Durch die neuen Flüchtlinge in Riedlingen kommen auch auf den Tafelladen neue Herausforderungen zu. Denn innerhalb von Wochen hat sich das Klientel, das im Laden in der Ziegelhüttenstraße einkaufen darf, etwa verdoppelt. Zudem müssen die ehrenamtlichen Mitarbeiter mit den Spannungen zwischen den bisherigen Kunden und den Flüchtlingen auseinandersetzen.
Von einer „schwierigen Phase“ spricht der ehemalige Riedlinger Bürgermeister, Hans Petermann, der sich ehrenamtlich für den Tafelladen engagiert. Denn er und auch die anderen Helfer der Einrichtung spüren die gewachsenen Animositäten zwischen Alt- und Neukunden. Vor der Flüchtlingskrise hatten rund 60 Menschen in der Region aufgrund ihrer Bedürftigkeit die Möglichkeit im Tafelladen billig Lebensmittel zu erwerben. Nun sind es schlagartig deutlich mehr geworden. Beide Gruppen werden im Tafelladen gleich behandelt. Doch dies wird von den Alt-Kunden, vor allem ehemalige Aussiedler, nicht akzeptiert, sie fühlen sich benachteiligt, nach dem Motto: „Wir waren doch zuerst da“.
Doch das spielt an den beiden Öffnungstagen Mittwoch und Samstag beim festgelegten Ablauf keine Rolle. Maximal fünf Personen können gleichzeitig in den Laden. Um zu verhindern, dass alle gleichzeitig in den kleinen Laden drängen, wird vorab eine Nummer ausgelost, und somit eine Reihenfolge bestimmt. Wer hinten liegt, muss eben warten. So ist es letztlich egal, ob man als erster bereits eine halbe Stunde vor dem Laden wartet oder kurz vor der Verlosung kommt, die Chancen sind gleich. Doch die Helfer haben den Eindruck, dass die häufig etwas älteren Aussiedler sich von vorwiegend jungen Flüchtlingen eingeschüchtert fühlen. Mit klaren Regeln und Anweisungen werde versucht dies zu minimieren, deutet Petermann an. Zudem wird versucht, dass immer auch Männer am Eingang vor dem Tafelladen den Ablauf überwachen.
Mit der Zahl an Flüchtlingen steigt auch der Bedarf an billigen Lebensmitteln. Der Tafelladen erhalten ihre Waren von Einkaufsmärkten und Geschäften aus Riedlingen, Ertingen und Zwiefalten geschenkt. Dies sind Waren, die kurz vor dem Ablaufdatum stehen oder bei frischen Produkten, die vom Vortag sind. Bei diesen Produkten herrsche auch kaum Mangel. Aber vor allem bei lange haltbaren Grundnahrungsmitteln hapert es, berichten Petermann und Elisabeth Geiger berichten. Mehl, Zucker, Öl… werde immer benötigt.
Um dies zu kaufen, benötigt der Tafelladen Spenden von außen und einen Träger, über den die Spenden laufen. Denn laut eigenen Statuten darf der Tafelladen keine Lebensmittel zu kaufen. So spielt hier die Evangelische Kirchengemeinde, die die Gründung des Tafelladens mitinitiiert hat, eine Mittlerrolle, wie Pfarrerin Anne Mielitz erläutert. Spenden, die für den Tafelladen gekennzeichnet sind, werden entsprechend weitergegeben.
Nach dem jüngsten Aufruf des Tafelladens sind auch viele Spenden eingegangen, wie Mielitz und Petermann darlegen. Knapp 6000 Euro wurden gespendet (siehe auch „Am Rande“). Darunter sind auch 1500 Euro von Schülern der Realschule. Denn seit mehreren Jahren sammelt die Realschule Altkleider, die dann verkauft werden. Der Erlös geht an einen guten Zweck. Nun haben sich Schulleitung und die Schüler-Mitverwaltung (SMV) entschieden, den Gewinn der vergangenen zwei Jahre dem Tafelladen zu übergeben.
Auch bei anderen Aktionen kommt Schülern von Realschule, Gymnasium und Gemeinschaftsschule eine entscheidende Rolle zu: Bei Märkten in der Region sprechen Schüler Passanten an und bitten sie vorgefertigte Pakete für den Tafelladen zu kaufen. „Ohne die Schüler wäre dies gar nicht durchführbar“, sagt Elisabeth Geiger. Auch durch diese Aktionen erhält der Tafelladen Grundnahrungsmittel, die er weitergeben kann.
Der Tafelladen in Riedlingen ist 2007 gegründet worden, vor allem auf Initiative aus der evangelischen Kirchengemeinde. Träger des Tafelladens ist das Deutsche Rote Kreuz. Der Laden, in dem Bedürftige mit Ausweis einkaufen dürfen, hat samstags ab 11 Uhr und am mittwochs ab 12 Uhr geöffnet. Die Lebensmittel werden vornehmlich von Geschäften der Region gespendet.Für den Laden sind derzeit rund 28 Ehrenamtliche im Einsatz. (uno)
Unterschrift Foto: Die Realschule hat den Erlös ihre Altkleideraktion an den Tafelladen gespendet. Der benötigt dieses Geld für Grundnahrungsmittel, an denen es immer mangelt. Unser Bild zeigt (von links) Hans Petermann, Schülersprecher Jonathan Roll, Schülersprecheri Bild: Bruno Jungwirth, ©Schwäbische Zeitung