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    Räder für kleines Geld: Das steckt hinter dem ehrenamtlichen Fahrradpool Laupheim

    Wo man hinschaut: Fahrräder, darunter viele Mountainbikes, Ersatzteile wie Schrauben oder Ventile, Werkzeuge und Schläuche. Ebenso eine Werkbank. „Wir haben genügend Räder da“, sagt Manfred Küpper (82), der den Fahrradpool im Jahr 2016 mitgegründet hat. Mit seinen Kollegen repariert, prüft und verkauft er Fahrräder ehrenamtlich zu günstigen Preisen. Besonders glücklich macht ihn dabei, dass der Fahrradpool immer weiter gewachsen ist und immer mehr Menschen geholfen werden kann.

    Das waren die Anfänge

    Anfangs seien hauptsächlich Flüchtlinge zu ihnen gekommen, erinnert sich Küpper. Heute seien es aber auch viele aus der Region, die sich kein Fahrrad leisten könnten. „Einige kommen auch, weil sie zum Beispiel mit dem Fahrradfahren anfangen wollen und nicht direkt ein teures Rad kaufen möchten“, erzählt er.
    „Jeder bekommt bei uns ein Fahrrad. Wir stellen mittlerweile Nachhaltigkeit über alles. Uns geht es darum, dass die Räder verwertet werden.“ Wie günstig das Rad letztlich ist, wird nicht selten abhängig vom Kunden gemacht. „Wenn wir sehen, dass sich der Kunde das Rad einfach nicht leisten kann, gehen wir mit dem Preis nach unten.“ Zusätzlich liefert der Fahrradpool Laupheim auch nach Rumänien und an „Aktion Hoffnung“, welche die Räder dann wiederum nach Südafrika bringt. „An den Transportkosten beteiligen wir uns“, sagt Küpper.

    Bürger spenden Räder an den Fahrradpool
    Die Räder erhält der Fahrradpool vorwiegend von Bürgerinnen und Bürgern in der Region, die entweder selbst mit dem Radfahren aufhören oder sich ein neues Fahrrad zulegen. Letzteres hätte gerade durch die aktuelle E-Bike-Welle zugenommen, denn viele Menschen hätten sich für ein elektrisches Rad entschieden und ihr altes Fahrrad nicht mehr benötigt, so Küpper. Vielen Händlern fehle zudem die Zeit, Räder selbst zu reparieren. „Das übernehmen dann wir. Wir reparieren zum Beispiel Fahrradschläuche, Bremsen, Schaltung oder Belichtung“, sagt Küpper. Die hierfür nötige Reparaturwerkstatt ist direkt vor Ort, ebenso wie unzählige Ersatzteile.
    Während anfangs noch häufiger der ein oder andere versucht hätte, über den Fahrradpool ein irreparables Fahrrad zu entsorgen, sei dies in letzter Zeit viel besser geworden. „Gerade im Anfangsjahr war ich in ganz vielen Kellern, um alte Räder anzuschauen, die schlichtweg nicht mehr verwertbar waren“, erinnert sich Küpper. „Alles was wir verkaufen ist technisch einwandfrei und entspricht der Straßenverkehrsordnung.“

    Nachfrage ist aktuell so groß wie nie
    Die Nachfrage ist aktuell größer denn je, nicht zuletzt aufgrund der ukrainischen Flüchtlinge in Laupheim, denen der Fahrradpool 75 Räder hat zukommen lassen. Gerade die Zahl der zu reparierenden Räder sei in diesem Jahr so groß wie noch nie. Aber auch der Verkauf floriert in letzter Zeit: Neulich hätte man das hundertste Rad dieses Jahres verkauft. Und so gelinge es auch jedes Jahr aufs Neue, trotz der Reparationskosten einen großen Gewinn zu machen, der wiederum direkt an soziale Zwecke in der Region und weltweit fließt. Im vergangenen Jahr hat der Fahrradpool Laupheim für seine Arbeit den Ehrenamtspreis des Kreises erhalten. Über die Anerkennung freut sich Küpper sehr und meint: „Die 500 Euro Preisgeld haben wir direkt wieder in unsere Werkstatt gesteckt.“
    Für die Zukunft sieht er keinerlei Probleme. „Es ist die größte Genugtuung für mich, dass unser Team, bestehend aus drei Gründungsmitgliedern, bis heute auf acht angewachsen ist“. Dabei stimmt ihm auch Enver Zengin zu, der sich als jüngstes Mitglied seit zwei Jahren im Fahrradpool engagiert. „Ich bin selbst Flüchtling. Mir geht es darum, zu helfen“, erzählt er. Helfen zu können, sei ohnehin ein schönes Gefühl, findet auch Manfred Küpper. „Neulich hat hier ein Kind geweint, weil wir sein Fahrrad nicht reparieren konnten. Da haben wir ihm einfach eines geschenkt.“

    Text und Foto: Frederic Schenkel

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