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    Zukunft ungewiss: Anerkennungsbescheide lassen auf sich warten – Wohnung in Bad Waldsee gesucht

    Überregional, 18.05.2016 (Wolfgang Heyer, ©Schwäbische Zeitung)

    Bad Waldsee sz
    Zu fünft sind sie in Bad Waldsee angekommen und zu fünft wollen sie auch in der Kurstadt bleiben: Die Flüchtlingsfamilie Al-Kazaz plagen derzeit allerdings Sorgen, sie haben Angst auseinandergerissen zu werden. Etliche Helferkreis-Mitglieder setzen sich für die drei Brüder und zwei Cousins ein und suchen außerdem nach einer Wohnung vor Ort.

    „Das Problem ist, dass bislang erst zwei der fünf eine Anerkennung erhalten haben“, erklärt Helferkreis-Sprecherin Christine Uhl und ergänzt, dass das bei der derzeitigen Räumung der Stadthalle zur Folge habe, dass die drei Syrer ohne Anerkennung „irgendwo hin verlegt werden können, sie haben Angst vor einer Trennung“. Wie die Ehrenamtliche mitteilt, könnten die Bescheide jeden Tag in Bad Waldsee ankommen. Gleichwohl fehlt dann noch eine Unterkunft für die fünf Männer. Daher hoffen die Syrer wie auch die Helferkreis-Mitglieder, dass sich private Wohnungseigentümer melden und Wohnraum anbieten.

    Jeden Tag Deutsch gelernt

    „Das sind unsere besten Schüler“, macht sich die ehrenamtliche Deutsch-Lehrerin Christel Engel für den Verbleib der Asylbewerber in der Kurstadt stark. Das bestätigt Erika Schneider, die ebenfalls Hilfestellung beim Spracherwerb leistet: „Es sind liebenswerte, junge und fleißige Männer.“ Jede Unterrichtseinheit hätten sie besucht und sich derart bemüht, Zugang zur deutschen Sprache zu finden. „Vorbildlich, wie sie Eigeninitiative zeigen, aktiv mit dabei sind, keinen Termin versäumen und begeistert mitmachen, nicht aufgeben und einen langen Atem haben und sich nicht entmutigen lassen“, beschreibt es die dritte Ehrenamtliche Lehrerin Gundi Reck.

    Morgens und Abends lernten der 17-Jährige Mohamad Morhaf Al-Kazaz und seine zwei Brüder und zwei Cousins Deutsch. Abends half ihnen Sandra Rauhut und so beschäftigten sie sich täglich mehrere Stunden mit der für sie fremden Sprache. Schnell konnten sie Fortschritte erzielen. Vor allem der 17-jährige Mohamad, der zwischenzeitlich am Unterricht am Gymnasium Döchtbühl teilnimmt. Über die „Vielfalt Leben“-Gruppe und die Eingliederungsklasse führte ihn sein Weg Anfang April in den Regelunterricht in der 10. Klasse. Ob er dem Unterricht gut folgen kann? „Mal ist es schwer, mal ist es leicht“, antwortet der jüngste Al-Kazaz und lächelt. Die 10. Klasse will er im nächsten Jahr dennoch wiederholen. „Ich möchte gerne hier bleiben. Hier habe ich Freunde gefunden und sehr viele gute Menschen kennengelernt“, sagt er auf Deutsch.

    Sein Bruder und Vormund Mohanad gefällt es ebenfalls in der Kurstadt. Die Helferkreis-Mitglieder hätten ihnen die Zeit vor Ort erleichtert und ihnen stets geholfen: „Wir möchten gerne zusammen hier bleiben. Bitte helfen sie uns, eine Wohnung zu finden – und sei sie noch so klein“, hofft der 35-Jährige auf eine gemeinsame Bleibe in Bad Waldsee.

    Sollte die Anerkennung von Mohamad Al-Kazaz noch über den Zeitraum der Verlegung aus der Stadthalle hin andauern, hat sich bereits eine Notlösung für ihn gefunden. Die Bad Waldseerin Barbara Roth wird sich dem 17-Jährigen dann annehmen. „Er kann übergangsweise bei uns wohnen, damit er weiter auf der Schule bleiben kann.“ Für die Ehrenamtliche stellt ihre Hilfestellung eine Selbstverständlichkeit dar. Warum? „Es sind nette Menschen und ich finde Hilfe wichtig.“ Und da ihr Sohn Jakob derzeit in Australien weilt, steht für Mohamad auch ein Zimmer zur Verfügung.

    „Es wäre nicht menschenwürdig, wenn man sie, die ihre Heimat verloren haben, jetzt noch auseinanderreißen würde“, hofft Schneider auf eine rasche Lösung. Schließlich würden die fünf in Bad Waldsee auf lange Sicht gerne ihren gelernten Jobs nachgehen – also als Friseur, Konditor und Textilkaufmann arbeiten.

    Wohnungsangebote nimmt Barbara Roth entgegen unter Tel.: 07524/4093800 oder per E-Mail: barbararoth(at)t-online.de

    Unterschrift Foto: Familie Al-Kazaz und die Helferkreis-Mitglieder hoffen auf eine Unterkunft in Bad Waldsee Bild: Wolfgang Heyer, ©Schwäbische Zeitung