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    Steyler Missionarinnen flohen erst vor dem Krieg und motivieren nun entwurzelte Menschen zum Leben

    Laupheim, 15.12.2017 (Axel Pries, ©Schwäbische Zeitung)

    Laupheim sz
    Das Projekt in Uganda hat mit der Katastrophe im Sudan begonnen: Dort wurden auch die Schwestern vom Steyler Orden Opfer der kriegerischen Auseinandersetzungen. Eine Schwester starb durch die Gewalt, die anderen flohen. Nun sind sie in Uganda aktiv – da, wo auch Flüchtlinge desselben Konflikts angekommen sind und Hilfe brauchen. Wie es ihnen ergeht, verfolgen auch ihre Ordensschwestern im Dreifaltigkeitskloster in Laupheim.

    „Die Menschen bekommen keine Unterstützung vom Staat“, erzählt die Oberin, Schwester Hildegard. „Alle Hilfe wird durch Spenden ermöglicht.“ Solche Hilfe auch, wie die Steyler Missionarinnen sie derzeit leisten. Es ist eine riesige Aufgabe. Aus Angst vor dem blutigen Bürgerkrieg im Südsudan sind Hunderttausende bis Millionen Menschen geflohen und bilden im Norden Ugandas das weltweit größte Flüchtlingslager mit über einer Million Menschen. Gleich mehrere Hilfsorganisationen sind dort aktiv, denn eine allein schafft es nicht mehr, solche Ballung menschlicher Not zu bewältigen. Vielmehr sei in Afrika eine weltweite Vernetzung von Organisationen aktiv, erzählt Schwester Hildegard. Dabei sind aktuell auch zwei Steyler Missionarinnen, und eine dritte soll im Januar hinzu kommen.

    Flucht nach Äthiopien

    Sie gehören einer neuen Missionarniederlassung an, die nach der Flucht aus dem Südsudan eröffnet wurde. Die Schwestern Benigilda Ladia und Dorothea Poli, beide aus Indonesien, waren auch schon im Sudan aktiv und sind dann über eine Zwischenstation in Äthiopien nach Uganda gekommen. Es ist zum Teil eine seelsorgerische Tätigkeit, die sie in dem Auffanglager „Bidi Bidi Refugee Settlement“ aufgenommen haben – vor allem aber eine pflegerische: Die Frauen kümmern sich um Kranke und Verletzte, zeigen den entwurzelten Menschen, wie sie ihr Leben weiterführen können. Sie ermutigen sie buchstäblich zum Über- und Weiterleben. „Schwester Beni kennt die Leute“, erklärt die Oberin Hildegard. „Sie ist Ärztin und hat schon im Sudan viel geholfen.“ Es geht vielfach um Alltäglichkeiten: um die Besorgung von Trinkwasser, um den Anbau von Gemüse. Dafür hat die Regierung des Landes den Menschen Parzellen freigegeben.

    Die Steyler Schwestern müssen täglich weite Wege zurücklegen: Es sind 17 Kilometer von ihrer Wohnung zu den Flüchtlingssiedlungen. Sie können nicht allen helfen, aber möglichst viele motivieren und animieren – vor allem Frauen und Kinder -, unter anderem indem sie sie ausbilden. Unter ihrer Betreuung werden Frauen Krankenschwestern und Lehrerinnen für die vielen Kinder im Lager. Schwester Beni etwa führt Schulungen zur Heilung von traumatischen Erlebnissen durch. Sie unterstützt Kinder und junge Frauen dabei, ihre Bildung fortzusetzen und „ihr Gesundheitsbewusstsein zu stärken“, heißt es in eienr Erklärung des Ordens. Unterstützt werden beide derzeit von Patres und einem irischen Freiwilligen, der sich als gelernter Krankenpfleger um die gesundheitlichen Bedürfnisse der Menschen kümmert. Derzeit werde auch das Lepra-Programm fortgesetzt, weil einige Menschen die Krankheit mitbrachten. Dazu kümmern sie sich seelsorgerisch um sie: Es gibt Katechismus-Unterricht, es werden Lieder eingeübt und Rosenkränze gebastelt. Kinder werden auf die Erstkommunion vorbereitet.

    Um die Kinder geht es besonders: Es ist den Schwestern ein wichtiges Anliegen, sie über die unmittelbaren Bedürfnisse hinaus zu betreuen. Sie wünschen sich Unterstützung für die Kinder und Jugendlichen in ihrer Grundausbildung und in der Berufsschule.

    Unterschrift Foto: Hilfe vor Ort leisten die Steyler Schwestern – und erfahren Anerkennung durch die geflüchteten Menschen Bild: SSpS , ©Schwäbische Zeitung