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    Unternehmer aus der Region tauschen sich mit Flüchtlingen aus

    Riedlingen, 05.11.2015 (Marion Buck, ©Schwäbische Zeitung)

    Die Altbaupartner Oberschwaben haben ihren monatlichen Unternehmertreff am Dienstagabend in der Flüchtlingsunterkunft in der Gammertinger Straße veranstaltet. Ziel der Veranstaltung: Kontakte knüpfen, sich kennenlernen und sich austauschen. Welche Hürden genommen werden müssen, um Asylbewerbern Arbeit zu ermöglichen, erklärten die Vertreter der Stadt und des Landratsamts.

    „Sie wollen dem Staat nicht auf der Tasche liegen“, sagte Bernd Teufel. „Sie wollen arbeiten.“ Teufel kennt die Asylbewerber, die vor einigen Wochen in Riedlingen angekommen sind, mittlerweile ziemlich gut, denn er ist Hausmeister in der Riedlinger Unterkunft. Und weil Teufel Mitglied der Altbaupartner Oberschwaben ist, organisierte er den Abend zusammen mit Norbert Koch.

    Über 20 Unternehmer aus dem Umland nahmen die Gelegenheit wahr, sich mit den überwiegend aus Syrien stammenden Männern bekannt zu machen und ihre Unternehmen vorzustellen. Bautechniker, Raumausstatter, Elektroinstallateure, Zimmermann und Altbausanierer, Friseur und Optiker saßen zwischen den Flüchtlingen, die ebenfalls mit den unterschiedlichsten Berufen aufwarten können – Anwälte, Buchhalter, Ingenieure, Lehrer, Bäcker, Schneider, Friseure, Elektriker, Bauarbeiter, Physiotherapeut, Steinmetz, Verkäufer und Mechaniker. Als Übersetzer fungierte Behnam Sharro, der vor eineinhalb Jahren nach Deutschland gekommen ist, und dessen Deutschkenntnisse bereits sehr gut sind. Im Gespräch wurde deutlich, dass in vielen Berufen die deutsche Sprache Voraussetzung ist. Im Verkauf sogar unumgänglich.

    Viermal in der Woche sei Deutschkurs in der Gammertinger Straße, sagt Teufel und bestätigt, dass die meisten der Asylbewerber unbedingt die Sprache lernen wollen. In Riedlingen engagieren sich zudem viele Ehrenamtliche, so auch die Riedlingerin Eveline Brändle-Ouertani, die 18 Jahre in Tunesien lebte, und gerne als Dolmetscherin hilft, sollten sich Asylbewerber und Unternehmer über eine künftige Arbeitsstelle unterhalten wollen.

    Bis ein Asylbewerber eine Arbeitsstelle annehmen kann, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein. In den ersten drei Monaten dürfen Asylbewerber nicht arbeiten. „Lediglich gemeinnützige Tätigkeiten, für die sie vom Landratsamt eine Aufwandsentschädigung bekommen“, erklärte Hermann Scheel vom Ausländeramt. Nach den drei Monaten müssen für ein Arbeitsverhältnis Arbeitgeber und Asylbewerber ein Formular ausfüllen, damit die Bundesagentur für Arbeit prüfen kann, ob nicht einem anderen Arbeitssuchenden Vorrang gewährt werden muss. Das sei im Landkreis Biberach allerdings schnell erledigt, weil nahezu Vollbeschäftigung herrsche.

    Praktika sind möglich

    Seit Neuestem kann Asylbewerbern ein Praktikumsplatz angeboten werden. So können die Arbeitssuchenden in die Berufe schnuppern. Arbeitgeber und Flüchtling können sich kennenlernen. Solch ein Praktikum kann zwischen einer Woche und drei Monaten dauern, es gebe keine Bindung an den Mindestlohn. Es muss lediglich ein Praktikumsvertrag ausgefüllt werden. Die Vertreter des Landratsamts helfen dabei gerne. Scheel empfahl den Arbeitnehmern, ein gewisses Maß an gesteigerter Geduld mitzubringen. Die Flüchtlinge zu unterstützen, mit ihnen auch Deutsch zu lernen. „Dann bekommen Sie Mitarbeiter, die Ihnen Dankbarkeit entgegenbringen.“

    Es schloss sich ein reger Austausch an. Mehrere Dolmetscher halfen bei Frage und Antwort. Und die Asylbewerber zeigten ihre Dankbarkeit mit selbstgebackenem Kuchen und herzlicher Gastfreundschaft.

    Unterschrift Foto: Die Altbaupartner hatten zum Unternehmerabend mit den Flüchtlingen eingeladen. Vorsitzender Norbert Koch (links), Carina Straub vSozialdienst Asyl, Übersetzer Behnam Sharro und Unternehmerin Gabi Barth. Bild: Marion Buck, ©Schwäbische Zeitung