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    Stefanie Geßler und Bettina Beller organisieren eine abwechslungsreiche Ferienwoche für Flüchtlings- und einheimische Kinder

    Biberach, 23.08.2017 (Eva Winkhart, ©Schwäbische Zeitung)

    Andelfingen / sz Eine Ferienwoche auf dem Sportplatz, mit Spiel und Spaß, mit Basteln und Plantschen, mit Mittagessen und vielen Freunden erleben 58 Kinder in Andelfingen. Für Kinder zwischen vier und 17 Jahren aus der Gesamtgemeinde Langenenslingen bieten Stefanie Geßler und Bettina Beller – beide sind ausgebildete Erzieherinnen – in dieser Woche ein gut gefülltes Programm. Veranstaltet vom Sportverein SV Andelfingen und unterstützt von der ökumenischen Flüchtlingsarbeit der Caritas Biberach-Bad Saulgau sind die Kinder betreut von 10 bis 16 Uhr. Auch einige Mütter unterstützen die beiden bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit hier; Michele Foscan sorgt fürs tägliche Mittagessen. Und da in diesem Jahr auch die Kindergartenkinder an der Ferien-Spiel-Woche teilnehmen, sind zwei weitere Erzieherinnen dabei.

    „Was machen die Flüchtlingskinder während der Ferien?“, habe im vergangenen Jahr als Frage hinter der Idee gestanden, sagt Stefanie Geßler. Zusammen mit Bettina Beller habe sie damals in aller Kürze ein Konzept entwickelt, das als Integrationsprojekt durchgeführt wurde. In diesem Jahr hätten sie sich ein bisschen mehr Planungszeit gegönnt und viele Aktionen im Vorfeld geplant – allein 430 Betonteilchen zum Bemalen habe sie in den vergangenen Wochen hergestellt –, zahlreiche Sponsoren gefunden.

    Schon vor der vereinbarten Zeit füllt sich das Gelände um den abseits gelegenen Sportplatz, begrenzt vom Soppenbach und hohen Bäumen. Die spenden den Schatten für den großen Sandberg und zahlreiche Partnerspiele. Vor dem Häusle wird der Getränketisch aufgebaut. Ein blaues Sofa wartet auf die Müden „zum Chillen“. Aus dem Schuppen holen sich die ersten Kinder die Outdoor-Spielgeräte. Sie helfen sich gegenseitig beim Stelzenlaufen. Fahrzeuge aus dem Kindergarten sind der Renner. Die Buben spielen Fußball. Die großen Mädchen schleppen die Kleinen überallhin mit. Puppenwagen mit diversem Inhalt – vom Kind bis zur Puppe und dem Spielzeugelefant – werden über den Platz geschoben. Im großen Zelt bauen die Verantwortlichen die Bastelutensilien für den heutigen Tag auf. Einige holen sich die Erlaubnis, am Bächle zu spielen. Eine Slackline wird zwischen Baum und Sportplatzumrandung befestigt. „Es macht Spaß hier“, sagt daher Haifa und Fatima ergänzt: „Mir ist langweilig zu Hause.“

    Großes Hallo entsteht, als ein blitzblaues Etwas aus dem Schuppen geholt wird und zwei Helfer am Hydranten den Feuerwehrschlauch anschließen. Mit Hilfe von vielen kleinen und großen Händen wird das Schwimmbädle ausgebreitet und mit dem vollen Strahl gefüllt. Perfekt bei dem herrschenden Sommerwetter.

    Zuvor aber ertönt das Signal zum Morgenkreis. Alle, die Großen und die Kleinen, treffen sich zur Runde auf der gepflasterten Fläche an der Grillstelle. Stefanie Geßler begrüßt und startet gleich das erste gemeinsame Spiel vom Hannes, der den Knopf dreht, mit der Hand, dem Fuß, dem Popo, dem Kopf, der Zunge – bis alle vor Lachen fast umfallen. Auch das zweite Spiel wird mit viel Freude ausgeführt: In zwei langen Reihen soll jeweils ein Reifen durchgereicht werden, ohne die Hände von den Partnern zu lösen; das notwendige Durchsteigen des Reifens fällt den Kleinen deutlich leichter als den Größeren. Und dann stellt Bettina Beller das „Zauberglas“ vor und den gestrigen Gewinner. Jeden Tag füllt sich das Glas – wie von Zauberhand – erneut mit Süßigkeiten. Den Vormittag über steht es am Getränketisch und wird gedreht und gewendet und genau inspiziert: Jedes Kind soll schätzen, wie viele Teile von Süßem drin sind. Diese Zahl wird mit Namen auf einem Zettel vermerkt; den täglichen Gewinner ermitteln sie nach dem gemeinsamen Aufräumen gegen 15.30 Uhr. Der darf das ganze Glas mitnehmen.

    Jeder darf, keiner muss

    Davor aber steht das Basteln. Jeder darf, keiner muss mitmachen. „Es sind Ferien und die Kinder sollen machen können, was ihnen Spaß macht“, sagt dazu Stefanie Geßler. Mehr als die Hälfte der Kinder geht ins Bastelzelt – auch die 16-Jährigen. Lara sagt, dass es ihr Spaß macht, mit den Kleinen die Woche zu verbringen und der gleichaltrige David mag die Abwechslung hier in den langen Ferien. An ihrem Tisch und dem nebenan entstehen heute Gebilde aus Salzteig. An den beiden anderen Tischen wird es laut: Große Nägel werden mit Geschick und Kraft zu einem Muster in Baumscheiben getrieben. Ganze Pakete Gummiringe liegen bereit, um sie nach Wunsch zu einem Bild um die Nägel zu spannen.

    Eine quirlige Atmosphäre herrscht. Nur ganz selten müssen die beiden Frauen mahnende Worte sprechen. Die Regeln für die Ferien-Spiel-Woche wurden am Montag besprochen, die Grenzen – die inneren wie die äußeren – festgelegt. „Und es funktioniert!“, sagt Stefanie Geßler stolz.

    Mehr Fotos von der Spielwoche in Andelfingen unter www.schwaebische.de, unter der Ortsmarke „Langenenslingen

    Unterschrift Foto: Das Lied vom Hannes, der am Knopf dreht, machte allen viel Spaß. Bild: Eva Winkhart, ©Schwäbische Zeitung