th_root_ertingen.png

    Der Helferkreis Asyl Ertingen hatte zum Themenabend Syrien eingeladen.

    Ertingen, 21.10.2019 (Schwäbische Zeitung, ©Schwäbische Zeitung)

    Der Helferkreis Asyl Ertingen hatte zum Themenabend Syrien eingeladen. Ein 19-jähriger Syrer erzählte anschaulich von seiner Heimat und diskutierte anschließend mit den Zuhörern.

    Angesichts der Schlagzeilen über die türkische Offensive in Syrien, die sich schreckensschnell verbreiten, berührte der Referent ein hochaktuelles Thema. Seine Vaterstadt Al Qamishli befindet sich mitten im Kriegsgebiet. Die Stadt liegt im Nordosten Syriens direkt an der Grenze zur Türkei und ist derzeit unmittelbar betroffen von der türkischen Offensive.

    Der junge Mann zeichnete ein Bild von Al Qamishli in der Provinz Al Hasaka mit scheuem Stolz. Man spürte, dass er trotz all der Schrecknisse, die Menschen im Bürgerkrieg widerfahren wie zum Beispiel plötzliche Anschläge, Festnahmen und qualvolle Folterungen auch an Kindern, dort ein Zuhause hatte. Er zeigte Prachtstraßen und sogar Weihnachtsdekoration, wobei er betonte, dass Syrien zwar ein diktatorisch geführter Staat sei, dass allerdings Religionsfreiheit herrsche und die Menschen unterschiedlichen Glaubens nicht gegeneinander, sondern miteinander versuchen, den teils sehr gefahrvollen Alltag zu meistern. Auch die traditionellen Speisen fehlten nicht in seinem Vortrag.

    Von seiner Familie sprach er mit Respekt; als Erstgeborener genießt er gewisse Vorteile und hatte die achte Schulklasse noch abgeschlossen, doch dann schickte ihn sein Vater im Alter von 14 Jahren von zu Hause weg, bezahlte Schleuser und tat alles, was in seiner Macht stand, um den Sohn vor dem Schicksal der Kindersoldaten zu bewahren. Er wollte nicht, dass sein Sohn im Krieg stirbt, lieber nahm er in Kauf, ihn niemals wiederzusehen.

    Fragen von Zuhöreren über seine Flucht beantwortete der Syrer zurückhaltend. 25 Tage Fußmarsch, wenig zu essen und zu trinken, Erschöpfung und Angst unter völlig fremden Mitflüchtlingen in eine ungewisse Zukunft. Welch tiefe Spuren muss das in einem Kind hinterlassen?

    Er ist einer von denen, die Glück hatten. Nach einigen Umwegen fand er ein bleibendes und sicheres neues Zuhause bei seiner Pflegefamilie. Sie bot ihm die Möglichkeit zur Schule zu gehen. Er besucht zur Zeit die elfte Klasse des Gymnasiums und will nach dem Abitur studieren, allerdings nicht Medizin, wie sein Vater es für ihn vorgesehen hatte, sondern lieber Naturwissenschaften.

    Es scheint also vordergründig alles in Ordnung zu sein für den jungen Mann. Doch spürte man in seinem Blick, und vor allem in dem, was er nicht sagte, eine tiefe Traurigkeit. Die Eltern wird er aller Wahrscheinlichkeit nach nie wiedersehen, die Geschwister ebenso wenig. Er beschreibt die Menschen in Syrien als wesentlich offener und geselliger als hier in Deutschland und vermisst dies. Dennoch freut er sich darüber, Anschluss gefunden zu haben. Seine Pflegeeltern spielen dabei eine wichtige Rolle. Sie ermutigten ihn zu diversen Aktivitäten. So ist er Mitglied der Feuerwehr geworden, engagiert sich ehrenamtlich in der Hausaufgabenbetreuung für Flüchtlinge und findet wenigstens zeitweise im Zusammensein mit jungen Menschen Augenblicke, in denen er seine Jugend fühlt, welche er nie leben durfte.

    Der junge Mann möchte Menschen mit ähnlichem Schicksal Mut zusprechen, aufrecht und stark trotz aller Widrigkeiten vorwärts zu gehen. Damit stellt er auch für die Jugend hierzulande ein Vorbild dar.

