Biberach sz
Houzayfa Al Rahmoun hätte niemals gedacht, dass er einmal Theater spielen oder Regisseur eines Stücks sein würde. Als er vor sechs Jahren aus seiner Heimat Syrien geflohen ist, wollte er einfach nur weg. Er wusste nicht, wo er einmal leben würde oder was mit ihm geschieht. Er floh gemeinsam mit seinem Bruder vor dem Militär, dem IS und vor dem Krieg. Ihre Reise führte sie zunächst in den Libanon, vor eineinhalb Jahren ist er in Deutschland angekommen. In Biberach hat sich für den heute 21-jährigen Syrer einiges verändert.
Houzayfa Al Rahmoun ist mit dem Theater in Berührung gekommen, er spielte bei „Cosi fan tutte“ und „Zaide“ mit. Jetzt hat er sein eigenes Stück geschrieben. Unter dem Titel „Das Schiff – Der Tod“ soll das interkulturelle Theaterstück im April im Komödienhaus in Biberach aufgeführt werden. Die Proben laufen schon. Zehn Schauspieler haben bereits ihre festen Rollen. „Ich brauche aber mindestens 20 Leute, die mitspielen. Zwei Hauptrollen fehlen mir auch noch“, sagt der junge Regisseur. „Das zu schaffen, ist mein großer Traum. Wenn ich das alles schaffe, mache ich eine große Party.“
Finanzielle Unterstützung nötig
Susanne Maier, Leiterin der Jugendkunstschule, glaubt fest an Houzayfa Al Rahmoun und sein Talent. „Als ich sein Stück gelesen habe, war ich sehr beeindruckt. Er hat seine eigene Geschichte auf künstlerische Art umgesetzt. Ich mag die Sprache, sie hat soviel Sinnlichkeit und Poesie.“ Deshalb hofft Susanne Maier auf finanzielle Unterstützung für dieses Projekt: „Ich wünsche mir sehr, dass das andere auch so sehen. Denn für solch ein Theaterprojekt braucht man einen langen Atem.“ Besonders beeindruckt ist sie davon, dass ein syrischer Flüchtling selbst ein Projekt in die Hand nimmt und das mit 20 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen umsetzen möchte. Die Herkunft und das Alter spielen dabei keine Rolle.
Auch Houzayfa Al Rahmoun weiß, dass sein ganzes Projekt ohne Geld nicht funktioniert: „Wir brauchen ein Bühnenbild, Kostüme, Plakate, Flyer und haben auch Fahrtkosten“, sagt er. „Aber irgendwie schaffe ich das. Ich will die Hoffnung nicht verlieren, denn wenn ich die Hoffnung verliere, dann habe ich nichts mehr.“ In seinem jungen Leben hat Houzayfa Al Rahmoun aber schon viel schlimmere Dinge erlebt und er weiß, es geht immer irgendwie weiter.
Das größte Geschenk für sein Talent hat er bereits bekommen. Houzayfa Al Rahmoun wurde an einer Schauspielschule in Berlin angenommen. Im April, direkt nach den Aufführungen im Komödienhaus, soll es losgehen. „Ich bin so glücklich. Ich kann es gar nicht glauben. Ich liebe Berlin und freue mich auf die Ausbildung.“ Aber jetzt gilt es, sich voll und ganz auf sein Stück zu konzentrieren.
Mit dem Titel „Das Schiff – Der Tod“ will Houzayfa Al Rahmoun ein Bild bei den Menschen hervorrufen. „Die Geschichte ist nicht nur meine Geschichte, sie betrifft alle Flüchtlinge“, sagt er. „Ich bin zwar nicht mit dem Schiff gekommen, aber ich kann es fühlen, was andere erlebt haben.“ Houzayfa Al Rahmoun blickt trotzdem in eine hoffnungsvolle Zukunft: „Ich freue mich auf mein eigenes Leben, ich möchte mein eigenes Geld verdienen und nicht länger gefesselt sein.“
Wer das Projekt von Al Rahmoun unterstützen möchte, kann unter dem Verwendungszweck „Das Schiff“ auf folgendes Konto bei der Kreissparkasse Biberach spenden: DE07 6545 0070 0000 0521 75.
Wer Interesse hat, mitzuspielen, kann sich bei der Jugendkunstschule Biberach melden unter der Telefonnummer 07351/301984 oder per E-Mail an
Weitere Infos gibt es auch unter
www.juks-biberach.de
Unterschrift Foto: Ein großer Wunsch von Houzayfa Al Rahmoun ist bereits in Erfüllung gegangen: Er geht im kommenden Jahr nach Berlin und besucht dort eine Schauspielschule. Bild: Tanja Bosch, ©Schwäbische Zeitung