Biberach sz
Bis Ende Juni soll eine neue Strategie vorliegen, wie der Landkreis beim Thema Flüchtlingsunterkünfte weiter verfahren will, sollten die Zahlen so niedrig bleiben, wie im Moment. Im Mai sind dem Kreis Biberach bislang nur drei Flüchtlinge zugewiesen worden, im April waren es noch 47, im März sogar noch 359.
„Es ist eine Atempause“, sagt Bernd Schwarzendorfer, Sprecher des Landratsamts, keiner weiß allerdings, ob wir nicht schon bald wieder höhere Zahlen haben werden.“ Weil der Kreis bisher immer Flüchtlinge entsprechend der geforderten Quote aufgenommen habe, seien derzeit die Kreise bei der Zuteilung dran, die die Quote noch nicht erfüllt haben, so Schwarzendorfer.
Für das Landratsamt ist das Ganze im Moment eine Gratwanderung: Einerseits muss es genügend Unterkünfte vorhalten, sollten die Zahlen plötzlich wieder steigen; andererseits kann man aus Kostengründen nicht einfach eine große Zahl an Unterkünften bereit stellen, die dann leer stehen.
Landrat Heiko Schmid hat deshalb alle Städte und Gemeinden angeschrieben, dem Landratsamt mitzuteilen, ob sie planen, durch Miete, Kauf oder Neubau weitere Plätze für die Anschlussunterbringung von Flüchtlingen zu schaffen. „Wir brauchen eine neue Gesamtstrategie, falls die Zahlen so niedrig bleiben“, sagt Schwarzendorfer. Bis diese Strategie Ende Juni vorliegt, werde das Landratsamt die Anschlussunterbringung von Flüchtlingen in Städten und Gemeinden nicht mit Hochdruck verfolgen, so dass keine Gemeinde Gefahr läuft, hier unter Druck zu geraten.
Nachdem das größte Problem in den vergangenen Monaten war, Dächer für die Flüchtlinge zu finden, konzentriert sich Jürgen Kraft, Leiter des Amts Flüchtlinge und Integration im Landratsamt, mit seinen Mitarbeitern nun auf das Thema Integration. „Die Hauptaufgabe unserer Sozialarbeiter ist, die Menschen in Arbeit zu vermitteln.“ Zusammen mit der Agentur für Arbeit versuchen sie geeignete Jobs für die Flüchtlinge zu finden. Gesucht sind auch sogenannte Ein-Euro-Jobs. „Hier stehe ich in Kontakt zu den Bauhöfen der Städte und Gemeinden“, sagt Kraft. „Wer sich dort bewährt, hat auch Aussichten auf andere, bessere Jobs. Da müssen wir die ,Vitamin-B-Schiene’ nützen“, so Kraft.
Parallel dazu müssen mehrmals wöchentlich Busfahrten für Flüchtlinge nach Sigmaringen, Meßstetten und Karlsruhe organisiert werden für Flüchtlinge, die noch keinen Asylantrag stellen konnten. „Das sind bei uns im Kreis immer noch rund 500“, sagt Kraft.
Noch immer kommen – wenn auch in geringer Zahl – minderjährige Flüchtlinge ohne Angehörige in den Landkreis. Hier bevorzugt man im Landratsamt die Unterbringung in Gastfamilien, weil die Jugendlichen, die zwischen zehn und 18 Jahren alt sind, dort die deutsche Sprache schneller lernen. „Wir suchen hierfür nach wie vor weltoffene Gastfamilien“, sagt Sabine Epperlein, Leiterin des Sachgebiets Soziale Dienste im Landratsamt.
Insgesamt leben im Kreis Biberach aktuell 3081 Flüchtlinge, davon 2129 in Gemeinschaftsunterkünften, 952 in der Anschlussunterbringung. Von den 111 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen leben 56 in Gastfamilien, 33 in vollstationären Einrichtungen und 33 in eigenen Wohngruppen. 464 Flüchtlinge sind derzeit in Sprachkursen, 521 besuchen eine Schule, 143 einen Kindergarten, 94 sind in Beschäftigung, 82 in gemeinnütziger Arbeit und zwei in Ausbildung. (Stand: 19. Mai 2016)
Wer Arbeitsplätze für Flüchtlinge hat, meldet sich unter Telefon 07351/52-6363. Wer Gastfamilie für einen Minderjährigen sein möchte, meldet sich bei Jessica Branz, 07351/52-7630 oder Inge Engler, 07351/52-6473.
Unterschrift Foto: Das Amt für Flüchtlinge und Integration im Landratsamt Biberach ist in den vergangenen Monaten personell stark angewachsen. Bild: Landratsamt Biberach, ©Schwäbische Zeitung