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    Besucher berührt die Ausstellung „AugenBlicke“ im Laupheimer Museum

    Laupheim, 05.06.2016 (Milena Hänisch, ©Schwäbische Zeitung)

    Laupheim sz
    Die Ausstellung „AugenBlicke“ im Laupheimer Museum zur Geschichte von Christen und Juden ist am Freitagabend feierlich eröffnet worden. Noch bis zum 3. Juli besteht die Möglichkeit, sich die 22 berührenden Portraits der Flüchtlinge von Laura Zalenga anzusehen.

    Oberbürgermeister Rainer Kapellen haben die Portraits tief beeindruckt. Er hofft, dass die Fotografien dabei helfen, Berührungsängste abzubauen. In seiner Eröffnungsrede freut er sich, „dass wir nie ein Problem hatten, die Menschen hier unterzubringen“ und lobt auch das Engagement der Laupheimer Bevölkerung, beispielsweise im Helferverein „Brücken bilden“. „In den Schwarzweiß-Bildern sieht man die Angst – und das Lächeln ist die Brücke.“

    Der Pädagogische Leiter der Ausstellung, Dr. Matthias Schönwald, warf eine provokative Frage auf – passt die Ausstellung eigentlich in dieses Museum? Ja, sie passt hervorragend. Denn es geht in den „AugenBlicken“ um Toleranz und Annäherung. Gegen diffuse Ängste vor Flüchtlingen empfiehlt er das persönliche Kennenlernen. Die Vernissage bot dazu die beste Möglichkeit. Schönwald ist begeistert: „Es sind sehr viele Besucher gekommen, vor allem auch junge Leute, die sonst nicht zu den typischen Museumsbesuchern gehören. Und hier haben sich wirklich viele Gespräche und Begegnungen ergeben.“

    Er freut er sich auch, den „Fluchtatlas“ präsentieren zu können. „Ein lesenswertes Unikat“, so sein Urteil. Tatsächlich finden sich in diesem Atlas hervorragend aufbereitete Daten, Zahlen und Fakten. Mit zur Ausstellung gehören auch Informationstafeln zum Kochprojekt des Carl-Laemmle-Gymnasiums mit Rezepten zum Mitnehmen.

    Der Radiokreis des Gymnasiums hat außerdem ein Interview mit Medhin und Haile Anday aus Eritrea zusammengestellt. Das Ehepaar, das schon seit den 80er-Jahren in Ehingen lebt, hat ein Hilfsprojekt in ihrem Heimatdorf Weki und der Hauptstadt Asmara auf die Beine gestellt, in dem Frauen zu Weberinnen ausgebildet werden.

    Musikalisch wurde die Vernissage von Jafar Ali und seinem Sohn Muhammed Ali aus Syrien begleitet. Die beiden spielen die Tanbur, ein gitarrenähnliches Instrument, das orientalisch und sehnsuchtsvoll klingt. Sie schlossen mit dem arabischen Liebeslied „Sa-aluni elnas“ aus den 70er-Jahren ab und viele Besucher stimmten mit ein – textsicher die einen, leise summend die anderen. Ein Augenblick des Miteinanders.

    Laura Zalenga und Nathalie Ziju, die Zalenga bei der Arbeit unterstützt hat, erzählen gern von der großen Gastfreundschaft der Flüchtlinge. Ihr Ansatz war „nicht nur einfach hingehen und schnell ein paar Fotos machen“. Stattdessen haben sie Fußball gespielt, Tee getrunken und sich auf die Begegnung mit den Menschen in den Flüchtlingsunterkünften eingelassen. So konnte das gelingen, was Ziju besonders wichtig ist: „Den Zahlen ein Gesicht zu geben.“

    Die Herausforderung bei den Portraits war je nach Altersgruppe unterschiedlich. „Je jünger die Person ist, desto einfacher war es, sie zum Lächeln zu bringen. Man albert selbst ein bisschen herum und dann klappte das recht schnell. Von den Kindern war es schon fast schwierig, ein ernstes Gesicht zu bekommen. Bei den Älteren war es umgekehrt. Da war es oft schwieriger, das Lächeln zu bekommen“, erzählt Zalenga. „Mit diesen Fotografien bekommt man die Gelegenheit, den Menschen direkt in die Augen zu sehen. Und viele sehen so sympathisch aus, dass man gleich Lust bekommt, sie persönlich kennenzulernen.“

    Viele der Porträtierten sind an diesem Abend persönlich vor Ort. Sie freuen sich, wenn sie jemand auf die Schulter tippt und fragt: „Bist du das da auf dem Foto?“ Sie nicken stolz, strahlen ihr schönstes Lächeln und stellen sich gern noch einmal für ein Selfie zur Verfügung.

    Auch Sameh Alfayad, der selbst als Fotograf in Syrien gearbeitet hat, ist begeistert von der Ausstellung. Er freut sich, dass die Flüchtlinge einerseits selbst dargestellt werden und gleichzeitig auch etwas, das sie selbst gemacht haben. Zalenga und Ziju haben Einwegkameras in den Unterkünften verteilt und die Bilder später entwickeln lassen. „Da können die Porträtierten ihre Perspektive zeigen“, betont Zalenga. „Und es sind viele leise Geschichten zu entdecken.“ Sie empfiehlt, sich dafür noch einmal besonders Zeit zu nehmen. Josef Straka stimmt zu: „Das sollte man sich genauer anschauen.“

    Sehr eindrucksvoll finden er und seine Frau die Ausstellung. Straka hat auch gleich noch ein passendes Sprichwort parat: Die Augen sind der Spiegel der Seele. Und er hat Recht. „Wenn sie nicht lächeln, ist der Blick ganz leer und man sieht manchmal nur dunkle Höhlen“, sagt er. „Aber wenn sie lächeln, ist der Ausdruck sehr sympathisch.“

    Die Ausstellung ist noch bis zum 3. Juli zu sehen. Öffnungszeiten des Museums: Samstag und Sonntag von 13 bis 17 Uhr; Führungen für Gruppen nach Voranmeldung auch außerhalb dieser Zeiten.

    Unterschrift Foto: Der syrische Fotograf Sameh Alfayed am Mikrofon und rechts im Porträt, daneben Nathalie Ziju und Laura Zalenga. Bild: Milena Hänisch, ©Schwäbische Zeitung