Ertingen sz
Noch Anfang des Jahres wurde in Ertingen heiß über die Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge diskutiert. Rund 80 Personen sollten im Laufe des Jahres in einer Gemeinschaftsunterkunft untergebracht werden, die es auf dem Teller-Areal noch zu bauen galt. Doch jetzt ist die Situation eine vollkommen andere: Nur noch 20 bis 30 Flüchtlinge kommen monatlich im Kreis Biberach an – die Gemeinschaftunterkunft wird nicht mehr gebraucht. Das geplante Gebäude könnte aber trotzdem gebaut werden, sagt der Bürgermeister.
Das Biberacher Landratsamt hatte im Januar und Februar dieses Jahres noch händeringend nach Wohnraum für die Unterbringung von Flüchtlingen gesucht. Denn man rechnete damit, dass genauso viele Personen ankommen würden wie im vergangenen Jahr.
Weil die Gemeinde Ertingen unter allen Umständen verhindern wollte, dass die Kultur- und Sporthalle belegt wird, trieb man sowohl den Bau einer Gemeinschaftsunterkunft voran als auch die Suche nach Wohnungen für die Anschlussunterbringung. „Wochenlang wurde nichts Anderes mehr gemacht“, erinnert sich Bürgermeister Jürgen Köhler.
„Wir können bauen“
Das Ergebnis ist nun, dass das Teller-Areal am Ortsausgang Richtung Herbertingen für den Bau der Gemeinschaftsunterkunft bereit stünde. Die Untersuchung des Bodens auf Altlasten, für die die Gemeinde eine 100-prozentige Förderung erhalten hat, ist abgeschlossen. „Wir dürfen und können bauen“, sagt Köhler.
Parallel dazu hat sich die Verwaltung – wie vom Gemeinderat gefordert – einen Überblick über frei stehenende Gebäude und Wohnungen im Gemeindegebiet verschafft. Einige davon seien auch von der Gemeinde gekauft oder angemietet worden, so der Bürgermeister weiter. Wie in der jüngsten Gemeinderatssitzung bekannt gegeben, leben derzeit 30 Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung in Ertingen (die SZ berichtete). Weitere 48 soll die Gemeinde im Laufe des nächsten Jahres aufnehmen. Diese Personen werden vor allen Dingen aus verschiedenen Gemeinschaftsunterkünften im Kreis kommen, die momentan vom Landratsamt aufgelöst werden.
Ebenfalls in der Sitzung bekannt gegeben wurde, dass in nächster Zeit rund 25 Flüchtlinge bei der Ertinger Geflügel-Stauss GmbH eine Stelle antreten werden und deshalb auch in der Gemeinde wohnen sollen. Das bedeutet, dass Ertingen 2017 von den genannten 48 dann noch 23 Personen aufnehmen muss. Für die künftigen Geflügel-Stauss-Mitarbeiter reiche der Platz noch, erklärt Jürgen Köhler. „Aber dann ist die Frage, was machen wir?“
Kaufen oder Neubau?
Einerseits gebe es die Möglichkeit, nochmals ein zur Verfügung stehendes Gebäude zu kaufen. Andererseits könne man neu bauen. Und zwar auf den Grundstücken, die der Gemeinderat Anfang des Jahres ohnehin dafür ausgewählt hat. Dabei handelt es sich um das Teller-Areal sowie um die St.-Georg-Straße in der Nähe des Seniorenzentrums, das Areal Am Freihof 4 und ein Grundstück an der Marbacher Straße gegenüber dem Bauunternehmen Fensterle.
Seitens der Verwaltung wird ein Neubau favorisiert, da nicht nur Flüchtlinge untergebracht werden müssen, sondern generell in der Gemeinde ein Mangel an Sozialwohnungen herrscht. „Aber das muss der Gemeinderat entscheiden“, sagt Bürgermeister Köhler. Sollte tatsächlich gebaut werden, dann in der Modulbauweise, die das Architekturbüro Schirmer und das Bauunternehmen Fensterle im Januar gemeinsam entwickelt hatten.
Der Ertinger Gemeinderat berät in seiner Sitzung am Montag, 12. Dezember, über weiterführende Untersuchungen auf dem Teller-Areal. Beginn ist um 18.30 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses.
Unterschrift Foto: Nach wie vor könnte auf dem Teller-Areal in Ertingen ein Gebäude in Modulbauweise entstehen. Denn auch wenn keine Flüchtlinge einziehen sollten, gibt es Bedarf für Sozialwohnungen. Bild: Archiv/Wolfgang Lutz, ©Schwäbische Zeitung