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    Jugendmigrationsdienst Biberach plant neue Projekte – Kirsten Herrmann und Verena Spägele begleiten aktuell rund 200 junge Migranten

    Biberach, 16.01.2018 (Tanja Bosch, ©Schwäbische Zeitung)

    Biberach sz
    Den Jugendmigrationsdienst gibt es bereits seit rund 25 Jahren in Biberach. Ziel ist es, die schulische, berufliche und soziale Integration von jungen Migranten zu fördern. Kirsten Herrmann leitet den Jugendmigrationsdienst (JMD) seit einem Jahr und geht in ihrer Arbeit mit den Jugendlichen auf. „Für mich ist es eine unglaubliche Bereicherung so einen Einblick in andere Kulturen zu bekommen“, sagt sie. „Ich habe außerdem einen ganz anderen Blick auf mein eigenes Land bekommen und bin stolz, was wir alles geschafft haben.“ Vor allem die gute Zusammenarbeit mit den Kollegen aus anderen Institutionen und die Leistung der vielen Ehrenamtlichen sei beeindruckend.

    Aktuell begleiten Kirsten Herrmann und ihre Kollegin Verena Spägele rund 200 jugendliche Migranten. „Manche werden enger begleitet und manche kommen auch nur einmal vorbei, weil sie eine Frage haben“, sagt Herrmann. Es seien auch nicht ausschließlich Flüchtlinge, die sie unterstützen, sondern auch Migranten aus dem europäischen und nichteuropäischen Raum. Die Anliegen, die die jungen Menschen zwischen zwölf und 27 Jahren haben, sind sehr unterschiedlich. In der Hauptsache geht es um die Berufswegeplanung, Ausbildung und Studium. Manchmal geht es nur darum, beim Ausfüllen eines Antrags zu helfen oder bei der Aufhebung fragwürdiger Verträge. Unterstützung gibt es zum Beispiel auch beim Schreiben von Bewerbungen oder bei den Hausaufgaben. „Die jungen Menschen kommen mit konkreten Anliegen zu uns“, sagt Kirsten Herrmann. „Wir verstehen uns als Anschubser. Es geht um Hilfe zu Selbsthilfe.“

    Der Jugendmigrationsdienst ist ein Angebot des CJD (Christliches Jugenddorfwerk) Bodensee-Oberschwaben. In den Räumen in der Radgasse 12 werden auch Integrations- und Sprachkurse abgehalten. „Die Sprache ist natürlich das Wichtigste, um sich hier zu integrieren“, sagt Herrmann. „Aber auch da brauchen die Menschen, die zu uns kommen, Unterstützung. Denn, wenn man die Sprache nicht anwenden kann, nützt das nichts.“

    Neues Projekt geplant

    Kirsten Herrmann und Verena Spägele wollen deshalb noch dieses Jahr ein Projekt ins Leben rufen, bei dem sich Migranten und Deutsche ganz ungezwungen kennenlernen und austauschen können. „Wir wissen, dass sich unsere Jugendliche mehr Kontakt zu Deutschen wünschen“, sagt Herrmann. Das spürt auch Verena Spägele in ihrer täglichen Arbeit: „Die Jugendlichen brauchen ein soziales Netzwerk, sie brauchen eine Wegbegleitung. Sei es als Unterstützung für die Schule und in der Ausbildung oder auch in der Freizeit.“

    Doch das sei manchmal gar nicht so einfach: „Es gibt einfach zu viele Vorurteile“, sagt Kirsten Herrmann. „Ich habe nichts negatives erlebt, bei uns läuft es super. Für mich sind die Jugendlichen, die zu uns kommen, einfach ganz normale junge Menschen. Nicht mehr und nicht weniger. Sie haben genauso Flausen im Kopf, wie alle anderen in ihrem Alter.“ Was man aber nicht vergessen dürfe: „Sie haben teilweise Schlimmes erlebt, das darf man nicht unterschätzen.“

    Wenn Kirsten Herrmann über den Biberacher Marktplatz geht, dann freut sie sich, dass viele Menschen unterschiedlicher Kultur dort ihre Zeit verbringen: „Das ist für mich wie im Urlaub, alles ist bunt gemischt, es fehlen nur noch die Palmen“, sagt sie. Sie findet es schade, wenn sich manche Bürger darüber ärgern: „Im Urlaub finden das alle toll, nur zuhause wollen sie das dann nicht mehr.

    Der Jugendmigrationsdienst Biberach hat seinen Sitz in der Radgasse 12. Termine können unter der Telefonnummer 07351/587930 vereinbart werden. Das Angebot ist kostenlos und für Jugendliche zwischen zwölf und 27 Jahren. Weitere Infos gibt es auch im Internet unter:

    www.jugendmigrationsdienste.de

    Unterschrift Foto: Die Mitarbeiterinnen des Jugendmigrationsdienstes beraten junge Flüchtlinge (von links): Kirsten Herrmann, Sarmad Albani aus dem Irak, Fateme Hoseini aus Afghanistan und Verena Spägele. Bild: Tanja Bosch, ©Schwäbische Zeitung