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    Im Wohnpark am Jordanbad arbeiten zwei Afghanen als Bundesfreiwillige in der Altenpflege

    Biberach, 22.08.2016

    Biberach sz
    Asylbewerber ins Arbeitsleben zu integrieren gilt als wichtiges politisches Ziel. Es ist auch der St.-Elisabeth-Stiftung ein Anliegen. Unter anderem in der Altenpflege beschäftigt sie im Bundefreiwilligendienst Flüchtlinge. Wie sind die Erfahrungen mit zwei im Wohnpark am Jordanbad tätigen Afghanen?

    „Ob der aus Indien kommt oder Israel, ist mir egal. Hauptsache, er schafft gut“, sagt Manfred Vinzens(68), der nach einem Schlaganfall seit drei Jahren im Wohnpark lebt. Wie es sei, von einem Hauswirtschaftshelfer aus einer fremden Kultur versorgt zu werden? „Kein Problem. Der Sayed schwätzt schon gut Deutsch und ist sehr höflich“, antwortet er. Auch Paula Demuth (88), die einen Tisch weiter ihr Mittagessen einnimmt, meint: „Die beiden machen ihre Arbeit toll. Sie vergessen nie zu fragen ‚Wie haben Sie geschlafen?‘ und nehmen sich Zeit für jeden.“ Ähnliches ist von allen Bewohnern zu hören.

    Anfrage vom Unterstützerkreis

    Maximilian Müller, der Leiter der Einrichtung, ist im April das Wagnis eingegangen, für zwölf Monate Sayed Ahmad Ahmadi (23) und Zahid Rahman Zahidi (26) als Bundesfreiwillige („Bufdis“) einzustellen. Als er die Anfrage vom Ummendorfer Unterstützerkreis für Flüchtlinge erhielt, hatte die St.-Elisabeth-Stiftung gerade beschlossen, auch Asylbewerber in dieses Programm aufzunehmen. Sie werden speziell betreut und erhalten einen Sprachkurs.

    Wie sind die Erfahrungen nach fünf Monaten? „Natürlich gibt es eine Sprachbarriere“, räumt Müller ein, „doch Mitarbeiter und Bewohner schätzten Sayed und Zahid sehr.“ Auf die Frage, was seine Bufdis auszeichnet, lobt der 30-Jährige: „Man spürt den Respekt vor dem Alter. In ihrer Kultur ist Alter mit Autorität verbunden.“ Und es gibt wirklich keine Schwierigkeiten? „Die zwei machen alles und sind sich nie zu fein für irgendeine Arbeit. Natürlich müssen wir sie gut anleiten, aber nach kurzer Zeit waren sie schon eine echte Hilfe. Wir sind sehr froh, auf diesem Weg junge Männer für die Arbeit in der Altenpflege zu gewinnen.“

    Wie bewerten Angehörige die Asylbewerber? „Sayed ist erste Klasse“, schwärmt Michael Henning (80), der jeden Tag zu seiner dementen Frau in den Wohnpark kommt. „Er wischt den Tisch immer ganz sauber, weiß genau, wer was trinken will, und ist sehr anständig. Er ist ein guter Kerl, wir mögen ihn alle. Wenn er hier bliebe, wäre es wunderbar.“

    Verständigung ist möglich

    Heimleiter Müller fällt selbst bei längerem Nachdenken keine Situation ein, bei der es zu gravierenden sprachlichen Missverständnissen gekommen wäre. „Gestern mussten wir allerdings lachen, als wir bei der Besprechung des Speiseplans Zahid erklären wollten, was ein Kaiserschmarren ist. Etwas Treffenderes als ‚hässlicher Pfannkuchen‘ fiel uns nicht ein.“

    Und wie gefällt es Sayed, der in Kandahar als Zivilist bei den Amerikanern gearbeitet hat, und Zahid, dem ehemaligen Soldaten der afghanischen Armee? Beide wurden von den Taliban mit dem Leben bedroht. Sie freuen sich, so gut aufgenommen zu werden. Finanziell lohnt es sich zwar kaum, bei jedem Wetter zum Schichtdienst zu radeln: Neben dem monatlichen Bufdi-Taschengeld in Höhe von 340 Euro werden ihnen vom Landratsamt nur noch 70 Euro bezahlt statt bisher 320 Euro, die ihnen laut Asylbewerbergesetz neben dem Wohnen in der Ummendorfer Gemeinschaftsunterkunft zustehen. Aber sie sind sehr froh, hier zu arbeiten, Erfahrungen zu sammeln und Deutsch sprechen zu können. Hätte Müller ihnen nicht erklärt, dass ihnen 30 Tage Urlaub im Jahr zustehen, hätten sie durchgearbeitet. Das Wort Urlaub kannten sie nicht. Jetzt wissen sie, was das ist. Und wie Kaiserschmarren schmeckt.

    Unterschrift Foto: Gelungene Integration: Zahid Rahman Zahidi spricht mit Rosa Christ, einer Bewohnerin des Wohnparks am Jordanbad, und deren Tochter Erna Wiek. Bild: Andrea Reck / st.-elisabeth-stiftung, ©Schwäbische Zeitung