Dürmentingen sz
„Ich liebe Blumen“, sagt der 37-jährige Mohannad Faisal – und ja, das ist nicht zu übersehen. Im Garten seiner Unterkunft in der Dürmentinger Bussenstraße findet sich eine Blütenpracht, die ein wahrer Genuss fürs Auge ist. Angepflanzt hat das der Flüchtling aus dem Irak alles selbst – nicht nur zur Freude seiner Familie, sondern auch zur Freude der Passanten.
Wenn der gelernte Goldschmied mit Spaten und Harke im Garten zugange ist, bekommt er oft Komplimente von vorbeilaufenden Bürgern. „Schöne Blumen!“, heißt es dann immer. Faisal lebt mit seiner Frau Hala und seinen drei Söhnen Saif, Sam und Saman in dem Wohnhaus, das zum ehemaligen Gasthaus Krone gehört. Eigentlich sind Gasthaus und Wohnhaus eine Gemeinschaftsunterkunft, die vom Landratsamt unterhalten wird. Doch jüngst entschied der Gemeinderat, das Untergeschoss des Wohnhauses anzumieten, sodass Familie Faisal dort in die Anschlussunterbringung kommen kann (die SZ berichtete).
Aber schon als Mohannad Faisal noch im Gasthaus-Gebäude wohnte, hat er immer wieder aus dem Fenster auf den kümmerlich aussehenden Garten geschaut. „Ach, der Garten, der ist so kaputt!“, sagte er zu den ehrenamtlich Engagierten vom Dürmentinger Helferkreis. Damit war dann der Samen für alles Weitere im wahrsten Sinne des Wortes gesetzt.
Ernten, was man sät
Denn seither bekam er immer wieder Samentütchen geschenkt und man lieh ihm Werkzeug wie Spaten oder auch einen Rasenmäher. Vergangenes Jahr begann er vor dem Winter damit, die Fläche für das Einsäen vorzubereiten. Dazu galt es vor allem, das viele Unkraut und den Müll, der sich angesammelt hatte, zu beseitigen.
Als es dann im Frühling wieder wärmer wurde, schritt Mohannad Faisal zur Tat. Inzwischen kann er ernten, was er gesät hat. Denn der Mann aus Bagdad, der mit seiner Familie der religiösen Minderheit der Mandäer angehört, hat nicht nur Blumen angepflanzt, sondern auch Gemüse: Zucchini, Kürbisse, Gurken. Natürlich landen die auch auf den Tellern der Familie. Faisal ist aber auch darum bemüht, eine ordentliche Rasenfläche auf dem Kronen-Areal zu pflegen.
Seit zwei Jahren lebt der Iraker mit seiner Familie in Deutschland, sein Asylantrag wurde inzwischen bewilligt. Allerdings musste er bis jetzt auf seinen Integrationskurs warten. Sobald dieser abgeschlossen ist, hofft er auf eine Anstellung als Elektriker. Aus einer langen Familientradition heraus hat der 37-Jährige zwar Goldschmied gelernt. Aber auf seiner Flucht aus dem Irak verbrachte er drei Jahre als Elektriker im Libanon. Wer jetzt denkt, dass doch eigentlich Gärtner der perfekte Beruf für ihn wäre, der irrt. Mohannad Faisal möchte sich das lieber als Hobby bewahren.
Der Iraker ist in Dürmentingen angekommen, sucht aktuell nach einem kleinen Haus mit genügend Platz für die fünfköpfige Familie. „Immer weiter schauen“, ist sein Motto, nicht vergangenen Schwierigkeiten nachhängen. Sein ältester Sohn Saif kommt im September in die dritte Klasse der Dürmentinger Grundschule. Der dreijährige Sam besucht den Kindergarten. Dort haben die anderen Kinder und die Erzieherinnen auch etwas vom Garten der Faisals. Denn Sam bringt jeden Tag eine Blume mit.
Unterschrift Foto: Fühlen sich rundum wohl in ihrem Blumenbeet: Mohannad und Hala Faisal mit ihren Kindern (von links) Sam, Saif und Saman. Bild: Kerstin Schellhorn, ©Schwäbische Zeitung