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    Landratsamt Biberach informiert über geplante Flüchtlingsunterbringung und mögliche Wege der Integration

    Rot, 13.01.2017 (Katrin Bölstler, ©Schwäbische Zeitung)

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    51 weitere Flüchtlinge sollen 2017 nach Rot an der Rot kommen – bisher leben in dem kleinen Dorf nur 13. Warum die Zahl so hoch ist und was es benötigt, um diese Menschen zu integrieren, darüber informierten Mitarbeiter des Landratsamts Biberach und der ökumenischen Flüchtlingsarbeit am Donnerstagabend die Bürgerschaft. Das Thema stieß auf großes Interesse, die Festhalle in Rot war fast bis auf den letzten Platz besetzt.

    Unaufgeregt und nichts beschönigend sprach als erstes Jürgen Kraft, Leiter des Amts für für Flüchtlinge und Integration beim Landkreis Biberach. Mit deutlichen Worten widerlegte er Gerüchte, nach denen Straftaten bei Flüchtlingen nicht geahndet würden und sie vom Staat sehr viel Geld fürs Nichtstun bekämen. Kraft klärte darüber auf, dass die meisten Flüchtlinge, die im Landkreis Biberach lebten, aus Syrien kämen. Mehr als 70 Prozent sind unter 30 Jahre alt, viele davon sind Kinder. Obwohl der Bürgerkrieg andauert, erhalten syrische Flüchtlinge inzwischen nur noch eine einjährige Aufenthaltserlaubnis, die einen Familiennachzug ausschließt. Eine dauerhafte Erlaubnis, in Deutschland zu bleiben, erhalte nur, wer sich nachweisbar integriere und eine Arbeit habe. 3500 Flüchtlinge leben aktuell im Landkreis Biberach, 1750 davon in Gemeinschaftsunterkünften.

    Aufgabe von Kraft und seinem Team ist es nun, schrittweise die Menschen aus den meist beengten Gemeinschaftsunterkünften auf die kleineren Gemeinden zu verteilen. Die Verteilung erfolgt dabei nach einem festen Schlüssel, der sich an der Einwohnerzahl der Orte orientiert. Da Rot 2015 gar keine Flüchtlinge aufgenommen hat, ist die Zahl für 2017 nun so hoch. Wie Bürgermeisterin Irene Brauchle jedoch versicherte, werden die Flüchtlinge nicht alle auf einmal, sondern nach und nach kommen. Eine erste kleine Gruppe wird für Ende Januar, Anfang Februar erwartet. Die ersten werden voraussichtlich in Wohnungen am Lindenplatz, in der Klosterstraße und in der Poststraße untergebracht. Brauchle sagte, dass es ihr Ziel sei, nie mehr als zwölf Personen in einer Unterkunft unterzubringen.

    Kraft erläuterte, dass im Gegensatz zu früher die Flüchtlinge ihren Wohnsitz auch nach Abschluss des Asylverfahrens nicht mehr frei wählen können. Es gibt eine Wohnsitzauflage, die erst entfällt, wenn der Flüchtling eine richtige Arbeit oder ein Studium an einem anderen Ort beginnt. Er griff in seinem Vortrag einige wilde Gerüchte auf, die derzeit kursieren. Die Geschichten, dass Flüchtlinge mit vollen Einkaufswägen oder geklauter Kleidung aus Läden in Biberach heraus marschiert wären, seien alle erfunden. „Das sind Märchen, um Stimmung zu machen“, stellte er klar. Zwar seien nicht alle Flüchtlinge Heilige, auch unter den Neuankömmlingen gebe es schwarze Schafe. „Aber das ist auch bei uns Deutschen so – und wir ahnden jede Straftat“, so Kraft.

    Pfarrer Matthias Ströhle sprach als Vertreter der ökumenischen Flüchtlingsarbeit der Diakonie und Caritas. Er betonte, dass Integration nicht ohne das Engagement Ehrenamtlicher funktioniere, „das ist eine Aufgabe, die wir nur gemeinsam schaffen können“. „Und im Gegensatz zu dem, was in der Öffentlichkeit verbreitet wird, weiß ich aus Erfahrung, dass die meisten Flüchtlinge genauso wie wir einfach nur Frieden und Sicherheit wollen“, sagte er. Er wolle die Herausforderung nicht verschweigen, die es bei der Integration von Menschen aus fremden Kulturen gebe. „Aber ich versichere Ihnen, fast alle diese Menschen wollen sich integrieren.“ Daher brauche es Ansprechpartner und Bezugspersonen, „denn nur so können die Flüchtlinge lernen, wie das Leben bei uns funktioniert“.

    Inge Schmidberger, Mitglied des zehnköpfigen Helferkreises in Rot, erklärte, dass das Verhältnis zu den jetzt in Rot lebenden Flüchtlingen gut sei. Bei Bedarf gebe es Treffen, die Ehrenamtlichen würden bei Sprachproblemen oder Behördengängen helfen. Für Kinder gebe es in der Roter Bücherei regelmäßig Nachhilfe und Sprachunterricht. Unbürokratische Hilfe und ein unaufgeregtes Zusammenleben mit den Neuankömmlingen wünscht sich auf Bürgermeisterin Irene Brauchle. Sie betonte, dass sie bei allen Fragen zum Thema direkte Ansprechpartnerin sei – bei Problemen sei ihre Tür für die Bürger stets offen.

    Nach diesen vier umfassenden Vorträgen gab es aus dem Publikum kaum noch Fragen. Der örtliche Unternehmer Anton Sailer sagte, er erachte es als sehr wichtig, die Flüchtlinge schnell in Arbeit zu bringen und sie so zu integrieren. Kraft stimmte dem zu. Ein Bürger hinterfragte, ob durch die Aufnahme von Flüchtlingskindern deutsche Kinder in der Schule zu kurz kommen könnten. Brauchle erklärte, dass schon jetzt Flüchtlingskinder die Schule besuchten und es laut Schulleiter dabei keine Probleme gebe. Niemand sei dadurch benachteiligt. Nach dem offiziellen Teil suchten noch einige Bürger das private Gespräch mit den Ansprechpartnern.

    Unterschrift Foto: Nach der Veranstaltung suchten einige Bürger noch das Gespräch mit Pfarrer Matthias Ströhle (vorne links) und Jürgen Kraft Bild: Katrin Bölstler, ©Schwäbische Zeitung