Um das Thema Flüchtlinge ist es ruhiger geworden. Plätze in Gemeinschaftsunterkünften wurden abgebaut, die Gebäude teilweise aufgegeben oder weitervermietet. Es ist Normalität eingekehrt. Die Menschen, die aus ihrer Heimat geflohen sind, sind nun Teil der Gesellschaft geworden. Viele haben Jobs gefunden, machen eine Ausbildung und nehmen am sozialen Leben teil. Der Landkreis Biberach hat die große Herausforderung also gemeistert.
Aktuell leben knapp 3200 Flüchtlinge im Kreis, davon sind 530 Menschen in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht. Monatlich kommen noch rund 15 bis 20 Menschen an, überwiegend aus afrikanischen Ländern. „Die Lage hat sich total entspannt im Vergleich zu 2015 und 2016“, sagt Sozialdezernentin Petra Alger. „Es gab einen Monat im Jahr 2015, da sind fast 500 Menschen angekommen, das war eine echte Herausforderung.“
Im Jahr 2015 sind insgesamt mehr als 2000 Menschen im Landkreis angekommen, 2016 waren es noch rund 1000 Zuweisungen. Nach Schließung der Balkanroute waren es 2017 noch 425 Zuweisungen und dieses Jahr 338 Menschen (Stand 28. November).
3000 Plätze in der Hochphase
In der Hochphase gab es im Landkreis 3000 Plätze in annähernd 60 Gemeinschaftsunterkünften für die Menschen, die aus ihrer Heimat geflohen sind. Mittlerweile wurden rund 2000 Plätze abgebaut. In Biberach waren es die großen Unterkünfte in der Bahnhofstraße, in der Waldseer Straße und die Modulbauten in der Bleicherstraße. Dazu kam die Felsengartenstraße, die Klockhstraße, eine Wohnung im Wolfental und die Unterkunft im Haberhäusle. „In Biberach hatten wir mehr als 800 Plätze“, sagt Petra Alger. Aktuell sind es noch knapp 180 Plätze, von denen 96 derzeit belegt sind.
Von den rund 3200 Flüchtlingen im Kreis haben knapp 1900 eine Berechtigung, in Deutschland zu bleiben, das sind knapp 60 Prozent. „Es sind überwiegend Syrer“, sagt Petra Alger. „Vorerst dürfen sie für drei Jahre bleiben und dann wird erneut individuell entschieden, ob eine Heimkehr zumutbar ist.“ Eine hohe Wahrscheinlichkeit bleiben zu dürfen haben auch Flüchtlinge aus dem Irak.
Rund 900 Flüchtlinge haben den Aufenthaltsstatus Gestattung, das sind knapp 30 Prozent. Diese Menschen befinden sind noch im Asylverfahren, das heißt über den Asylantrag wurde noch nicht entschieden. „Hier wird es wahrscheinlich eine hohe Ablehnungsquote geben“, sagt Hermann Kienle, stellvertretender Sozialdezernent. Elf Prozent haben den Status der Duldung, das sind 360 Menschen. „Das bedeutet, dass der Asylantrag bereits abgelehnt wurde“, so Kienle. „Diese Menschen sind ausreisepflichtig, aber manchmal gestaltet sich das schwierig, weil sie zum Beispiel ihren Pass nicht vorlegen können.“
Auf eines ist der Landkreis stolz. Von den knapp 3000 Flüchtlingen haben mehr als 1800 Menschen entweder eine Arbeit gefunden, besuchen die Schule, den Kindergarten oder machen eine Ausbildung. „Erfreulich ist für uns die steigende Zahl der Ausbildungen“, sagt Petra Alger. „Da haben wir mittlerweile ein relativ hohes Niveau erreicht.“ Dies sei auch dem Handwerk, den Kammern und der Betriebe zu verdanken. „Der schulische Teil der Ausbildung ist für die jungen Menschen allerdings eine Wahnsinns-Herausforderung“, sagt Hermann Kienle. „Lesen, schreiben und rechnen auf Deutsch, das ist gar nicht so einfach, wenn wir uns vorstellen, wir müssten das auf Arabisch lernen.“ Aber gemeinsam mit viele Ehrenamtlichen und Sprachkursen sei das zu meistern.
Stolz sind die Mitarbeiter des Biberacher Landratsamts auch, dass zu keinem Zeitpunkt Turnhallen belegt werden mussten, wie in anderen Kreisen. „Bei uns hat das irgendwie alles richtig gut funktioniert“, sagt Petra Alger. „Es war auf jeden Fall eine spannende Zeit, auch wenn wir uns teilweise im Krisenmodus befunden haben. Es hat aber gezeigt, dass wir als Verwaltung über alle Bereiche hinweg gut zusammengearbeitet haben.“ Und nicht nur das: „Auch die Ehrenamtlichen und die Kirchen haben ein tolles Engagement gezeigt.“
Unterschrift Foto: 13.08.2018, Brandenburg, Ludwigsfelde: Agham Almawlawi (l) und Mohamad Feras Almaoubwi, beide aus Syrien, erfassen im Vertriebszentrum Brandenburg der Volkswagen OTLG eingehende Ware. Beide beginnen im Herbst ihre Lehre als Logistiker. Im Land Brandenburg Bild: dpa / Bernd Settnik, ©dpa