Spätestens Ende November soll die neue Gemeinschaftsunterkunft im früheren EnBW-Verwaltungsgebäude an der Biberacher Bahnhofstraße für Flüchtlinge hergerichtet sein. 170 Menschen sollen dort Platz finden. „Nach dem Jahreswechsel könnten wir allerdings Probleme bekommen, unserer Verpflichtung zum Unterbringen der Flüchtlinge nachzukommen“, sagte Hermann Kienle, Leiter des Kreissozialamts, diese Woche bei einer Infoveranstaltung für Anwohner im alten EnBW-Gebäude.
Rund 1000 Flüchtlinge erwartet der Landkreis Biberach nach aktuellen Schätzungen noch bis Jahresende. Eigentlich hätten bereits am Mittwoch 90 weitere ankommen sollen, „dies wurde jedoch kurzfristig wieder verschoben“, so Bernd Schwarzendorfer, Sprecher des Landkreises, zur SZ. Auch für den Rest der Woche sei keine Ankunft von Flüchtlingen mehr geplant. „Das bedeutet aber nicht, dass wir deswegen weniger aufnehmen müssen. Die kommen dann eben zu einem späteren Zeitpunkt“, so Schwarzendorfer.
Bis Jahresende reichen die Kapazitäten in den Gemeinschaftsunterkünften des Kreises noch aus, „wenn wir all das umsetzen können, was wir momentan geplant haben“, sagte Kienle bei der Infoveranstaltung. Für die Zeit danach brauche der Kreis dringend weitere Objekte für die Unterbringung. Ziel des Landratsamts sei es weiterhin, eine Belegung von Sporthallen zu vermeiden. „Wir sind einer der wenigen Landkreise, die das bisher geschafft haben. Ob wir das aber auch in Zukunft umgehen können, kann ich nicht versprechen“, so der Leiter des Sozialamts.
Die neue Unterkunft im früheren EnBW-Gebäude bietet aus Sicht des Landratsamts ideale Voraussetzungen. Der Kreis belegt dort das Erdgeschoss und das halbe erste Obergeschoss mit Flüchtlingen. Im Moment laufen dort Umbau- und Sanierungsarbeiten. „Wir haben hier viele Räume, die großzügig geschnitten sind, und auch Räume, die sich für Sprachunterricht, Hausaufgabenbetreuung und andere Angebote ehrenamtlicher Initiativen eignen“, sagt Kienle. Hier setze der Landkreis auf weitere Menschen, die bereit sind, sich ehrenamtlich einzubringen. „Wir haben hier im Keller sogar eine komplette Schreinerwerkstatt, wo man zum Beispiel Angebote machen könnte“, sagt Jürgen Kraft, Sachgebietsleiter Flüchtlinge beim Landratsamt.
Belegt wird die Unterkunft sowohl mit Familien als auch mit Einzelpersonen aus verschiedenen Ländern und unterschiedlicher Religionszugehörigkeit. „Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht“, sagt Ernst Grassl, Leiter der Unterkünfte im Kreis Biberach. Er erläuterte, dass der Eingang zur Unterkunft von der Innenhofseite erfolgen werde. „Wir wollen den Innenhof entwickeln. Auch er bietet sich für verschiedene Angebote an“, so Kienle. Das Landratsamt prüft derzeit auch eine Videoüberwachung des Hofs. „Wir wollen aber, dass es ein offenes Haus ist und die Flüchtlinge hier so frei leben können, wie alle anderen Biberacher auch. Es soll kein Getto werden“, sagt Kraft.
Anwohner wollten bei dem Infoabend auch wissen, wie es um die Gesundheit der Flüchtlinge stehe. Diese würden in den Landeserstaufnahme-Einrichtungen untersucht, sagte Kraft und auch in Biberach gebe es nochmals Untersuchungen. „Auch auf die Gesundheit der Flüchtlingskinder, die ja hier zur Schule gehen werden, achten wir sehr genau“, so Grassl.
Der Biberacher Gemeinderat thematisiert die aktuelle Situation der Flüchtlingsaufnahme in seiner Sitzung am Montag, 26. Oktober, ab 17 Uhr im Ratssaal des Rathauses. Petra Alger, Sozialdezernentin des Landkreises wird dabei die neusten Zahlen vorstellen. Das Thema steht als erster Punkt auf der Tagesordnung, so dass auch Zuhörer in der direkt anschließenden Bürgerfragestunde die Möglichkeit haben, Fragen zu stellen.
Unterschrift Foto: Ins frühere Verwaltungsgebäude der EnBW in der Biberacher Bahnhofstraße sollen ab Ende November 170 Flüchtlinge einziehen Bild: Gerd Mägerle, ©Schwäbische Zeitung