Innerhalb von zwei Tagen ist die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten in Ertingen deutlich nach oben geschnellt. Aktuell (Stand 10. Dezember, 12 Uhr) verzeichnet die Gemeinde 27 infizierte Menschen. Im Mittelpunkt des Infektionsgeschehens steht eine Flüchtlingsunterkunft und ein Geflügelschlachthof. Einige Flüchtlinge wohnen nicht nur in den Unterkünften, sie arbeiten auch in dem Schlachtbetrieb.
Ansteckung in Wohngemeinschaften
Die Ansteckungen in Ertingen kämen nicht von irgendwelchen Partys, sagt Simon Gotterbarm, Leiter des Ertinger Bürgerbüros. Die Ansteckungen nähmen hier zu wie in anderen Gemeinden auch. Die meisten geschehen im häuslichen Bereich. So sei das vermutlich auch bei den infizierten Flüchtlingen geschehen, die in mehreren Häusern in Ertingen in Wohngemeinschaften lebten. Dort werde das Bad und auch die Küche gemeinsam genutzt. So käme es zwangsläufig zu häuslich bedingtem Kontakt, erklärt Gotterbarm. Außerdem arbeiteten einige der Männer, im Alter zwischen 20 und 30 Jahren, gemeinsam in einem Betrieb.
Insgesamt sind in bei der Oberschwäbischen Geflügel GmbH 78 Menschen beschäftigt. Acht davon seien Geflüchtete, sagt Tina Groß, eine der Geschäftsführerinnen. Vier wurden nach ihren Angaben positiv auf das Virus getestet, die anderen vier vorsorglich in Quarantäne geschickt.
Landratsamt spricht von 27 positiv Getesteten
Darüber hinaus seien weitere 19 Mitarbeiter, die als Kontaktpersonen gelten, in Quarantäne geschickt worden. Diese Zahlen des Landratsamtes Biberach unterscheiden sich jedoch von den Angaben der Geschäftsführerin. Aktuell gebe es 27 positiv Getestete, die im Zusammenhang mit dem Unternehmen stehen, sagt die Pressesprecherin des Landratsamtes, Verena Miller. Nur einige von Ihnen lebten in Ertingen, wie beispielsweise die Flüchtlinge. Die anderen Arbeitnehmer stammten aus anderen Orten im Landkreis Biberach.
Man sei dabei den gesamten Betrieb zu testen, sagte die Geschäftsführerin. Seit März schon würde in ihrem Unternehmen vor Arbeitsbeginn die Temperatur der Mitarbeiter gemessen. Die war nie auffällig. Die hygienischen Standards seien in dem Betrieb sehr hoch. Man arbeite immer mit Mundschutz und Schutzanzügen. Momentan würden alle zwei Tage Schnelltests durchgeführt. Für Montag seien weitere Rachentests geplant. Dabei arbeite das Unternehmen eng mit einer örtlichen Arztpraxis zusammen. Den Mitarbeitern geht es nach Angaben der Geschäftsführerin gut. Sie zeigten kaum Symptome.
Die Gemeinde steht in engem Kontakt mit dem Gesundheitsamt im Landratsamt. Die Flüchtlinge seien weiterhin in ihren Räumlichkeiten untergebracht und stünden unter Quarantäne, sagt Gotterbarm. Sollten sie Hilfe bei der Beschaffung von Lebensmitteln benötigen, vermittelt die Gemeinde Kontakte wie in anderen Familien auch. „Das läuft in der Gemeinde seit Anfang der Corona-Pandemie im März so“, sagt Gotterbarm.