne Kooperation, ein sehr unkompliziertes Miteinander.
Der Begriff Heimat, so Bürgermeisterin Monika Brobeil, sei für sie am besten mit den Worten ausgedrückt: „Hier lebe ich, hier liebe ich, hier ruhe ich mich aus.“ Die Menschen, die im Landkreis Biberach ankommen, bräuchten erst mal ein zu Hause und das sei hier in Oggelsbeuren gut gelungen. Es laufe eigentlich wunderbar, das sei auch der guten Betreuung geschuldet. Die Flüchtlinge hätten hier Ansprechpartner, die für sie da seien. „Unsere Heimat, unsere Traditionen und Werte nahezubringen und umgekehrt, sich auch mit den Werten und Traditionen der Bewohner auseinanderzusetzen, sei wichtig, sagte die Bürgermeisterin, „damit wir uns hier in unserem schönen Oberschwaben zu Hause fühlen.
Mehr als 40 ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter stellen sich in Oggelsbeuren bald täglich neuen Aufgaben und neuen Problemen und schöpfen die Kraft dafür aus der Freude, für andere da zu sein, so Brobeil. Neben Sozialarbeitern, Traumatherapeuten, dem Hausmeister und den Damen der Kleiderkammer, den FSJ-lern und all denen, die Sprachunterricht geben, gebe es viele, die im Hintergrund helfen. Sie alle setzen sich dafür ein, dass Menschen wieder in ein Leben hineinfinden, miteinander leben, über die Unterschiede der religiösen Bekenntnisse hinweg, so Tönnis, der als Flüchtlingsseelsorger tätig ist.
Ernst Grassl, im Landkreis Biberach für die Zuteilung der Asylbewerber in die Gemeinschaftsunterkünfte zuständig, ermutigte die Mitarbeiter weiterzumachen. „Ihre Arbeit macht meine Arbeit um so viel leichter. Die ersten Bewohner kommen zum Landratsamt und fragen, ob sie übersetzen sollen.“ 2300 Menschen seien momentan in den Unterkünften im Landkreises. „Wir haben ein gutes Polster, denn wir haben mehr aufgenommen, als wir sollten“, so Grassl.
Flüchtlinge, die jetzt ankommen würden in den Ersteinrichtungen länger gehalten, um das Asylverfahren einzuleiten, erst dann würden sie verteilt. Dadurch werde es noch ein wenig dauern, bis mit neuen Flüchtlingen zu rechnen sei.
Finanzierung bis Ende 2017 sicher
Die Finanzierung der Einrichtung in Oggelsbeuren sei bis Ende 2017 durch die Kooperationsvereinbarung zwischen Stiftung und Landratsamt geregelt, wie es dann weitergeht, werde ab Mai besprochen. Pater Tönnis jedenfalls hat schon wieder jede Menge Pläne: „Mein Ziel wäre ein islamisch/christliche Schule, wo Koran und Bibelunterricht verpflichtend gegeben wird“ und er hofft dafür auf Unterstützung aus Dubai. Gespräche dazu hat er schon angestoßen. Eine weitere Zukunftsperspektive könnte auch ein Traumatherapiezentrum für die Flüchtlinge in Oberschwaben sein, so der Stiftungsvorstand. Den dreijährigen Jahrestag des Flüchtlingsprojekts will er auf jeden Fall größer feiern.
Unterschrift Foto: Mehr als 40 Ehrenamtliche unterstützen die Vollamtlichen bei ihren Aufgaben in Oggelsbeuren Bild: Judith Ezerex, ©Schwäbische Zeitung