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    Streetworker tauschen sich beim Arbeitstreffen der Landesarbeitsgemeinschaft Mobile Jugendarbeit in Biberach aus – Flüchtlinge im Fokus

    Biberach, 08.02.2016 (Tanja Bosch, ©Schwäbische Zeitung)

    Biberach sz
    Zum landesweiten Arbeitstreffen der Landesarbeitsgemeinschaft Mobile Jugendarbeit/Streetwork haben sich vergangene Woche 30 Streetworker aus ganz Baden-Württemberg in Biberach getroffen. Für den Biberacher Verein Jugend Aktiv ist dieses Treffen besonders wichtig: „Ein Austausch mit anderen, die in diesem Feld tätig sind, hat für uns eine große Bedeutung, schließlich sind es dieselben Themen, die uns beschäftigen“, sagt Wolf König, Geschäftsführer von Jugend Aktiv. „Es geht auch darum, wo wir uns bei bestimmten Themen positionieren, aber auch, wo wir uns vielleicht von anderen abgrenzen.“


    Flüchtlinge und Jugendarbeit

    Das Thema des jetzigen Arbeitstreffens war „Mobile Jugendarbeit und Flüchtlinge“, denn die steigenden Zahlen an jugendlichen Flüchtlingen sind auch in der Jugendarbeit spürbar. „Wir haben darüber gesprochen, was unser Arbeitsfeld für junge Flüchtlinge tun kann und wo wir helfen können. Aber auch, wo unsere Grenzen sind“, sagt Christiane Hillig von der Geschäftsstelle der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) aus Stuttgart. „Wir brauchen Ressourcen, denn die gleiche Anzahl von Mitarbeitern reicht nicht aus.“

    Bei Jugend Aktiv gibt es momentan zwei volle Stellen für die mobile Jugendarbeit, dahinter stehen drei Mitarbeiter. Im nächsten halben Jahr können die Stellen um 45 Prozent aufgestockt werden, da sich der freie Jugendhilfeträger um zwei Förderprogramme beworben hat und diese Anträge bewilligt wurden. Zum einen kann deshalb ein Projekt mit jungen Flüchtlingen umgesetzt werden und zum anderen startet ein medienpädagogisches Programm für junge Menschen in benachteiligten Lebenslagen. „Die Projekte sind eine Chance für uns. Im nächsten halben Jahr können wir schauen, was wir in diesem Bereich in Biberach noch brauchen und ob wir möglicherweise weitere Kapazitäten benötigen“, sagt Andreas Heinzel, stellvertretender Geschäftsführer bei Jugend Aktiv. Dass es beim Thema mobile Jugendarbeit und Flüchtlinge sehr brisant werden könnte, wurde ebenfalls beim Fachtag angesprochen: „Es gibt Ängste bei den Jugendlichen, um die wir uns bereits intensiv kümmern“, weiß Christiane Hillig. „Da kommen dann schon so Sprüche wie: Toll, jetzt kümmert ihr euch nur noch um die Flüchtlinge. Sie haben das Gefühl, ihnen wird etwas weggenommen.“ Denn die Zielgruppe der Streetworker seien diejenigen, die sonst durch alle Raster fallen. „Da muss man sehr sensibel vorgehen.“ „Da müssen wir wirklich aufpassen“, sagt auch Susanne Gnann, Streetworkerin bei Jugend Aktiv. „Wir spüren schon, dass einige Jugendliche Ängste haben und wollen Vorurteile gegenüber den Flüchtlingen abbauen.“ Es sollten natürlich auch Begegnungen stattfinden, aber das müsse langsam gehen. Deshalb soll es künftig im Rahmen des bewilligten Projekts „Flüchtlinge ankommen lassen“ einmal pro Woche eine Sprechstunde für junge Flüchtlinge geben. „Da werden wir dann schauen, wo die einzelnen Jugendlichen dazupassen und wie sie sich einbringen könnten“, sagt Andreas Heinzel.

    Tolles bestehendes Netzwerk

    Dass das Thema Flüchtlinge nach diesem Winter nicht vorbei ist, ist allen klar. „Welche Rolle die Jugendarbeit dabei in Zukunft spielen wird, wissen wir noch nicht“, sagt Wolf König. „Es werden aber bestimmt einige Familien nachkommen.“ Deshalb will Jugend Aktiv vorbereitet sein. „Wir haben hier auf jeden Fall schon ein tolles Netzwerk in Biberach, was auch an den vielen ehrenamtlichen Helfern liegt“, sagt Andreas Heinzel. „Alles andere liegt in den Händen der Entscheidungsträger, wir können lediglich unsere Sicht aus der Praxis weitergeben.“

    Unterschrift Foto: Beim Fachtag der Landesarbeitsgemeinschaft Mobile Jugendarbeit in Biberach tauschen sich die Mitarbeiter von Jugend Aktiv mit anderen Streetworkern aus (von links): Annika Isak, Üstün Halici, Christiane Hillig, Mathieu Coquelin, Susanne Gnann, Wolf Kö Bild: Tanja Bosch, ©Schwäbische Zeitung