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    Der Flüchtlingsseelsorger Alfred Tönis referiert in Binzwangen

    Dürmentingen, 09.10.2016 (Deborah Springer, ©Schwäbische Zeitung)

    Binzwangen sz
    Mit klaren Worten sprach Pater Alfred Tönnis OMI über das Thema „Flüchtlinge – Bedrohung oder Bereicherung?“ und stand den Zuhörern Rede und Antwort bei der anschließenden Diskussion. Die Seelsorgeeinheit Ertingen und der Binzwanger Verein „Netzwerk miteinander“ hatte Referent Pater Tönnis in die Binsenberghalle nach Binzwangen eingeladen.

    Pater Alfred Tönnis ist in Oggelsbeuren Flüchtlingsseelsorger, Vorstand der Stiftung „Heimat geben“ und des Öfteren in Binzwangen bei der dort untergebrachten Flüchtlingsfamilie zu Gast. Er arbeitet seit 1999 mit Flüchtlingen. Und er teilt seine Erfahrungen, die er mit den Menschen und in den Lagern gemacht hat, sowie seine Sicht auf das politische Vorgehen mit Zuhörern in Vorträgen, im Radio und auch im Fernsehen. Zunächst begrüßte er alle anfangs anwesenden Besucher persönlich per Handschlag und zog das Rednerpult näher an die Publikumsreihen.

    Drei Dimensionen der Flucht

    Er nennt drei Dimensionen der Flucht: als biblisches, gesellschaftliches sowie heimatliches Thema. Laut ihm sei die gesellschaftliche Flucht enorm groß geworden, vor allem die Flucht vor sich selbst, was sich im Wahn zu Schönheits-OPs oder dem Konsum von Drogen auswirke. Oder die Flucht in eine andere Welt – durch den Aufenthalt in Online-Portalen, wo man sich darstellen kann wie man möchte. Die Flucht von Menschen aus ihrer Heimat ist dem Referent ein großes Anliegen und er sprach mit klaren und ehrlichen Worten darüber.

    Pater Tönnis reist regelmäßig in die Herkunftsländer von Flüchtlingen wie etwa dem Libanon. Er ist mit den Menschen vor Ort im Gespräch und versucht dort auch Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Denn er sagt, dass viele wieder in ihre Heimat zurück und versuchen wollen, diese wieder aufzubauen. Als Flüchtlingsseelsorger befindet er sich täglich im Gespräch mit Flüchtlingen und über deren Entscheidung, einen risikoreichen Weg auf sich zu nehmen. Die vom Krieg traumatisierten Menschen erwarteten sich von ihrem Weg nach Europa und speziell nach Deutschland drei Dinge. „In Sicherheit leben, Schule und Ausbildung für die Kinder und ärztliche Versorgung“, sagt Pater Tönnis. Um den Menschen helfen zu können, ist es wichtig, zu wissen, was sie brauchen und erwarten.

    „Flüchtlinge sind ein Geschenk Gottes“, sagt Tönnis und spricht in diesem Zusammenhang von einer Belebung der Gemeinden und der Gesellschaft, die zu lange Zeit um sich selbst gekreist ist. „Wir erleben, dass Leute, die wir als Kirchengänger verloren haben, ihrer Rolle als Christ gerecht werden, indem sie sich für die Flüchtlinge engagieren.“, so Tönnis. Das vielschichtige Thema wecke in der Gesellschaft wieder Interesse an Politik, der Gemeinschaft und dem Glauben. Auch der neue Papst rief zur Barmherzigkeit auf und stellt die Flüchtlinge in den Vordergrund. Die Gesellschaft wird durch die Flüchtlingswelle mit dem Tod, mit Verlust aber auch mit Dankbarkeit konfrontiert.

    Gemeinsamen Weg finden

    Der Flüchtlingsseelsorger sieht aber auch die Schattenseite, die diese Masse an Menschen mit sich bringt, und spricht über seine Erfahrungen mit der Mentalität und Religion der Araber. „Sie brauchen klare Ansagen“, sagt er und hält es im Sinne einer gelingenden Integration für nötig, klare Grenzen zu definieren, Werte zu lehren und einen gemeinsamen Weg zu finden. Er erklärt, dass diese Menschen keine Demokratie kennen und somit auch nicht ohne weiteres damit umgehen können. Darüber hinaus müsse man zwischen Arabern und radikalen Moslems unterscheiden. In einzelnen arabischen Städten sei die Zahl an Christen höher wie an Muslimen.

    Im Anschluss an den Vortrag stellten die Zuhörer Fragen an Pater Alfred Tönnis zum Thema Koran und seine Meinung zum politischen Vorgehen. Sie bedankten sich für seine ehrlichen Worte und befürworteten seine Meinung zum Thema Grenzen, im Sinne von Regeln in einer Gemeinschaft. „Wir müssen im Jetzt weitergehen“, sagte Tönnis und schloss mit einem gemeinsamen Vaterunser die gut besuchte Veranstaltung ab.

    Unterschrift Foto: Flüchtlingsseelsorger Pater Alfred Tönnis im Gespräch mit dem Publikum Bild: Deborah Springer, ©Schwäbische Zeitung