20190131_sz_laupheim_cafe.jpg

    Ein zentraler Ort des Austauschs für alle

    Laupheim, 31.01.2019 (Reiner Schick, ©Schwäbische Zeitung)

    Mit einem „Begegnungscafé international“ soll in Laupheim die Integration von zugewanderten Menschen gefördert werden: Das Projekt startet am 11. Februar im katholischen Gemeindehaus in der Mittelstraße 32 und soll dort dann alle 14 Tage jeweils von 16 bis 18 Uhr angeboten werden. Organisiert wird es von der städtischen Integrationsbeauftragten Erna Fischbach und der Ehrenamtskoordinatorin der ökumenischen Flüchtlingsarbeit, Julia Blessing, unter Mitwirkung der Ehrenamtlichen des Laupheimer Unterstützerkreises „Flüchtlinge – Brücken bilden“.

    Das neue Angebot ersetzt das bisherige Asylcafé und soll an zentraler Stelle bei Kaffee, Tee und Gebäck das gegenseitige Kennenlernen, Zeit für Gespräche und den Austausch von Themen des alltäglichen Lebens ermöglichen. „Willkommen sind alle Menschen, ob Einheimische, Migranten oder Geflüchtete, ob bedürftig oder nicht“, sagt Erna Fischbach. Im Gegensatz zum Asylcafé, das unter Regie von Ehrenamtlichen organisiert wurde und deren Belastbarkeit aufgrund des teils enormen Zulaufs arg strapazierte, wird das „Begegnungscafé international“ hauptamtlich geleitet. „Am ersten Nachmittag sind Julia Blessing und ich da, danach wechseln wir zwei uns ab“, erklärt Erna Fischbach.

    Natürlich werden auch weiterhin Ehrenamtliche des Laupheimer Unterstützerkreises dabei sein, um den Besuchern als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen, aber auch um sich untereinander auszutauschen. „Es war auch der große Wunsch der Ehrenamtlichen, solch ein Angebot an einem zentralen Ort zu machen, an dem auch mal Einheimische vorbeischauen“, betont Erna Fischbach. „Deshalb sind wir der katholischen Kirchengemeinde sehr dankbar dafür, dass wir ins Gemeindezentrum dürfen.“ Das Asylcafé hatte zuletzt am Stadtrand beim Berufsschulzentrum in der Unterkunft für Flüchtlinge stattgefunden, weshalb diese dort meist unter sich waren.

    Auch Themennachmittage denkbar

    „Uns geht es vor allem um Kommunikation. Zunächst um ganz einfache Fragen: Wie geht’s? Was wird gebraucht? Wo gibt es Probleme?“, erklärt Erna Fischbach das Konzept hinter dem „Begegnungscafé international“. Man werde dort keine Sozialberatung anbieten, „aber in gewissem Umfang helfen wir natürlich schon, wenn es Fragen zu Behördenpost und ähnlichen Dingen gibt. Und wir geben Auskunft, an wen sich die Leute wenden können“. Darüber hinaus gibt es Tipps für Freizeitbeschäftigungen, „und wir wollen natürlich auch die Angebote der Stadt bekannter machen“, betont Erna Fischbach. Dazu gehören zum Beispiel Schulungen zur Mieterqualifikation. „Die meisten Zugewanderten lesen keine Zeitung. Und ich hoffe, dass wir auf diesem Weg mehr Interessenten erreichen“, sagt die Integrationsbeauftragte. Je nachdem, wie sich das Projekt entwickelt, seien auch Themennachmittage denkbar – etwa Bewerbungstrainings, Wohnungssuche, Informationen über die verschiedenen Ämter oder ähnliches.

    Seit knapp eineinhalb Jahren ist Erna Fischbach als Integrationsbeauftragte bei der Stadt Laupheim tätig. „Ein weites Feld“, hat sie festgestellt, das in Laupheim sehr gut bearbeitet werde. „Das Thema ist im Rathaus angekommen“, sagt sie und verweist auf die Gründung von Arbeitskreisen und Netzwerken mit anderen Organisationen. Sehr fruchtbar sei unter anderem die Zusammenarbeit mit der ökumenischen Flüchtlingsarbeit Asyl im Landkreis Biberach und dem Integrationsmanager des Landkreises, der in Laupheim ein Büro in der Flüchtlingsunterkunft am „Käppele“ hat.

    Derzeit rund 25 Ehrenamtliche

    Nicht wegzudenken seien natürlich auch die Ehrenamtlichen des Laupheimer Unterstützerkreises „Flüchtlinge – Brücken bilden“. Die Zahl der Engagierten sei insgesamt zwar geschrumpft, „aber die, die wir haben, sind sehr engagiert“. Aktuell kämen etwa 25 Helfer/innen zu den regelmäßigen Treffen. Und neue seien jederzeit willkommen. „Nachdem wir aus der großen Ankommensphase mittlerweile raus sind, brauchen die Menschen jetzt besonders Hilfe bei vielerlei alltäglichen Dingen“, sagt Erna Fischbach. „Vor allem beim Papierkrieg. Da bleibt oft vieles liegen, bis es zu spät ist.“ Dabei sei mitunter viel Geduld gefragt – und eine hauptamtliche Anlaufstelle für die Ehrenamtlichen. „Frau Blessing macht das wirklich sehr gut“, lobt Erna Fischbach die Ehrenamtskoordinatorin der ökumenischen Flüchtlingsarbeit. Bei Julia Blessing könne man sich auch melden, wenn man Interesse an einer Mitarbeit habe. Oder im neuen Begegnungscafé vorbeischauen.

    Ihr persönliches Anliegen sei es, neben Geflüchteten und anderen Migranten auch sonstigen Bedürftigen Hilfen anzubieten. „Ich mache da keinen Unterschied“, sagt Erna Fischbach, „denn die Gesellschaft darf nicht auseinanderbrechen.“ Daher wünscht sie sich, neben dem bestehenden Austausch mit den türkischen Kulturvereinen in Laupheim mehr Kontakt zu anderen Migrantenorganisationen zu bekommen. Wie wichtig die Zusammenarbeit sei, verdeutlicht sie anhand einer Prognose: „In ein paar Jahren werden 50 Prozent der Laupheimer Bevölkerung einen Migrationshintergrund haben.“

    Unterschrift Foto: Erna Fischbach präsentierte das Plakat, mit dem für das neue Angebot in Laupheim geworben werden soll. Bild: Reiner Schick, ©Schwäbische Zeitung