Rottum sz
Noch ist unklar, wann die ersten Flüchtlinge in die neue Gemeinschaftsunterkunft in Rottum einziehen werden. Doch das irgendwann demnächst in dem kleinen Dorf auch Menschen aus Syrien, Irak oder Gambia leben werden, ist sicher. Dementsprechend groß war das Interesse der Bürger, das nun fast fertiggestellte Heim am Dienstagabend zu besichtigen. Das Landratsamt Biberach hatte hierzu eingeladen. Nach dem Rundgang durch die Räumlichkeiten gab es eine Informationsveranstaltung im Gemeindehaus Rottum.
Mehr als 120 Besucher nutzten die Gelegenheit, die Räume der ehemaligen Metzgerei zu erkunden. Bis zu 45 Asylbewerber könnten hier künftig leben. Noch vor Juli, so die aktuelle Information des Landratsamts, sollen die ersten einziehen. Da dem Landkreis Biberach aber im Moment deutlich weniger Flüchtlinge zugewiesen werden als in den Monaten zuvor, gibt es noch keinen festen Zeitpunkt. Die Bauarbeiten sollen im Juni beendet werden.
Die Flüchtlinge werden künftig mitten im Ort wohnen, ein Umstand, der nicht allen Bürgern gefällt. In vorangegangenen Informationsveranstaltungen (SZ berichtete) hatte mancher Rottumer seinen Unmut darüber ausgesprochen, dass so viele Flüchtlinge in einem so kleinen Dorf ohne große Infrastruktur untergebracht werden sollen. Bei der gestrigen Veranstaltung überwog jedoch scheinbar die Neugier und die Hilfsbereitschaft. Jürgen Kraft, Amtsleiter für Flüchtlinge beim Landratsamt Biberach, führte durch die Wohnungen. Er betonte dabei, dass die Flüchtlinge mit dem Geld, welches sie vom Landratsamt erhalten, ihren gesamten Lebensunterhalt bestreiten müssen.
Die Stimmung bei dem anschließenden Informationsabend war dieses Mal weitaus entspannter und unkritischer als beim ersten Mal. Leonhard Heine, Bürgermeister von Steinhausen an der Rottum, erinnerte erneut an die Notwendigkeit, auch im ländlichen Raum Flüchtlinge aufzunehmen. „Diese Menschen sind auf unsere Hilfe angewiesen“, betonte er. Jürgen Kraft Informierte die Anwesenden über die aktuellen Flüchtlingszahlen im Landkreis Biberach. Derzeit leben 3200 Flüchtlinge im Landkreis, davon 2250 in Gemeinschaftsunterkünften. Eine Prognose für die Zukunft gestalte sich schwierig, da im Moment kaum neue Flüchtlinge dem Landkreis zugewiesen würden.
Bei der Fragerunde meldeten sich lediglich zwei Bürger zu Wort. Eine Frau fragte, ob nur Syrer und ausschließlich Männer ins Wohnheim kommen. Kraft verneinte. Bewusst mische sein Amt bei der Belegung die Nationalitäten und Geschlechter, das habe sich als richtiger Weg erwiesen. Ein anderer Gast wollte wissen, ob nur „brave Bürger“ kämen. Auch das musste Kraft verneinen. „Wie auch bei uns gibt es bei den Flüchtlingen solche und solche“, sagte er. Die Mehrheit wolle jedoch einfach nur Frieden.
Ursula Schmid-Berghammer stellte die Arbeit der ökumenischen Flüchtlingsarbeit vor. Sie erklärte, wie wichtig es sei, die Flüchtlinge vor Ort zu integrieren. Deshalb soll in Rottum ein Helferkreis ins Leben gerufen werden, dieser trifft sich am 22. Juni das erste Mal. Im Gemeindehaus lag eine Liste für alle Interessierten aus, in die sich im Laufe des Abends 25 Bürger eintrugen.
Pfarrer Matthias Ströhle, aktiv im ökumenischen Arbeitskreis Ochsenhausen, berichtete, wie dort die Integration der Asylbewerber gestaltet wird. Das Angebot reiche Hausaufgabenbetreuung, jegliche Art von Beratung und Unterstützung bei der Arbeits- und Wohnungssuche. Da viele Frauen aus Syrien nähen können, gibt es in Ochsenhausen auch einen Nähtreff. Als Ströhle laut darüber nachdachte, per Anzeige um Nähmaschinen zu bitten, wurden ihm spontan aus dem Publikum mehrere angeboten. Sichtlich begeistert zeigte sich der Pfarrer über diese Spendenbereitschaft.
Unterschrift Foto: Jürgen Kraft (r.) führte durch die Unterkunft Bild: Ferdinand Leinecker, ©Schwäbische Zeitung