Biberach sz
Die Initiative „1:1 – Mensch zu Mensch“ des früheren Biberacher Oberbürgermeisters Thomas Fettback und des Journalisten Johannes Riedel gehört jetzt zur Bürgerstiftung Biberach. Seit Ende 2015 leistet die Initiative mit kleinen Geldbeträgen schnelle unbürokratische Hilfe in der Flüchtlingsarbeit. „Das Ganze hat inzwischen aber eine Größenordnung erreicht, dür die wir eine bessere Struktur brauchen“, sagt Riedel. Diese Möglichkeit biete sich bei der Bürgerstiftung.
Die Sammeldosen von „1:1“ stehten inzwischen in vielen Geschäften in Biberach und dem Umland. Rund 100 davon gibt es inzwischen. „Die Sammeldosen laufen gut, sie sind inzwischen zu einem Markenzeichen geworden“, sagt Riedel. Mehr als 5200 Euro kamen auf diese Weise zusammen. Mit dem Geld halfen Fettback und Riedel vor allem in Einzelfällen, für die es sonst keine andere Finanzierungsmöglichkeiten gibt. „Das reicht vom Kauf der Bus-Monatskarte, damit ein Flüchtling an seine neue Arbeitsstelle kommt“, so Riedel, „bis hin zum Kauf von Kickschuhen, um Flüchtlingen das Mitspielen in einem Fußballverein zu ermöglichen.“ Beantragt wird das Geld immer von einer Person, die den jeweiligen Flüchtling betreut. So wuren pro Antrag bislang im Durchschnitt 123 Euro ausgeschüttet. „Es geht um die schnelle unbürokratische Hilfe bei kleinen Dingen“, sagt Thomas Fettback.
Inzwischen gebe es aber auch größere Einzelspenden. „Wenn es um Spendenquittungen ging, haben wir bislang schon die Bürgerstiftung ins Boot geholt“, so Riedel. Nachdem zum Jahresende nun auch bestimmte Sonderegelungen für das Finanzieren bestimmter Maßnahmen im Flüchtlingsbereich ausgelaufen seien, sei es an der Zeit, „1:1“ in eine neue Struktur zu bringen. „Einen neuen Verein wollten wir aber nicht gründen“, sagt Johannes Riedel.
Weil Thomas Fettback innerhalb der Bürgerstiftung bereits den Arbeitskreis (AK) Integration/Migration betreut, lag es nahe, die hier vorhandenen Synergien zu nutzen. „Wir fusionieren sozusagen mit dem Arbeitskreis“, sagt Thomas Fettback. Das Spendenkonto von „1:1“ bleibt aber weiterhin eigenständig unter dem Dach der Bürgerstiftung bestehen. Auch künftig wollen Fettback und Riedel damit schnell und unbürokratisch helfen. Deswegen werde man auch die Spendendosen weiterhin in den Geschäften finden, so Riedel. Über Einzelförderungen, die über 500 Euro hinausgehen, entscheiden aber künftig nicht mehr Fettback und Riedel, sondern der Arbeitskreis sowie der Stiftungsrat.
Was die künftige Arbeit im AK Integration der Bürgerstiftung angeht, so soll es weniger eine Unterscheidung zwischen Flüchtling und Nicht-Flüchtling geben. „Das erscheint uns nicht sinnvoll“, so Fettback. Vor allem zwei Dinge sollen vorangetrieben werden: Zum einen will sich der AK Integration, wie er künftig heißt, noch stärker mit Angeboten im Bereich der Sprachförderung einbringen. Zum anderen soll eine niederschwellige Anlaufstelle in der Stadt geschaffen werden, für all jene, die sich mit dem Stellen bestimmter Anträge oder anderen bürokratischen Anforderungen überfordert fühlen.
Ehrenamtliche gesucht
„Das soll keine Fachberatung sein, wie es sie bei Kommunen oder dem Landkreis bereits gibt“, sagt Fettback. Vielmehr gehe es nur um ein Sichten von Unterlagen, um den eigentlichen Fachberatungsstellen im Idealfall die Arbeit zu erleichtern. Dafür brauche es Ehrenamtliche und Räumlichkeiten, im Idealfall zentral in der Stadt gelegen.
Bei der Bürgerstiftung Biberach ist man froh über die Lösung, die Initiative „1:1“ nun unter dem eigenen Dach zu haben. „Von der Ausrichtung und der Aufgabenstellung passt es gut zu dem, was wir an Stiftungsarbeit bereits bisher geleistet haben“, sagt die neue Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Gisela Eggensberger.
Neuer Vorstand bei der Bürgerstiftung
Zum Jahresende 2016 hat Hubertus Droste sein Amt als Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung Biberach niedergelegt. Seine Nachfolgerin ist Gisela Eggensberger. Ihr Stellvertreter ist seit diesem Jahr Josef Schneiderhan, der bislang im Stiftungsrat tätig war. Vorsitzende des elfköpfigen Stiftungsrats bleibt Eva-Maria Dünkel, ihr Stellvertreter ist Thomas Fettback.
Das Stiftungsvermögen der 2005 gegründeten Stiftung ist von 64000 Euro auf 1,25 Millionen Euro angewachsen. Zwischen 30000 bis 40000 Euro schüttet die Stiftung jährlich für Projekte in den Bereichen Bildung/Erziehung, Kinder/Jugendliche, Natur und Umwelt sowie für Menschen in schwierigen Lebenslagen aus. Im Jahr 2016 waren es sogar 47000 Euro – die höchste Ausschüttung seit der Stiftungsgründung. Mit der Streuobstwiese (Grünes Klassenzimmer) und dem AK Integration hat die Stiftung auch zwei eigene Projekte.
Erstmals ist die Bürgerstiftung heuer mit einem Stand auf der Messe „Aktiv 50plus“ am 7. April in Biberach vertreten. „Damit möchten wir uns unter anderem an die Menschen wenden, die sich vorstellen können, später einmal einen Teil ihres Vermögens der Stiftung zukommen zu lassen“, sagt Josef Schneiderhan. Die Bürgerstiftung plant in diesem Jahr deshalb auch einen Infoabend zum Thema „Erben, Vererben und Stiften“, bei dem die Möglichkeiten und rechtlichen Rahmenbedingungen aufgezeigt werden. Weitere Aktionen runden das Jahresprogramm der Bürgerstiftung ab.
Weitere Informationen gibt es im Internet unter
Unterschrift Foto: Die Initiative „1:1 – Mensch zu Mensch“ ist jetzt der Bürgerstiftung Biberach angegliedert: (v. l.) Josef Schneiderhan, Thomas Fettback, Johannes Riedel, Gisela Eggensberger und Eva-Maria Dünkel. Bild: Gerd Mägerle, ©Schwäbische Zeitung