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    Kreistagsausschuss kann sich nicht auf eines der Angebote für den Bau einer Gemeinschaftsunterkunft in Laupheim einigen

    Laupheim, 08.10.2015 (Roland Ray, ©Schwäbische Zeitung)

    Fast 1600 Flüchtlinge leben derzeit im Landkreis Biberach, mit mindestens 1100 weiteren Zuweisungen rechnet das Landratsamt bis zum Jahresende. Der stetige Strom hat die Kreisverwaltung veranlasst, den Bau einer Gemeinschaftsunterkunft für 80 Menschen in Laupheim zu planen. Vier Angebote von Modulbaufirmen sind in der engeren Wahl. Am Mittwoch wurden sie im Verwaltungs- und Finanzausschuss des Kreistags vorgestellt – und kontrovers diskutiert.

    „Bei der Bewertung der Entwürfe haben wir uns schwer getan“, sagte der Kreiskämmerer Ralf Miller. Alle erfüllen die geforderten Kriterien, werden mit Gas beheizt und wären bis Mai 2016 realisierbar. Doch in der Herangehensweise der Hersteller und in der Optik gibt es Unterschiede, die sich im Preis niederschlagen.

    Wie viel die einzelnen Angebote kosten, wurde den Kreisräten gesagt, aber nicht öffentlich gemacht. Im Vorfeld war der Neubau auf dem Gelände der Kilian-von-Steiner-Schule mit rund zwei Millionen Euro veranschlagt worden.

    Der Kreiskämmerer warb offenkundig nicht für das billigste Angebot. Der Hersteller aus Blaustein gruppiert fünf zweigeschossige Baukörper mit Satteldach zu einem „Dörfle“ mit Innenhof. Sie eignen sich aus Millers Sicht besonders gut für eine wie immer geartete Nachnutzung, auch als Anschlussunterkunft. Außerdem: „Damit sich eine solche Anlage in die Umgebung einfügt, sollte man auch ein bisschen auf die Anmutung achten.“

    „Keinen Präzedenzfall schaffen“

    Mit Blick auf die nach ihrer Einschätzung langfristige Verwendung der Gebäude empfahlen Miller und Schmid, auf Nachhaltigkeit zu setzen und den Fokus „nicht nur auf schnell und günstig“ zu legen. Etliche Kreisräte argumentierten anders. „Es werden noch sehr viele Flüchtlinge kommen“, sagte Ummendorfs Bürgermeister Klaus Reichert (CDU). „Wir müssen schnell und praktikabel helfen und so günstig wie möglich an die Sache herangehen.“ Er warnte davor, Menschen ungleich zu behandeln und mit dem Bauvorhaben in Laupheim einen Präzedenzfall zu schaffen: „Andere Kommunen werden genau hinschauen und Vergleichbares einfordern, wenn es um Neubauten geht.“

    Eugen Schlachter (Grüne) pflichtete Reichert bei: „Der Preis spielt eine entscheidende Rolle. Es wird nicht die letzte Flüchtlingsunterkunft sein, die wir bauen. Architek-tonische Highlights brauchen wir in dem Fall nicht.“

    Mario Glaser (FWV) teilte die Bedenken. In der Fraktion gebe es indes keine einheitliche Meinung. Alexandra Scherer (CDU) erinnerte an die Verpflichtung der Räte den Steuerzahlern gegenüber und plädierte für die günstigste Variante. „Wir werden noch viel bauen müssen, mit dem Ansatz ,schön’ werden wir nicht weit kommen“, sagte sie. Der Erolzheimer Rathauschef Jochen Ackermann sorgt sich, dass der Kreis Maßstäbe setzen könnte, „die nicht zu halten sind, wenn die Flüchtlinge in die Anschlussunterbringung kommen“.

    Franz Lemli (SPD) vertrat den Standpunkt, dass für die Akzeptanz der geplanten Unterkünfte die Optik schon wichtig sei. Laupheims Bürgermeister Rainer Kapellen (CDU) fand die Argumente beider Seiten schlüssig, erinnerte freilich daran, dass die einst für Asylbewerber gebauten Unterkünfte in der Laupheimer Weldenstraße auch nach über 20 Jahren noch stehen und jetzt überlegt werde, dort Kinder zu betreuen. Das spreche dafür, ein Augenmerk auf Dauerhaftigkeit und das Thema Nachnutzung zu richten.

    Der Ausschuss hat keine Empfehlung an den Kreistg ausgesprochen. Die Entscheidung für eines der vier Angebote soll nächsten Mittwoch im Plenum fallen.

    Unterschrift Foto: Auf dem Grundstück der Kilian-von-Steiner-Schule will der Landkreis eine Gemeinschaftsunterkunft für 80 Flüchtlinge bauen. Die Stadt Laupheim ist dabei, den Bebauungsplan entsprechend zu ändern. Bild: Agathe Markiewicz, ©Schwäbische Zeitung