Oggelsbeuren sz
Seine Zukunft sieht Pater Alfred Tönnis in Oggelsbeuren – vorausgesetzt, er kann dort seine Arbeit in der Stiftung „Heimat geben“ weiterführen. Doch auch für den Nahen Osten hat er große Pläne: Sobald sein Visum vorliegt, will er nach Syrien reisen, um ein Krankenhaus aufzubauen. Zunächst aber zieht es ihn erneut in den Libanon – und dieses Mal möchte er eine Reisegruppe mitnehmen
Manche Orte im Libanon muss Pater Alfred seiner Reisegruppe vorenthalten: Die riesigen Lager etwa, in denen Hunderttausende syrische Flüchtlinge leben, „teilweise in erbärmlichem Zustand“, wie der Pater erzählt. Oder manche Ortsteile in der Hauptstadt von Beirut, wo immer wieder Gewalt ausbricht. Pater Alfred war bereits neun Mal im Libanon. Beim zehnten Mal möchte er interessierte Touristen mitnehmen. „Wir gehen nur in die sicheren Gebiete und haben die Reise mit dem Auswärtigen Amt abgestimmt“, beschwichtigt er.
Das Land sei „landschaftlich beeindruckend“, besonders spannend sei aber das Zusammenleben der unterschiedlichen Kulturen und Religionen. „Ich möchte nichts beschönigen, aber wir können in Deutschland vielleicht etwas vom Libanon lernen“, sagt der Pater. Zwar gebe es auch im Libanon viele Menschen, die über die große Belastung und die etwa 1,5 Millionen Flüchtlinge im Land klagen, doch insgesamt funktioniere das Zusammenleben „relativ gut“.
60 000 Euro für Operationen
Mehrere Arztzentren seien eingerichtet worden, zudem gebe es meist auch funktionierende kirchliche Strukturen mit Bistümern und Diözesen – und zahlreiche Hilfsorganisationen vor Ort. Hilfe geleistet hat auch Pater Alfred. Bei seinem Besuch in diesem Jahr hat er mit Spenden aus Deutschland in Tripolis Operationen für mittellose Syrer bezahlt. Etwa 60 000 Euro seien dafür zusammengekommen. Immer wieder kam der Pater auch mit syrischen Ärzten im Libanon ins Gespräch. Dort sei auch der Wunsch gewachsen, direkt in Syrien zu helfen. Sobald sein Visum vorliegt, möchte Pater Alfred nach Damaskus und Homs reisen und dort erste Gespräche für den Aufbau eines Waisen- und Kinderkrankenhauses führen.
Manche Ärzte im Libanon hätten ihm erzählt, dass sie nur darauf warten, zurückkehren zu können. Doch bis es so weit sei, glaubt Pater Alfred, werden mindestens noch ein bis zwei Jahre vergehen. Die Kontakte und ersten Ideen sind aber bereits da. Dass er sich für deren Umsetzung auch mit der Assad-Regierung gutstellen müsste, sei ihm bewusst. Doch er betont: „Ich bin nicht daran interessiert, mich politisch zu äußern.“ Vielmehr wolle er den Kranken und Waisen vor Ort helfen. Auch im Libanon habe er wieder die Erfahrung gemacht, dass vor allem viele Kinder und Jugendliche schwer traumatisiert seien.
Das Thema Traumatherapie hat sich Pater Alfred schon lange auf die Fahnen geschrieben. Zuletzt sorgte der Pater auch in Oggelsbeuren und im Kreis Biberach für Aufmerksamkeit, als er ein Traumatherapiezentrum für Oberschwaben forderte (SZ berichtete).
Ende des Jahres läuft der Status der ehemaligen Oggelsbeurer Klosteranlage als Gemeinschaftsunterkunft aus. Noch sei „nicht spruchreif“ wie es mit der Einrichtung weitergeht, betont der Pater. Seine Aufgabe sehe er aber auch weiterhin darin, Brücken zu bauen. Auch von Oggelsbeuren bis in den nahen Osten. Seine Stiftung heiße aus gutem Grund „Heimat geben“. Auch Syrien müsse irgendwann einmal wieder zur lebenswerten Heimat für Menschen werden.
Unterschrift Foto: Pater Alfred hat bei seinem diesjährigen Besuch im Libanon auch ein Flüchtlingscamp in der Bekaa-Ebene, kurz vor der syrischen Grenze, besucht. Bild: privat, ©Schwäbische Zeitung