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    Fachtag der Ökumenischen Migrationsarbeit findet guten Anklang.

    Vierzig haupt - und ehrenamtlich Engagierte aus der Migrations- und Integrationsarbeit trafen sich am 12. November im Evangelischen Gemeindehaus zum jährlichen Fachtag, diesmal unter dem Titel „Leben in einem Land, frei und ohne Angst“.

    Nach einer kurzen Begrüßung durch Lucia Brass, Leiterin der Migrationsdienste der Caritas Biberach-Saulgau, begann der Tag mit einem spirituellen Impuls durch Pfarrerin Muriel Sender von der gastgebenden Evangelischen Kirchengemeinde Ummendorf.

    Traditionell informierte Jürgen Kraft, Leiter des Amts für Flüchtlinge und Integration, zu Beginn über die aktuelle Situation der Flüchtlingsunterbringung im Landkreis Biberach. Dabei wurde deutlich, dass alle Beteiligten derzeit vor großen Herausforderungen stehen. An oberster Stelle die Unterbringung der in den Landkreis zugewiesenen Menschen. Trotz aller Schwierigkeiten lobte Kraft die gute Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Institutionen und appellierte an den Zusammenhalt und die Solidarität aller Bürger, um weiterhin eine erfolgreiche Beheimatung der Geflüchteten und deren Integration in die Gesellschaft zu ermöglichen.

    Der Hauptreferent des Tages war Joachim Glaubitz vom Diözesancaritasverband Rottenburg-Stuttgart. Er hielt einen sehr informativen und aufschlussreichen Vortrag über den Einfluss der „Neuen Rechten“ auf Politik und Gesellschaft. Dabei wurde unter anderem klar, wie extrem rechte Akteure versuchen, die Grenzen des Sagbaren zu verschieben und dabei bestehende Krisen ausnutzen, um an Einfluss zu gewinnen. Mit gezielten Strategien tragen sie ihre Ideologien in die Mitte der Gesellschaft, so zum Beispiel durch bewusste Provokationen oder der Umdeutung von Begriffen. Auch werden Themen wie die Pandemie, der Klimawandel oder die Gender-Debatte genutzt, um den Konservatismus und die extreme Mitte mit den eigenen Inhalten zu verbinden.

    Das Referat wurde mit zahlreichen anschaulichen Beispielen unterlegt. Die wichtige Botschaft aus dem Vortrag: Wir selbst können zur gesellschaftlichen Stimmung beitragen, indem wir darauf achten, wie Dinge sprachlich eingeordnet werden, wie wir Probleme benennen und welche Botschaften wir damit verbinden.

    Im zweiten Teil des Tages konnten die Teilnehmenden in einem von Susannah Zeutzheim angeleiteten Workshop noch ganz praktisch erfahren, wie man menschenfeindliche Aussagen und Hass im Netz erkennt und was getan werden kann, um solche Aussagen nicht unkommentiert stehen zu lassen. Während der ersten Methode ging es darum, Hassbotschaften, die oftmals in sog. „Memes“ oder Videos gut verpackt werden und nicht auf den ersten Blick erkennbar sind, zu entschlüsseln. In der zweiten Übung wurden den Teilnehmenden Hasskommentare gezeigt und sie konnten selbst entscheiden, wie sie reagieren: Schreiben Sie einen Gegenkommentar, melden sie ihn bei der Plattform oder vielleicht bei der Polizei oder ignorieren sie ihn einfach? Mit ähnlichen Methoden besucht Susannah Zeutzheim im Rahmen des Projektes „#Democrazy“ seit einem Jahr Schulklassen im Rahmen einer aktiven Demokratiearbeit.

    Der Tag fand seinen Abschluss mit einem leckeren Buffet und angeregten Gesprächen, die nach den Jahren der Pandemie intensiv genutzt wurden.

    Text und Bilder:
    Andreas Gratz

    Caritas Biberach-Saulgau
    Migrationsdienst
    Ökumenische Migrationsarbeit