20160511_sz_bc_vhs.JPG

    Durch höhere Flüchtlingszahl steigt der organisatorische Aufwand – Stadt stellt finanzielle Mittel zur Verfügung

    Biberach, 11.05.2016 (Gerd Mägerle, ©Schwäbische Zeitung)

    Biberach gem
    Durch die hohe Zahl der Flüchtlinge in Stadt und Landkreis ist auch die Nachfrage nach Deutschkursen in den vergangenen Monaten rapide angestiegen. Um dies organisatorisch besser bewältigen zu können, hat der Gemeinderat beschlossen, Finanzmittel für zwei befristete 0,5-Stellen bereitzustellen. Eine davon ist bei der Volkshochschule (VHS) Biberach angesiedelt und wird von der Stadt komplett finanziert, eine andere gibt es bereits seit Anfang Mai bei der Caritas. Diese Stelle wird von der Stadt mitfinanziert.

    Waren es bis zum Herbst 2015 in der Biberacher Volkshochschule etwa 100 Kursbesucher pro Tag, so hat sich diese Zahl inzwischen auf rund 300 erhöht. Viele davon sind Flüchtlinge, die die verschiedenen Deutsch- oder Integrationskurse besuchen. Für die Mitarbeiter der Volkshochschule bedeutet dies einen erheblichen organisatorischen Mehraufwand. Dies auch deshalb, weil das Landratsamt die verwaltungstechnische Erfassung und Zuordnung der Kurse auf die Bildungsträger seit Januar an die VHS abgegeben hat.

    „Wir müssen bei jedem Interessenten klären, ob er Anspruch auf einen Deutsch- oder Integrationskurs hat, wir müssen eine Einstufung des Sprachniveaus vornehmen und den ganzen behördlichen Schriftverkehr abwickeln“, sagt VHS-Leiter Werner Szollar. Die sogenannte Supportstelle, die auf zwei Jahre befristet ist und im Lauf des Jahres besetzt werden soll, dürfte dabei Abhilfe schaffen.

    Im Gemeinderat bestand Einmütigkeit bei der Genehmigung der Stelle. Bei derart beeindruckenden Teilnehmerzahlen an den Kursen stimme man gerne zu, hieß es unisono aus den Fraktionen. „Wir sehen das auch als eine humanitäre Herausforderung an“, sagte Gabriele Kübler (SPD).

    100 Ehrenamtliche helfen mit

    Einstimmig fiel auch das Votum für die finanzielle Unterstützung einer Koordinierungsstelle für ehrenamtliche Deutschkurse für Flüchtlinge aus. Sie wurde zu Monatsbeginn bei der Caritas geschaffen. Weil manche Flüchtlinge lange auf die Teilnahme an einem offiziellen Sprachkurs warten müssen, wird der Erwerb von Sprachkompetenz in Biberach inzwischen durch viele ehrenamtliche Angebote zumindest ein Stück weit aufgefangen. Insgesamt können rund 100 Personen ehrenamtliche Deutschförderung anbieten, bis zu 300 Flüchtlinge nutzen diese Angebote inzwischen.

    Um auch hier die Abläufe besser koordinieren zu können, wurde auf Anregung des Rotary Clubs Biberach die Stelle bei der Caritas geschaffen. Auch sie ist auf zwei Jahre angelegt. Die insgesamt 31000 Euro Kosten pro Jahr wollen sich Stadt (13000), Rotary-Club (2500), Bruno-Frey-Stiftung (5000), Caritas Biberach-Saulgau (2500) und Landkreis (8000) teilen. Während Stadt, Landkreis, Caritas und Bruno-Frey-Stiftung ihre Mittel bereits zugesagt haben, liegt von der District-Konferenz der Rotarier noch keine Entscheidung vor. Sollte diese negativ ausfallen, würde die Stadt den geplanten Anteil an den Kosten übernehmen.

    Jeggle: Mehr Frauen in die Kurse

    CDU- und SPD-Fraktion appellierten in der Ratssitzung an den Rotary-Club, hier ein positives Signal zu geben. „Wir dürfen stolz sein, dass auch die Koordinierung der Sprachkurse bisher ehrenamtlich geschultert wurde“, sagte Peter Schmogro. Inzwischen habe das ganze Thema aber eine solche Dynamik bekommen, dass dies nicht mehr möglich sei. Seine Fraktionskollegin Elisabeth Jeggle sah es als „existenziell wichtig“ an, dass vor allem Frauen in die ehrenamtlichen Kurse gehen, damit die Integration gerade von Familien gelinge. „Vielleicht muss man da auch ein bisschen Druck ausüben“, so Jeggle.

    Das ehrenamtliche Engagement sei gerade im Flüchtlingsbereich überwältigend, sagte Gabriele Kübler (SPD), deshalb brauche es bei der Koordinierung der Kurse dringend Entlastung. Bei der Caritas sei die neue Stelle gut angesiedelt, fand Steffi Etzinger (Freie Wähler). „Die ehrenamtliche Arbeit lebt von guter Koordination“, sagte Manuela Hölz (Grüne).

    Auch seine Fraktion stimme tendenziell zu, sagt Christoph Funk (FDP), „das Ganze passiert aber unter großem Zeitdruck, und es ist auffallend, dass wieder einmal die Stadt die finanzielle Hauptlast trägt“.

    Unterschrift Foto: Integrationskurs in der Volkshochschule: In den vergangenen Monaten haben die Teilnehmerzahlen hier, aber auch bei ehrenamtlichen Sprachkursen, extrem zugenommen. Neue Stellen sollen nun helfen, die Kursangebote besser zu koordinieren und zu organisieren Bild: Gerd Mägerle, ©Schwäbische Zeitung