Sie will „Türöffner“ für Alleinerziehende, Rentner, kinderreiche Familien, Flüchtlinge oder Sozialhilfeempfänger sein: Die kirchliche Wohnungsinitiative der Caritas Biberach-Saulgau in Kooperation mit den Dekanaten Biberach und Saulgau hilft Menschen aktiv bei der Suche nach bezahlbaren Wohnraum. Die Caritas nimmt dabei die Zügel in die Hand, kümmert sich um die Mietzahlungen und betreut die Mieter.
Ein Beispiel, das nicht aus der Luft gegriffen ist: Einer alleinerziehenden Mutter mit zwei kleinen Kindern wird wegen Eigenbedarfs die Wohnung gekündigt. Ihr und den Kindern gefällt die renovierte Drei-Zimmer-Wohnung in der Altstadt von Bad Saulgau. Doch sie hat im Grunde genommen keine Chance, Mieterin zu werden. Sie kann sich die Wohnung nicht leisten. „Die Mietpreise gehen nach oben“, sagt Peter Grundler, Regionalleiter des Caritasverbands Biberach-Saulgau.
Grundler moniert, dass der soziale Wohnungsbau seit Jahren eingestellt worden und die Zahl der vorhandenen Sozialwohnungen durch den Wegfall der Zweckbindung nicht ausreichend sei. „Der Wohnraumbedarf sozial geschwächter Menschen kann nicht allein mit Neubauten abgedeckt werden“, so Grundler.
Die Diözese Rottenburg-Stuttgart erkannte diese Problematik schon vor Jahren auf und stellte für die kirchliche Wohnrauminitiative „Türöffner“ finanzielle Mittel zur Verfügung. Die Caritas Biberach-Saulgau hatte sich gemeinsam mit den Dekanaten Biberach und Saulgau für das Projekt der Menschlichkeit und Nächstenliebe beworben und startete mit der Initiative vor drei Monaten in Biberach, Laupheim und Bad Saulgau. Mit ersten Erfolgen. „Drei Mietverhältnisse kamen bereits zustande“, sagt Projektleiter Robert Talaj. Ein guter Anfang. Aber die Nachfrage ist groß. „80 Interessenten haben sich bisher gemeldet. Wir können aber derzeit nur 15 Wohnungen anbieten. Mehr gibt der Markt nicht her“, ergänzt Joachim Schmucker, Fachbereichsleiter soziale Dienste.
Und deshalb ist Robert Talaj ständig auf Achse, macht leerstehende Wohnungen ausfindig und besichtigt sie. Seine Ansprechpartner sind private Eigentümer, Baugenossenschaften, Städte und Gemeinden, Stiftungen. Talaj nimmt Kontakt zu den Eigentümern auf, die früher schon ihre Wohnung vermietet hatten, jetzt aber nicht mehr gewillt sind, ein Mietverhältnis einzugehen. „Viele Eigentümer wollen nicht mehr vermieten, weil sie schlechte Erfahrungen gemacht haben“, sagt Talaj.
Mietrückstände, beschädigte oder verwüstete Wohnungen gäben Eigentümer als Gründe an, warum sie von einem neuen Mietverhältnis absehen wollen. Und genau das will die Caritas ändern. „Wir werden professionell zwischen Vermieter und Mieter vermitteln, die Mietphase begleiten und als konkreter Ansprechpartner zur Verfügung stehen.“ Beim Auswahlverfahren der Mieter wird darauf geachtet, ob der potenzielle Mieter für die Wohnung geeignet ist und ob er eine laufende Sozialbetreuung durch die Dienste der Caritas benötigt. Und ganz wichtig: „Vermieter und Mieter müssen zusammenpassen“, ergänzt Talaj.