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    Oberbürgermeister spricht beim Biberacher Bürgertag über Flüchtlinge, das Ehrenamt und einen „Geldsegen“

    Biberach, 09.10.2015 (Tanja Bosch, ©Schwäbische Zeitung)

    Viele Gäste sind am Donnerstagabend der städtischen Einladung gefolgt und erlebten den zweiten Biberacher Bürgertag in der Stadthalle. Immer am 8. Oktober rücken verdiente Ehrenamtliche aus der Stadt in den Mittelpunkt. In diesem Jahr bekamen zwei Bürger, Edeltraud und Günther Garlin, für ihr vielfältiges Engagement die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg verliehen. Mit der Bürgerurkunde wurden Hermann Hamma, Elisabeth Höld, Peter Mohrschulz und Peter Rupf ausgezeichnet.

    Oberbürgermeister Norbert Zeidler würdigte in seiner Rede natürlich das Ehrenamt in Biberach und vor allem all jene, die sind für Asylbewerber und Flüchtlinge einsetzen. „Integration erfordert aber mehr als nur das Erlernen unsere Sprache, sie fordert Achtung und Respekt vor unseren Verfassungswerten.“ In der momentanen Situation sei eine nahtlose Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Stellen und Ehrenamtlichen unerlässlich. Dabei ging es auch um den „großen gewaltigen“ Satz , wie Zeidler ihn beschreibt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ und schiebt hinterher: „Auch die Würde des Flüchtlings ist unantastbar.“

    Es gebe aber natürlich auch Einwanderer, die einen robusten Crahkurs in Sachen Zivilisation und Rechtsstaat erhalten müssten: „Auch das gehört zum Alltag eines jeden Einwanderungslandes dazu. Die Einwanderer werden sich ändern müssen - wir auch.“

    Bei allen kritischen Diskussionen sollten die Bürger aber nicht vergessen, in welch einem Luxus „wir hier leben“. Vor allem Biberach sei eine Stadt die immer besonderer werde: „Während zahlreiche Kommunen den Gürtel enger schnallen müssen, wird 2015 das wahrscheinlich wirtschaftlichste erfolgreichste Jahr“, verkündet Norbert Zeidler. „Nach neuesten Schätzungen dürfen wir statt mit 85 Millionen Euro Gewerbesteuern mit 135 Millionen Euro rechnen.“ Der Applaus war dem Biberacher Oberbürgermeister nach diesem Satz sicher. Er bat allerdings darum angesichts des Geldsegens „die Kirche im Dorf“ zu lassen: „Bleiben wir realistisch, kritisch gegenüber allen Ausgaben und auf hohem Niveau bescheiden.“

    Denn kommende Investitionen stehen an, wie beispielsweise ein deutlich gesteigertes Wohnungsbauprogramm. „Wir brauchen viel mehr bezahlbare Wohnungen, nicht nur, aber auch für Flüchtlinge“, sagte Zeidler. „Denn auch in Biberach sollten Familien mit geringem Einkommen oder Alleinerziehende mit Kindern nicht mit Flüchtlingen um Wohnungen konkurrieren müssen.“ Das wäre sozialer Sprengstoff. Seiner Meinung nach sollten Bund und Länder ihre Mittel für die soziale Wohnraumförderung von derzeit zwei Milliarden Euro mindestens verdoppeln, denn „die Situation ist angespannt, sodass keine Zeit verloren gehen darf“.

    In Biberach ist der Oberbürgermeister aber stolz und dankbar, was die Haupt- und Ehrenamtlichen bisher gemeinsam geleistet haben: „Wir haben einen engen Schulterschluss hinbekommen.“ Denn neben baulichen und anderen harten Faktoren dürfte keiner vergessen, „dass viele unserer neuen Mitbürger Furchtbares erlebt haben, brutale Strapazen hinter sich haben und wahrscheinlich auch uns gegenüber unsicher sind“. Und am Ende stell er die große Frage: „Wer von uns würde schon freiwillig sein Heimat verlassen?“

    Unterschrift Foto: Oberbürgermeister Norbert Zeilder ist stolz auf „seine“ Stadt und die vielen ehrenamtlich engagierten Bürger. Bild: Tanja Bosch, ©Schwäbische Zeitung