Biberach, 13.04.2016 (Tanja Bosch, ©Schwäbische Zeitung)
Biberach sz
Im Biberacher Kreistag müssen die Räte seit Monaten über die Unterbringung von Flüchtlingen entscheiden. So viel zur Theorie. Um auch in der Praxis mitreden zu können, hat Landrat Heiko Schmid die Kreisräte und die Mitarbeiter des Landratsamts zu einer zweitägigen Besichtigungsfahrt zu verschiedenen Gemeinschaftsunterkünften im Landkreis eingeladen. Am ersten Tag standen unter anderem die Gemeinschaftsunterkunft „Waidägle“ in Ummendorf, das „Blaue Haus“ in Tannheim und die Unterkunft in Kleinkellmünz auf dem Programm. Am Donnerstag führt die Tour von Biberach nach Riedlingen und Umgebung.
Für Heiko Schmid ist es wichtig, dem Gremium zu zeigen, wo und wie die Flüchtlinge im Kreis leben: „Die Räte sollen die Bilder auf sich wirken lassen, dann können sie besser Entscheidungen treffen.“ Denn das Thema Flüchtlinge werde den Kreistag weiter beschäftigen. „Auch wenn sich die Lage bezüglich der Unterbringung gerade etwas entspannt hat, die große Herausforderung Integration wartet auf uns.“
Wertschätzung für die Menschen
„Wir reden in den Sitzungen so viel über Flüchtlinge und die Unterkünfte, da ist es natürlich wichtig, dass wir uns selbst ein Bild vor Ort machen“, sagt Kreisrätin Anja Reinalter (Frauen). „Das ist auch eine Wertschätzung für die Menschen. Wir interessieren uns dafür, wie sie leben.“ Und die Freude über die Gäste war vor allem in Kleinkellmünz, einem Ortsteil von Dettingen, zu spüren. Dort wurden erst einmal alle mit Handschlag und auch Küsschen begrüßt. „Die Menschen hier sind sehr aufgeschlossen und herzlich, das finde ich schön“, sagt Kreisrätin Gabriele Kübler (SPD). „Vor allem, wenn man bedenkt, wie schwer es für sie gewesen sein muss, ihr Land zu verlassen.“
Diese Gemeinschaftsunterkunft ist eine ganz besondere, denn Kleinkellmünz hat etwa 70 Einwohner und aktuell 34 Flüchtlinge. „Die Akquise für diese Unterkunft war sehr schwer, der Gemeinderat war erst total dagegen“, sagt Sozialdezernentin Petra Alger. „Aber seit die Menschen hier leben, wurden viele Vorurteile beseitigt und es funktioniert sehr gut.“ In dem Wohnhaus leben ausschließlich Familien, die vier große Wohnungen zur Verfügung haben.
Ein weiterer Stopp war das „Blaue Haus“ in Tannheim. Auch dort warteten schon die Bewohner auf den Bus. Aktuell leben dort ausschließlich Syrer, 16 alleinstehende Männer und neun Familien. Einige wohnen zu viert in einem Zimmer, manche auch nur zu zweit. Ahmad Alrefai und Hazzaa Aldaher teilen sich ein Zimmer. „Es ist schön hier“, sagt der 28-jährige Ahmad Alrefai. „Die Menschen sind gut.“ Er ist seit ein paar Monaten in Tannheim und spricht bereits sehr gut deutsch, ab nächster Woche gibt er sogar französische Sprachkurse. „Wir sind sehr froh, dass es bei uns so gut funktioniert“, sagt Josef Wellen vom Helferkreis in Tannheim. „Die Bewohner werden von den Menschen aus dem Ort akzeptiert.“
Auch die Gemeinschaftsunterkunft „Waidägle“ gehört mittlerweile einfach dazu in Ummendorf. Das Besondere an dieser Unterkunft: es leben neben 37 erwachsenen Flüchtlingen auch zehn unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in einer Wohngemeinschaft zusammen. „Hier haben wir unsere erste UMA-Gruppe integriert“, erklärt Petra Alger. Denn für die UMAs (unbegleitete minderjährige Ausländer) gelten besondere Bestimmungen. Sie werden klassisch in Obhut genommen und dürfen nicht wie Erwachsene in einer Gemeinschaftsunterkunft untergebracht werden. Im „Waidägle“ funktioniert das so gut, weil es zwei separate Eingänge gibt. Ein Betreuer ist für die zehn Jugendlichen zuständig. Eine weitere Besonderheit in Ummendorf sind die vielen alleinerziehenden Männer, die dort untergebracht sind.
