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    Der Läufer Lamin Bah aus Gambia hofft auf eine große Karriere

    Biberach, 19.10.2016 (Franziska Telser, ©Schwäbische Zeitung)

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    Lamin Bah hat 2014 sein Heimatland Gambia verlassen, weil er dort keine Perspektive mehr hatte. Zweieinhalb Jahre später gewinnt der Läufer seine ersten Wettkämpfe.

    Noch ein bisschen muss Lamin Bah durchhalten, bis er am Ziel angekommen ist. Noch ein paar Meter weiterlaufen und er hat zehn Kilometer hinter sich gebracht. Kraftvoll setzt er ein Bein vor das andere. Er spürt den Boden unter den Füßen, die Luft in seiner Lunge. Am Ziel sieht er seinen Betreuer Wilhelm Kleinhans stehen, der bei fast jedem Wettkampf dabei ist, und gewinnt. Fast vier Minuten schneller als alle anderen Teilnehmer ist Lamin Bah beim Burrenwaldlauf über die zehn Kilometer gelaufen. Der 1,60 Meter große Läufer aus Gambia galt von Anfang an als Favorit.

    Eine neue Heimat

    Zweieinhalb Jahre ist es her, dass er sein Heimatland verlassen hat. „Wenn du in Gambia ein guter Läufer bist, hat nur die Polizei oder das Militär Interesse an dir“, erzählt der 19-Jährige. Lamin Bah aber will eine Chance: Eine Chance, ein guter Läufer zu werden, eine Chance auf internationalen Erfolg, eine Chance wie Mo Farah. Der Läufer, der für Großbritannien bei Olympia in Rio und London Gold geholt hat. Deshalb macht er sich auf den Weg. Sein Ziel heißt Deutschland. Er lässt sein altes Leben hinter sich, seine Familie, seine Freunde, seine Heimat.

    Die erste Station ist Libyen. Dort lebt er in einem Flüchtlingsheim. Um die Miete zu verdienen, arbeitet er in einem Supermarkt. Vor einem Jahr beschließt Lamin Bah, seine Reise fortzusetzen. Zusammen mit 93 anderen Flüchtlingen besteigt er ein Schiff nach Italien. Von dort aus geht es mit dem Zug weiter nach Deutschland. Die Landeserstaufnahmestelle entscheidet, dass er nach Biberach verteilt wird. Seit elf Monaten lebt er in der Gemeinschaftsunterkunft in der Haberhäuslestraße. „Mir gefällt es hier sehr gut. Vor allem wegen der tollen Laufwege“, sagt er. Seine Lieblingsstrecke geht von Biberach über Warthausen in Richtung Ehingen. Lamin Bahs Talent fällt seinem ehrenamtlichen Betreuer Wilhelm Kleinhans auf, der selbst läuft. Er nimmt ihn mit zum Lauftraining des SSV Ulm 1846 und zum Lauftreff der TG Biberach. Sechs Mal pro Woche wird trainiert. Sofort ist er als festes Teammitglied integriert.

    Die ersten Wettkämpfe lassen nicht lange auf sich warten. Und die Erfolge auch nicht. Beim Stadtlauf in Biberach belegt er im Hauptlauf den zweiten Platz. „So zweimal im Monat nimmt er jetzt an Wettkämpfen teil“, erklärt sein Betreuer. Das Startgeld bezahlt ein Sponsor des SSV Ulm 1846. So oft er kann, begleitet Kleinhans Lamin Bah zu seinen Wettkämpfen. „Er ist sehr diszipliniert und fleißig“, sagt Kleinhans. Neben seinem Training arbeitet er 30 Stunden pro Woche bei einer Fastfoodkette. „Das macht mir nichts aus. Hauptsache ich kann laufen“, sagt er.

    In seinen Teams fühlt er sich sehr wohl. „Die Konkurrenz ist stark“, sagt Lamin Bah. Deshalb macht es ihn sehr traurig, dass er im vergangenen Frühjahr wegen seines Aufenthaltsstatusses nicht mit in die Türkei in das Trainingslager des SSV Ulm 1846 fahren darf. Der gewonnene Burrenwaldlauf soll nur der Anfang seines Erfolgs sein. Denn Laufen bedeutet für Lamin Bah seine Zukunft. Geld will er damit verdienen, wie sein Vorbild Mo Farah. Sein Betreuer und Freund Wilhelm Kleinhans glaub fest daran, dass Lamin Bah es schaffen kann.

    Unterschrift Foto: Lamin Bah beim Burrenwaldlauf 2016, wo er mit großem Abstand Erster wurde. Bild: Manfred Fakler, ©Schwäbische Zeitung