Untermarchtal sz
Auf Einladung des Bildungsforums Untermarchtal sind Flüchtlingshelfer der Verwaltungsgemeinschaft Munderkingen jetzt mit Ralf Schäfer, Ministerialrat des Ministeriums für Soziales und Integration Baden-Württemberg, ins Gespräch gekommen. Thema des Abends war das neue Integrationsgesetz. Ehrenamtliche, die sich für Flüchtlinge einsetzen, haben die Gelegenheit genutzt, um dem Fachmann aus der Praxis zu berichten.
Vor allem die Deutschkurse seien in der Verwaltungsgemeinschaft Munderkingen für Flüchtlinge und Ehrenamtliche ein Problem, erklärte Beate Kast, Flüchtlingsbeauftragte der VG. „Ich bin seit Mai im Dienst und seither wurde kein einziger niederschwelliger Kurs in der Raumschaft angeboten“, berichtete sie. Weil die Flüchtlinge ohne die Kurse keine Tagesstruktur entwickeln oder Arbeit finden könnten, wachse inzwischen eine deutlich spürbare Unzufriedenheit. „Nicht mal zehn Prozent der Flüchtlinge, die ich betreue, sind so weit, im kommenden Jahr eine Ausbildung beginnen zu können – und das, obwohl sie teilweise schon mehr als ein Jahr in Deutschland leben“, beklagt sie.
Ralf Schäfer versprach hier Besserung. Der Ministerialrat wies daraufhin, dass die Nachfrage nach qualifizierten Sprachlehrern in den vergangenen Monaten so groß gewesen sei, dass Bund und Länder diese nicht decken konnten. „Aber da die Flüchtlingszahlen aktuell deutlich sinken und Lehrer ausgebildet und eingestellt wurden, sollte sich das bald ändern“, so Schäfer. Auch für die Flüchtlinge im Betreuungsbereich von Beate Kast scheint Besserung in absehbarer Zeit in Sicht zu sein. „Vielleicht noch in diesem Jahr oder Anfang des nächsten Jahres soll ein Kurs angeboten werden“, berichtete sie.
Von Alltagsproblemen berichtete auch Woldemar Mammel, der sich für die nigerianischen Flüchtlinge in Lauterach einsetzt. Die Asylverfahren der Männer laufen noch, deshalb leben sie nach Monaten immer noch in der örtlichen Gemeinschaftsunterkunft. „Einige von ihnen könnten in Stuttgart oder Ulm arbeiten und sich so selbst versorgen, sie dürfen aber ihren Wohnort nicht verändern“, sagte Mammel. Das tägliche Pendeln mit öffentlichen Verkehrsmitteln sei von der ländlich gelegenen Gemeinde aber kaum möglich. „Der Frust wächst, da stoßen auch wir freiwilligen Helfer manchmal an unsere Grenzen.“
Schäfer kenne das Problem. Erst wenn die Asylverfahren der Flüchtlinge abgeschlossen seien, dürften sie ihren Wohnort für eine sozialversicherungspflichtige Arbeit oder eine Ausbildung verändern. Beate Kast habe aber selbst schon einen Fall betreut, in dem eine Ausnahme möglich war. Sie bot Mammel an, ihm dieses Beispiel zukommen zu lassen, um so vielleicht noch eine weitere Ausnahme zu erwirken.
Das Bundesamt für Migration habe zudem eine neue Möglichkeit geschaffen, wie Flüchtlinge wenigstens einige Stunden arbeiten könnten, berichtete Schäfer. Die Flüchtlingsintegrationsmaßnahmen (FIM) ermöglichten beispielsweise Gemeinden oder Vereinen, Asylbewerbern zusätzliche Tätigkeiten anzubieten, die sonst nicht erledigt werden könnten. Von diesen Maßnahmen habe auch Beate Kast bereits gehört. „Die Umsetzung gestaltet sich allerdings schwierig.“ Weil es für Kommunen schwer sei, tatsächliche Zusatzaufgaben zu finden, sei das Engagement in dieser Richtung derzeit noch sehr gering in der VG, sagte sie. Schäfer versicherte ihr, dass sich das ändern werde, wenn diese Modelle gängige Praxis und keine neue Sache mehr seien.
Die Pforte der Barmherzigkeit in der Vinzenzkirche in Untermarchtal wird am Samstag, 19. November, um 17 Uhr mit einem feierlichen Gottesdienst geschlossen.
Unterschrift Foto: Nicht nur mit den Schwestern des Klosters Untermarchtal, die auch Flüchtlinge in ihren Gebäuden betreuen, ist Ministerialrat Ralf Schäfer ins Gespräch gekommen Bild: Eileen Kircheis, ©Schwäbische Zeitung