Volles Haus hatten die Gastgeber beim ersten Info- und Vernetzungsabend für ehrenamtliche Sprachlehrer in den Flüchtlingsunterkünften des Landkreises Biberach. Über 100 Akteure in der Sprachvermittlung für Flüchtlinge waren im Großen Sitzungssaal des Landratsamtes Biberach versammelt, etliche davon sogar aus dem westlichen Kirchenbezirk, der über die Grenzen des Landkreises hinausgeht.
Dass die deutsche Sprache ein Knotenpunkt bei der Integration von Flüchtlingen ist, bedarf eigentlich keiner Erklärungen. Daher sind die ehrenamtlichen Sprach- und Kommunikationskurse auch eines der wichtigsten Module in der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit.
Pfarrer Ströhle, Beauftragter der Ökumenischen Flüchtlingsarbeit im Landkreis und Kirchenbezirk Biberach und Lucia Braß von der Caritas Biberach-Saulgau legten bereits in den Begrüßungsworten dar, dass es das Ziel des Abends sei, die vielen Akteure in der Sprachvermittlung besser miteinander zu vernetzen und damit die Effizienz des Lernerfolges zu steigern.
Im Anschluss gab der Leiter der unteren Aufnahmebehörde, Herr Jürgen Kraft, in gewohnt informativer Weise Informationen über die momentane Situation in der Flüchtlingsunterbringung im Landkreis und kam dann direkt zum Thema des Abends.
Er berichtete, dass sich entgegen der früheren Auffassung der Regierung, dass Asylsuchende erst nach Gestattung des Antrags überhaupt ein Recht auf Sprachförderung hätten, nun eine privilegierte Förderung für einen bestimmten Personenkreis vorgesehen sei.
Flüchtlinge aus Syrien, Iran, Irak und Eritrea kommen ab sofort in den Genuss eines Sprachkurses über 320 Stunden, während alle anderen allenfalls für die sogenannten niederschwelligen Sprachkurse mit 150 Stunden in Frage kommen.
Insgesamt werde die gesamte Sprachschulung weiter systematisiert. So werde es ab 2016 Sprachkompetenzchecks geben, um die Probanden gleich in ABC-Kurse für Analphabeten, Grundkurse und Aufbaukurse einteilen zu können.
Kraft betonte immer wieder, dass niemand sich einbilden brauche, dass diese von der Bundesanstalt für Arbeit finanzierten Kurse allein ausreichen können, um einen Einwanderer arbeitsmarktfähig zu machen, sondern dass es in hohem Maße die Unterstützung durch ehrenamtliche Sprachtrainer sei, die dem ganzen langfristig eine Perspektive gibt.
Im Anschluss berichteten mehrere Lehrer aus ihrer ehrenamtlichen Praxis und stellten ihre Methoden bei der Sprachvermittlung vor.
In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass es vor allem die Koordination zwischen den offiziellen Trägern von Sprach- und Integrationskursen und den ehrenamtlichen Sprachangeboten ist, die stark verbesserungswürdig ist. Außerdem fehlt es an Handreichungen für Sprachlehrer und klar definiertem Unterrichtsmaterial. Mehrfach wurden auch Einführungslehrgänge für Ehrenamtliche gefordert.
Der letzte Teil des Abends gehörte dem Kennenlernen der Anwesenden. Im Gespräch wurden Erfahrungen, Meinungen und Adressen ausgetauscht. Die Kreisbibliothek des BSZ Biberach hatte einen Bücher- und Medienstand zum Thema Spracherwerb durch Ausländer aufgebaut.
Der Abend wurde von allen Anwesenden als informativer und wichtiger Auftakt für eine kreisweite Koordination empfunden und er wird nicht der letzte sein.
Bereits am 11.11.15 um 19.00 Uhr treffen sich die Biberacher zum zweiten Planungstreffen "Deutsch für Flüchtlinge" im TG-Heim in Biberach.