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    Ausstellung in der Kulturscheune auf dem Sandhof in Langenenslingen ist von 1. Mai bis 3. Juni, immer sonntags zu sehen

    Langenenslingen, 25.04.2016 (Marion Buck, ©Schwäbische Zeitung)

    Langenenslingen sz
    „Kunst aus aller Kinder Länder“ zeigt eine Ausstellung, die am Samstag, 30. April, auf dem Sandhof in Langenenslingen eröffnet wird. Junge Künstler, in der Betreuung des Kinderheims Haus Nazareth in Sigmaringen, präsentieren in der Kulturscheune der Familie Ludwig ihre Werke, von 1. Mai bis 3. Juni, immer sonntags, von 10 bis 16 Uhr.

    In der Kulturscheune auf dem Sandhof geht es in den nächsten Tagen noch geschäftig zu. Bilder müssen noch aufgehängt und Skulpturen ins rechte Licht gerückt werden. Die Kunstwerke kommen aus dem Haus Nazareth. Dort arbeitet der Langenenslinger Martin Ludwig seit vergangenen November. Und auf dem Weg zu seinem Büro kommt er im Flur der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung täglich an Bildern vorbei, die in der Vormittagsbetreuung und Kunst-AG des Kinderheims entstanden sind. Bilder, die es wert sind, einem breiten Publikum gezeigt zu werden, denn sie sind von beachtlichem Niveau und lassen den Betrachter staunen.

    Entstanden sind die Werke in der Vormittagsbetreuung und in der Kunst-AG. Dort haben Kinder und Jugendliche die Möglichkeit ihre Gefühle, Erinnerungen und Visionen künstlerisch auszudrücken und auf eine Leinwand zu bringen oder in andere künstlerische Ausdrucksformen fließen zu lassen. Marie Didßoneit ist Kunsttherapeutin und leitet die 15 Kinder, zwischen drei und 18 Jahren, an. Die Bildrahmen werden selbst hergestellt. Der Rahmen wird aus Holz zusammengebastelt, als Leinwände werden ausgediente Bettlaken aufgespannt.

    Porträtmalen ist in der Gruppe sehr beliebt. Dafür hat die Kunsttherapeutin ein wirkungsvolles Verfahren entwickelt. „Für Kinder ist wichtig, dass ein gutes Produkt entsteht“, sagt sie. Das stärke das Selbstbewusstsein. Deshalb werden die Fotos für die Porträts auf zwei Töne, ähnlich einem Scherenschnitt, reduziert, auf Folie kopiert und über einen Projektor auf die Leinwand projiziert. Die Kinder zeichnen die Umrisse ab und können sich dann künstlerisch in ihre Werke vertiefen. So sind eine Reihe von Porträts entstanden, die in der Ausstellung zu sehen sind.

    Erlebnisse werden verarbeitet

    Aber auch andere Kunstwerke sind zu sehen. Ein Bild zeigte eine Friedenstaube hinter einem blutroten Friedenssymbol, ein anderes eine Moschee, ein weiteres den Pariser Eiffelturm. Die Anschläge in Paris waren in der Gruppe ebenso Thema wie die Erlebnisse der Flüchtlingskinder. Denn in der Sigmaringer Kinder- und Jugendeinrichtung sind auch eine Reihe unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge untergebracht. Was sie auf ihrer Flucht erlebt haben, lässt sich oft nicht in Worte fassen. Künstlerisches Arbeiten kann hier eine gute Ausdrucksmöglichkeit sein, wenn die Worte fehlen.

    Gemeinsam in der Gruppe mit deutschen Kindern werde ein buntes Mischmasch gesprochen, erleben die beiden Erzieherinnen Jessica Branding und Manuela Palmer vom Haus Nazareth. Deutsch werde so nebenher gelernt. Im Gegenzug erfahren beispielsweise Schulverweigerer, wie wichtig Flüchtlingskindern das Lernen ist.

    Der Familie Ludwig ist es ein Anliegen, den jungen Künstlern eine öffentliche Plattform zu bieten. Dafür eignet sich ihre Kulturscheune auf dem Sandhof bestens. Sonntags, beim Familienfrühstück, können die Kunstwerke bis 3. Juni angeschaut werden. Erste Gelegenheit dazu bietet sich am 1. Mai, wenn bei Ludwigs Hoffest ist. Die Kulturscheune in Langenenslingen ist die erste Station, dann sollen die Werke ins Sigmaringer Rathaus wandern und anschließend im Landratsamt in Biberach ausgestellt werden.

    Informationen zum Ausstellungsbesuch außerhalb der Öffnungszeiten und zum Familienfrühstück, Telefon 0171/6257009.

    Unterschrift Foto: Die Ausstellung „Kunst aus aller Kinder Länder“ wird in der Kunstscheune in Langenenslingen aufgebaut: Jessica Branding, Marie Didßoneit, die beiden Künstler Amir und Faris, dahinter Manuela Palmer und Caroline Ludwig, Bild: Marion Buck, ©Schwäbische Zeitung