20170502_sz_aulendorf_lernw.JPG

    Vorhaben von Helferkreis und Stadt Aulendorf soll im Herbst starten – Positive Bilanz des Projekts „Arbeit und Praktika“

    Überregional, 02.05.2017 (Karin Kiesel, ©Schwäbische Zeitung)

    Aulendorf sz
    Der Helferkreis-Asyl-Aulendorf hat für das Projekt „Arbeit und Praktika“ (die SZ berichtete) nach einem Jahr eine positive Bilanz gezogen. Mehr als 30 Asylbewerber haben mitgemacht und in etwa 15 Betrieben ein Schnupperpraktikum absolviert. Drei Syrer haben dadurch sogar einen festen Arbeitsplatz in Aulendorf bekommen. Einer bei einer Imkerei Gerster und zwei bei der Gärtnerei Salzbrunn. Im Herbst soll gemeinsam mit der Stadt und einem Träger das Projekt „Lernwerkstatt“ starten.

    Wie Andreas Schulte vom Helferkreis berichtet, war das Schnupperpraktikum-Projekt „sehr erfolgreich“. Von den Flüchtlingen sei das Projekt „sehr gern“ angenommen worden. Und auch die Betriebe hätten davon profitiert. „Bei dem Projekt ging es darum, den Flüchtlingen erste Einblicke in die deutsche Arbeitswelt zu verschaffen“, erläutert Schulte. Als das Projekt im Frühjahr vergangenen Jahres gestartet wurde, wartete der Großteil der Asylbewerber auf den Beginn der Integrationskurse. „Es ging auch darum, ihnen in dieser Zeit eine Beschäftigung zu bieten.“ Größtes Problem war laut Schulte in den ein- bis zweiwöchigen Schnupperpraktika allerdings die Sprachbarriere.

    Da die meisten Asylbewerber nun die sechsmonatigen Integrationskurse besuchen, ist das Projekt „Arbeit und Praktika“ nun abgeschlossen, wie Schulte weiter ausführt. Bei der anschließenden Arbeitsvermittlung durch das Jobcenter will der Helferkreis die Flüchtlinge aber weiterhin begleiten und unterstützen. „Wir können sehr gut beurteilen, was gut zum einzelnen Flüchtling passt oder welcher Betrieb in Aulendorf infrage kommt“, sagt Schulte.

    Weil Integration ein jahrelanger Prozess ist und nur durch Sprache, soziale Kontakte und Arbeit funktioniert, hat der Helferkreis bereits ein neues Projekt initiiert. Gemeinsam mit der Stadt Aulendorf und einem Träger (Einzelheiten konnte Schulz noch nicht nennen), soll im Herbst die „Lernwerkstatt“ starten. Dort sollen Flüchtlinge berufliche Qualifikationen vor allem im Bereich Handwerk erlernen. „Auch der Bereich Gastro und Hauswirtschaft ist geplant“, erklärt Schulte. In beiden Branchen werden Facharbeiter gesucht. Dass die Kreishandwerkerschaft Ravensburg Flüchtlinge verstärkt integrieren will und in ihnen auch eine Chance sieht, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, hat beispielsweise auch Geschäftsführer Franz Moosherr bereits im Sommer vergangenen Jahres deutlich gemacht („Handwerk will mehr Flüchtlinge integrieren“, SZ vom 22. Mai 2016).

    Die „Lernwerkstatt“ muss laut Schulz noch im Gemeinderat behandelt und beschlossen werden, „das Ziel ist, dass wir im Herbst starten können“. Da die meisten Asylbewerber im Sommer ihren Integrationskurs abschließen, sei der Zeitpunkt dann ideal. In der „Lernwerkstatt“ sollen die Flüchtlinge dann herausfinden, welcher Beruf am besten zu ihnen passt und dementsprechende Vorqualifikationen für eine Berufsausbildung erwerben. „Wir sehen das als Türöffner“, sagt Schulz. Auch für die etwas älteren Asylbewerber, die möglicherweise keine Berufsausbildung mehr bekommen oder zum Ende bringen, sei dies eine Möglichkeit, überhaupt „mal irgendwo etwas zu bekommen“, ist sich Schulz sicher.

    In Aulendorf leben rund 100 Flüchtlinge. Die meisten von ihnen stammen aus Syrien, einige aus Albanien oder Afghanisten. Im Helferkreis engagieren sich aktuell zwischen 40 und 60 Aktive und unterstützen die Asylbewerber

    Unterschrift Foto: In der geplanten „Lernwerkstatt“ in Aulendorf sollen Flüchtlinge herausfinden, welcher Beruf am besten zu ihnen passt und dementsprechende Vorqualifikationen für eine Berufsausbildung erwerben. Bild: Sven Hoppe, ©Schwäbische Zeitung