(Tanja Bosch, ©Schwäbische Zeitung)
Biberach sz
Im Biberacher Kreistag müssen die Räte seit Monaten über die Unterbringung von Flüchtlingen entscheiden. So viel zur Theorie. Um auch in der Praxis mitreden zu können, hat Landrat Heiko Schmid die Kreisräte und die Mitarbeiter des Landratsamts zu einer zweitägigen Besichtigungsfahrt zu verschiedenen Gemeinschaftsunterkünften im Landkreis eingeladen. Am ersten Tag standen unter anderem die Gemeinschaftsunterkunft „Waidägle“ in Ummendorf, das „Blaue Haus“ in Tannheim und die Unterkunft in Kleinkellmünz auf dem Programm. Am Donnerstag führt die Tour von Biberach nach Riedlingen und Umgebung.
Für Heiko Schmid ist es wichtig, dem Gremium zu zeigen, wo und wie die Flüchtlinge im Kreis leben: „Die Räte sollen die Bilder auf sich wirken lassen, dann können sie besser Entscheidungen treffen.“ Denn das Thema Flüchtlinge werde den Kreistag weiter beschäftigen. „Auch wenn sich die Lage bezüglich der Unterbringung gerade etwas entspannt hat, die große Herausforderung Integration wartet auf uns.“
Wertschätzung für die Menschen
„Wir reden in den Sitzungen so viel über Flüchtlinge und die Unterkünfte, da ist es natürlich wichtig, dass wir uns selbst ein Bild vor Ort machen“, sagt Kreisrätin Anja Reinalter (Frauen). „Das ist auch eine Wertschätzung für die Menschen. Wir interessieren uns dafür, wie sie leben.“ Und die Freude über die Gäste war vor allem in Kleinkellmünz, einem Ortsteil von Dettingen, zu spüren. Dort wurden erst einmal alle mit Handschlag und auch Küsschen begrüßt. „Die Menschen hier sind sehr aufgeschlossen und herzlich, das finde ich schön“, sagt Kreisrätin Gabriele Kübler (SPD). „Vor allem, wenn man bedenkt, wie schwer es für sie gewesen sein muss, ihr Land zu verlassen.“
Diese Gemeinschaftsunterkunft ist eine ganz besondere, denn Kleinkellmünz hat etwa 70 Einwohner und aktuell 34 Flüchtlinge. „Die Akquise für diese Unterkunft war sehr schwer, der Gemeinderat war erst total dagegen“, sagt Sozialdezernentin Petra Alger. „Aber seit die Menschen hier leben, wurden viele Vorurteile beseitigt und es funktioniert sehr gut.“ In dem Wohnhaus leben ausschließlich Familien, die vier große Wohnungen zur Verfügung haben.
Ein weiterer Stopp war das „Blaue Haus“ in Tannheim. Auch dort warteten schon die Bewohner auf den Bus. Aktuell leben dort ausschließlich Syrer, 16 alleinstehende Männer und neun Familien. Einige wohnen zu viert in einem Zimmer, manche auch nur zu zweit. Ahmad Alrefai und Hazzaa Aldaher teilen sich ein Zimmer. „Es ist schön hier“, sagt der 28-jährige Ahmad Alrefai. „Die Menschen sind gut.“ Er ist seit ein paar Monaten in Tannheim und spricht bereits sehr gut deutsch, ab nächster Woche gibt er sogar französische Sprachkurse. „Wir sind sehr froh, dass es bei uns so gut funktioniert“, sagt Josef Wellen vom Helferkreis in Tannheim. „Die Bewohner werden von den Menschen aus dem Ort akzeptiert.“
Auch die Gemeinschaftsunterkunft „Waidägle“ gehört mittlerweile einfach dazu in Ummendorf. Das Besondere an dieser Unterkunft: es leben neben 37 erwachsenen Flüchtlingen auch zehn unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in einer Wohngemeinschaft zusammen. „Hier haben wir unsere erste UMA-Gruppe integriert“, erklärt Petra Alger. Denn für die UMAs (unbegleitete minderjährige Ausländer) gelten besondere Bestimmungen. Sie werden klassisch in Obhut genommen und dürfen nicht wie Erwachsene in einer Gemeinschaftsunterkunft untergebracht werden. Im „Waidägle“ funktioniert das so gut, weil es zwei separate Eingänge gibt. Ein Betreuer ist für die zehn Jugendlichen zuständig. Eine weitere Besonderheit in Ummendorf sind die vielen alleinerziehenden Männer, die dort untergebracht sind.