Unternehmer setzen Hoffnung in Pilotprojekt

Biberach, 18.12.2017

Biberach sz
Die Jobcenter Biberach und Ulm sowie die IHK Ulm haben ein Modellprojekt für Geringqualifizierte und Flüchtlinge ins Leben gerufen, bei dem sie zu Berufskraftfahrern qualifiziert werden. „Die erfolgreichen Absolventen haben sehr gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt, auf dem ein großer Mangel an Berufskraftfahrern besteht“, heißt es in der Pressemitteilung der IHK.

„Im Vorfeld der Maßnahme haben wir untersucht, in welchen Branchen und Berufen der Fachkräftemangel besonders akut ist“, erläutert Otto Sälzle, Hauptgeschäftsführer der IHK Ulm. „Aufgrund des großen Fachkräftebedarfs haben wir uns dann gemeinsam mit den Jobcentern für die Teilqualifikation im Bereich der Berufskraftfahrer entschieden.“ Das Pilotprojekt wird von der KVS Ulm durchgeführt. Kooperationspartner sind Verkehrsunternehmen aus der Region.

Den großen Bedarf an Berufskraftfahrern unterstreichen die Vertreter der beteiligten Unternehmen. „Wir brauchen im Moment einfach Fahrer, der Markt gibt nichts mehr her“, führt Silvia Kraus, Fried-Sped aus Ummendorf, aus. Norbert Diesch von der Diesch Spedition aus Bad Buchau bestätigt: „Wir betteln aktuell regelrecht um qualifizierte Berufskraftfahrer, daher sollten Projekte wie dieses weiter ausgebaut werden.“ Für Dragan Tubin von Alba Süd in Bad Saulgau wird mit der Teilqualifikation „ein richtiger Weg beschritten, um einerseits Menschen für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren und andererseits Unternehmen bei der Fachkräftesicherung zu unterstützen“. Weitere Partnerunternehmen sind C. E. Noerpel aus Ulm und Max Wild aus Berkheim.

Berufsanschlussfähige Teilqualifikationen ermöglichen Personen ab 25 Jahren die schrittweise Erlangung einer Berufsausbildung oder den direkten Einstieg in den Arbeitsmarkt. Dabei wird ein Berufsbild in circa fünf bis acht Bausteine zerlegt, die inhaltlich an den Ausbildungsrahmenplänen ausgerichtet sind. Die Teilnehmer können die Bausteine nacheinander abschließen. Zum Schluss kann eine Externenprüfung bei einer IHK erfolgen.

Im Rahmen der Teilqualifikation Berufskraftfahrer findet von November bis März der Theorie- und Fahrunterricht bei der KVS Ulm statt. Die Teilnehmer legen in diesem Zeitraum unter anderem die Fahrerlaubnis der Klassen C und CE, den Erwerb der beschleunigten Grundqualifikation im Güterverkehr sowie Ladungssicherungsschulungen ab. Die Praxisvermittlung erfolgt im Anschluss in einem sechswöchigen Praktikum in den Partnerbetrieben. Ziel der Maßnahme ist eine anschließende Übernahme in eine Anstellung. Die 15 Teilnehmer sind zwischen 28 und 54 Jahren alt und stammen aus Deutschland, Indien, Irak, Iran, Kosovo, Syrien und der Türkei.

Harald Lämmle, Leiter des Jobcenters im Landratsamt Biberach, ist überzeugt, dass dieses Projekt erfolgreich sein wird: „Wir haben alles unternommen, damit die Betriebe qualifiziertes Personal erhalten. Sie wurden bereits bei der Teilnehmerauswahl miteinbezogen. In Einzelfällen haben wir vorbereitende Qualifizierungen durchgeführt und während der Teilnahme unterstützen wir finanziell den Sprachunterricht.“

Bei einer Auftaktveranstaltung im IHK-Bildungszentrum in Biberach haben sich die Partner über den Verlauf der Maßnahme informiert und die Vergabe der Praktikumsplätze besprochen. Bernd Berkau, Geschäftsführer der KVS Ulm, und Andre Meyer, Kraftverkehrsmeister und Dozent der Maßnahme, haben von den Erfahrungen aus den ersten Unterrichtswochen berichtet. Andre Meyer: „Die Teilnehmer sind hoch motiviert und die Zusammensetzung der Gruppe könnte nicht besser sein.“ Auch die Teilnehmer an der Teilqualifikation Berufskraftfahrer freuen sich über den Start der Maßnahme. Abdülkerim Tokyay aus Dürmentingen hat drei Jahre auf eine Maßnahme wie diese gewartet und ist nun sehr froh, dabei sein zu können.

Unterschrift Foto: Bei einer Auftaktveranstaltung im IHK-Bildungszentrum in Biberach haben sich die Partner über den Verlauf der Maßnahme informiert und die Vergabe der Praktikumsplätze besprochen. Bild: Armin Buhl/IHK Ulm , ©Schwäbische Zeitung