    (Schwäbische Zeitung, ©Schwäbische Zeitung)

    Der Helferkreis Asyl Ertingen hatte zum Themenabend Syrien eingeladen. Ein 19-jähriger Syrer erzählte anschaulich von seiner Heimat und diskutierte anschließend mit den Zuhörern.

    Angesichts der Schlagzeilen über die türkische Offensive in Syrien, die sich schreckensschnell verbreiten, berührte der Referent ein hochaktuelles Thema. Seine Vaterstadt Al Qamishli befindet sich mitten im Kriegsgebiet. Die Stadt liegt im Nordosten Syriens direkt an der Grenze zur Türkei und ist derzeit unmittelbar betroffen von der türkischen Offensive.

    Der junge Mann zeichnete ein Bild von Al Qamishli in der Provinz Al Hasaka mit scheuem Stolz. Man spürte, dass er trotz all der Schrecknisse, die Menschen im Bürgerkrieg widerfahren wie zum Beispiel plötzliche Anschläge, Festnahmen und qualvolle Folterungen auch an Kindern, dort ein Zuhause hatte. Er zeigte Prachtstraßen und sogar Weihnachtsdekoration, wobei er betonte, dass Syrien zwar ein diktatorisch geführter Staat sei, dass allerdings Religionsfreiheit herrsche und die Menschen unterschiedlichen Glaubens nicht gegeneinander, sondern miteinander versuchen, den teils sehr gefahrvollen Alltag zu meistern. Auch die traditionellen Speisen fehlten nicht in seinem Vortrag.

    Von seiner Familie sprach er mit Respekt; als Erstgeborener genießt er gewisse Vorteile und hatte die achte Schulklasse noch abgeschlossen, doch dann schickte ihn sein Vater im Alter von 14 Jahren von zu Hause weg, bezahlte Schleuser und tat alles, was in seiner Macht stand, um den Sohn vor dem Schicksal der Kindersoldaten zu bewahren. Er wollte nicht, dass sein Sohn im Krieg stirbt, lieber nahm er in Kauf, ihn niemals wiederzusehen.

    Fragen von Zuhöreren über seine Flucht beantwortete der Syrer zurückhaltend. 25 Tage Fußmarsch, wenig zu essen und zu trinken, Erschöpfung und Angst unter völlig fremden Mitflüchtlingen in eine ungewisse Zukunft. Welch tiefe Spuren muss das in einem Kind hinterlassen?

    Er ist einer von denen, die Glück hatten. Nach einigen Umwegen fand er ein bleibendes und sicheres neues Zuhause bei seiner Pflegefamilie. Sie bot ihm die Möglichkeit zur Schule zu gehen. Er besucht zur Zeit die elfte Klasse des Gymnasiums und will nach dem Abitur studieren, allerdings nicht Medizin, wie sein Vater es für ihn vorgesehen hatte, sondern lieber Naturwissenschaften.

    Es scheint also vordergründig alles in Ordnung zu sein für den jungen Mann. Doch spürte man in seinem Blick, und vor allem in dem, was er nicht sagte, eine tiefe Traurigkeit. Die Eltern wird er aller Wahrscheinlichkeit nach nie wiedersehen, die Geschwister ebenso wenig. Er beschreibt die Menschen in Syrien als wesentlich offener und geselliger als hier in Deutschland und vermisst dies. Dennoch freut er sich darüber, Anschluss gefunden zu haben. Seine Pflegeeltern spielen dabei eine wichtige Rolle. Sie ermutigten ihn zu diversen Aktivitäten. So ist er Mitglied der Feuerwehr geworden, engagiert sich ehrenamtlich in der Hausaufgabenbetreuung für Flüchtlinge und findet wenigstens zeitweise im Zusammensein mit jungen Menschen Augenblicke, in denen er seine Jugend fühlt, welche er nie leben durfte.

    Der junge Mann möchte Menschen mit ähnlichem Schicksal Mut zusprechen, aufrecht und stark trotz aller Widrigkeiten vorwärts zu gehen. Damit stellt er auch für die Jugend hierzulande ein Vorbild dar.