Biberach, 28.02.2022 (Michael Mader, ©Michael Mader)
Einen Tag bevor an der ukrainisch-belarussischen Grenze die ersten Sondierungsgespräche zwischen der Ukraine und Russland begannen, haben in zahlreichen deutschen Städten Menschen gegen die brutale Invasion der Russen in der Ukraine demonstriert und protestiert. So auch am Sonntagabend in Biberach. Auf dem Marktplatz versammelten sich mehrere Hundert Menschen, die einem Aufruf der Biberacher Friedensinitiative gefolgt waren, um mit einer Mahnwache gemeinsam ein Signal gegen den Krieg in der Ukraine zu setzen.
Viele der Menschen waren mit gelb-blauen Fahnen der Ukraine unterwegs, andere mit der bunten Peace-Flagge. Andere wiederum äußerten ihren Protest gegen das Vorgehen des russischen Präsidenten Wladimir Putin in der Ukraine mit selbst hergestellten Plakaten. Gudrun Zink vom Friedensbündnis äußerte ihre persönliche Betroffenheit, seit sie am vergangenen Donnerstag erstmals mit Nachrichten und Bildern aus der Ukraine konfrontiert wurde. Sprachlosigkeit, Ohnmacht und Angst hätten sich in ihr breitgemacht.
Dieser Krieg sei ein Schock für die Welt. Sie freue sich deshalb sehr, dass so viele Menschen gekommen sind, um ein Zeichen der Solidarität mit der ukrainischen Bevölkerung zu setzen. Insbesondere Putin habe sich als skrupelloser Stratege und Lügner erwiesen, der diesen russischen Angriffskrieg zu verantworten habe.
122 Menschen stammen aus der Ukraine
Biberachs Oberbürgermeister Norbert Zeidler nahm diese Worte auf und stellte unmissverständlich klar, dass Putin der Aggressor sei und nicht das russische Volk. Auch er freue sich, dass die Biberacher in so großer Zahl ein elementares Bekenntnis für Frieden abgeben und forderte dazu auf, dem Beispiel am Rathaus zu folgen und überall wo möglich, die gelb-blauen Fahnen zu hissen. 119 Nationalitäten lebten in Biberach. 122 Menschen stammten aus der Ukraine. „Ihnen gilt unser ganz besonders Mitgefühl und unsere Solidarität“, sagte Norbert Zeidler.
Demokratie sei kein Selbstläufer, man müsse jeden Tag daran arbeiten und darum kämpfen. Er bat die Menschen, sich nicht die Hoffnung nehmen zu lassen und appellierte an Putin, diesen Krieg sofort zu beenden. Abschließend nahm sich der Biberacher OB die Freiheit, mit dem Musiker Aja Gratz, der die gesamte Veranstaltung mit seinem Bruder Martin begleitete, einen Friedenssong von Bob Marley zu singen.
Ukrainerin kommt zu Wort
Beeindruckende Worte fand Natalia Denysinko, die aus der Nähe von Kiew stammt und seit vier Jahren in Biberach lebt. Sie schilderte eindrücklich die Fröhlichkeit und Herzlichkeit der Menschen in der Ukraine, die jetzt massiv unter dem Krieg leiden müssten. „Seit Donnerstag existiert das alte gute Leben nicht mehr.“ Das Leben klinge jetzt nach Schüssen, Raketen und Bomben und sei geprägt von Hektik, Panik und Flucht. „So klingt Krieg.“
Landrat Heiko Schmid zeigte sich tief bewegt und bedankte sich bei den Anwesenden für diese Kundgebung. „Ich freue mich, dass wir hier klare Kante zeigen.“ Der Landrat kündigte an, dass der Landkreis Biberach mehr ukrainische Flüchtlinge aufnehmen würde, als man müsste.
„Ein reicher Kreis wie unserer kann und wird dies leisten.“ Abschließend beschrieb Alina Welser als Vertreterin ihrer Generation der Jungen die Ängste, die sie umtreibt. „Erst Corona, jetzt ein Krieg und dann noch oben drauf der Klimawandel.“ Alles in ihrer wohl behüteten Kindheit noch unvorstellbare Anforderungen an das Leben. Sie forderte den Aggressor Putin auf, den Krieg unverzüglich zu beenden, um weiteres Leid zu verhindern.