Altshausen sz
Seit fast genau einem Jahr leben Flüchtlinge im Haus am Weiher in Altshausen. Am kommenden Montag, 26. September, jährt sich der Tag, an dem viele Helfer das ehemalige Pflegeheim kurzfristig für 100 bis 150 angekündigte Asylbewerber herrichteten. Das ist Anlass, nicht nur für Helfer und Flüchtlinge, sondern auch für Bürger von Altshausen, zusammenzukommen. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr im Sitzungssaal in der Alten Post.
Yankuba Fatty ist einer der Asylbewerber, die seit einem Jahr im Haus am Weiher wohnen. Der 24-Jährige stammt aus Gambia, im Haus am Weiher teilt er sich ein Zimmer mit drei Mitbewohnern. „In Altshausen fühle ich mich zu Hause“, sagt er. In der Gemeinde hat er schnell Anschluss gefunden, vor allem Dank des Helferkreises, des Fußballvereins und der Sozialarbeiter im Haus am Weiher. Der Helferkreis habe ihm geholfen, Deutsch zu lernen. Inzwischen kann er fast alles verstehen und sich schon ziemlich gut ausdrücken. Beim FV Altshausen spielt er seit einem Jahr Fußball. „Es ist alles gut mit den Leuten“, sagt er. „Ich bin sehr dankbar.“
Eine Arbeit hat Yankuba Fatty auch schon gefunden. Derzeit absolviert er ein Praktikum beim Elektro-Fachcenter Hagen in Wilhelmsdorf, eine Ausbildung zum Elektriker wurde ihm bereits in Aussicht gestellt. Woran es momentan noch etwas hakt, ist die Sprache. Für die Arbeitswelt sollte sein Deutsch noch besser werden. Der 24-Jährige wünscht sich, dass er in Deutschland bleiben kann, aber nach einem Jahr wartet Yankuba Fatty noch immer auf seinen Asylbescheid. „Ich warte auf meinen Asylbescheid“, sagt er. Bis dahin wolle er im Beruf sein Bestes versuchen und seine Talente einbringen.
Sozialarbeiter bringen Entlastung
Laut Marianne Mühlbach vom Helferkreis Asyl Altshausen hat sich in dem Jahr vieles sehr positiv entwickelt. „Vor allem, seit zwei feste Sozialarbeiter da sind“, sagt sie. „Die Flüchtlinge haben jetzt einen festen Ansprechpartner.“ Dadurch, dass die Sozialarbeiter viele Aufgaben wie behördliche Angelegenheiten übernehmen, seien die Aufgaben für den Helferkreis immer weniger geworden – und so sei auch die Zahl der Helfer wieder zurückgegangen. „Anfangs standen etwa 100 Namen auf unserer Liste, aber davon sind inzwischen wahrscheinlich nicht mehr als 20 übrig“, sagt sie.
Schwierigkeiten sieht sie vor allem in der Integration der jungen Männer aus Afrika. „Die Unterschiede sind sehr groß“, sagt sie. Schon allein bei den Umgangsformen sei das spürbar. „Gambier lachen viel und sind immer fröhlich und freundlich“, sagt sie. In manchen Situationen irritiere das aber die Deutschen. „Das wird oft falsch interpretiert. Die Deutschen denken dann, dass sie ausgelacht werden“, sagt Marianne Mühlbach. Das sei aber nur einer von sehr vielen Unterschieden. Außerdem komme es immer wieder vor, dass die Asylbewerber sich mit Vorurteilen konfrontiert sehen.
Arbeit ist kaum zu finden
Eine große Hürde ist laut Mühlbach der Zugang zum Arbeitsmarkt. Es sei sehr schwierig, die jungen Männer an Arbeitgeber zu vermitteln, vor allem mit längerfristiger Perspektive. „Dabei wollen sie nichts anderes, als von ihrer Hände Arbeit zu leben“, sagt die Helferin. Dass keiner wisse, ob der Asylbescheid positiv beantwortet wird, sei zusätzlich belastend – sowohl für die Flüchtlinge, als auch für die Helfer. „Wir wissen nicht, was auf diese Leute zukommt“, sagt Marianne Mühlbach.
Das Landratsamt Ravensburg, das das Haus am Weiher unterhält, ist mit der Situation die Flüchtlingsunterkunft zufrieden. „Alle Akteure, Ehrenamtliche Gemeinde, Sozialarbeit und Mitarbeiter des Landratsamts, arbeiten gut zusammen und stehen in engem Austausch, um die bestmögliche Situation für die Bewohner sicherzustellen“, sagt Franz Hirth, Pressesprecher beim Landratsamt Ravensburg. Beschwerden von Anwohnern seien nicht bekannt. „Insgesamt ist die Altshauser Bevölkerung den Flüchtlingen gegenüber sehr aufgeschlossen, was auch durch den sehr engagierten Helferkreis und dem gute besuchten Aktionstag „Wir für euch“ dokumentiert wurde“, sagt er.
Derzeitige Situation in Altshausen
In der Gemeinde Altshausen leben laut Hauptamtsleiter Dieter Heske momentan insgesamt 99 Flüchtlinge, 72 davon im Haus am Weiher. Sie wohnen in elf verschiedenen Unterkünften im Ort, in sechs kommunalen und fünf privaten Wohnungen. Die Asylbewerber haben sieben verschiedenen Nationalitäten: 42 stammen aus Gambia, 32 aus Syrien, elf aus Nigeria, je vier aus der Türkei und dem Irak, je drei aus Pakistan und Indien.
Das Haus am Weiher ist übrigens die einzige behindertengerecht ausgestattete Flüchtlingsunterkunft im Landkreis Ravensburg, zwei Rollstuhlfahrer leben dort. Die Flüchtlinge werden von zwei Sozialarbeitern und einer Arbeitserzieherin in Ausbildung betreut.
Unterschrift Foto: Seit einem Jahr leben Flüchtlinge im Haus am Weiher in Altshausen Bild: Archiv / büttner, ©Schwäbische Zeitung