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    Unterkunft in Birkendorf bereits belegt – 100 Besucher bei Infoveranstaltung in St. Josef – Ehrenamtliche gesucht

    Biberach, 23.09.2015 (Gerd mägerle, ©Schwäbische Zeitung)

    Die Kreisstadt erwartet in den kommenden Wochen die Ankunft von mehr als 300 Flüchtlingen, die in verschiedenen neuen Gemeinschaftsunterkünften untergebracht werden sollen. Seit Samstagabend bereits mit rund 30 Flüchtlingen belegt ist neue Unterkunft an der Haberhäuslestraße. In der Bleicherstraße sollen 100 Flüchtlinge in den bereits angelieferten Containern unterkommen. Deren Aufstellung soll am Montag beginnen.

    In der St. Josefs-Kirche in Birkendorf gab es deshalb am Dienstagabend eine Informationsveranstaltung, zu der rund 100 Besucher gekommen waren. Jürgen Kraft, Sachgebietsleiter Flüchtlinge beim Landratsamt, informierte über die aktuelle Situation, Vertreter der Ökumenischen Flüchtlingsarbeit, des interkulturellen Forums für Flüchtlingsarbeit (IFF) sowie der Bürgerstiftung Biberach stellten ihre Tätigkeitsbereiche vor und warben um mehr Ehrenamtliche.

    „Sie sind das helle Deutschland“, begrüßte der katholische Stadtpfarrer Kaspar Baumgärtner die Besucher. Er appellierte an sie, sich zu informieren, Fragen zu stellen, aber auch Ängste zu äußern.

    Jürgen Kraft erläuterte zunächst die Ursachen für die Flucht so vieler Menschen und die Art und Weise, wie die Flüchtlinge auf Länder, Kreise und Kommunen verteilt werden. Vieles passiere in diesen Wochen sehr kurzfristig, weshalb er sich auch dafür entschuldigte, dass die Infoveranstaltung für die Bürger in Birkendorfer nun erst nach der Belegung der neuen Unterkunft in der Haberhäuslestraße stattfinde. „Wir erhielten am Freitag den Anruf, dass wir spontan noch 30 Flüchtlinge unterbringen mussten. Die Unterkunft in der Haberhäuslestraße war bereits nutzbar, so dass wir diese am Samstagabend kurzfristig belegt haben“, so Kraft.

    Die Familien, die dort momentan untergebracht sind, werden allerdings nach Riedlingen umziehen. Die Unterkunft in Birkendorf wird komplett mit Männern aus Gambia, Syrien und Albanien belegt. „Wir haben hier das Problem, dass wir aus Platzgründen keine geschlechtergetrennten Toiletten einrichten können, erklärte Kraft. In der künftige Unterkunft im alten EnBW-Gebäude an der Bahnhofstraße würden aber sicher viele Familien mit Kindern unterkommen.

    Kraft bat die Birkendorfer Bürger, ihre neuen Mitbürger zu integrieren: „Holen Sie sie ab in die Kirche, zum Fußballspielen oder ins Handballtraining. Diese Menschen sind offen, bringen viele Interessen mit, wollen die Sprache lernen und dazugehören.“

    Welche Vielzahl an Angeboten es mit Hilfe von Ehrenamtlichen bereits gibt, zeigten Dagmar Rüdenburg vom IFF und Marion Martin von der Ökumenischen Flüchtlingsarbeit auf. So setzt das IFF einen Schwerpunkt auf die Arbeit mit jungen Flüchtlingen, die nicht mehr schulpflichtig sind. Vor allem Sportangebote seien heiß begehrt. „70 Prozent dieser jungen Leute wollen Fußball spielen.“ Das IFF unterstützt außerdem Flüchtlinge beim Umzug aus der Gemeinschaftsunterkunft in ein eigenes Zimmer oder eine eigene Wohnung.

    Die Ökumenische Flüchtlingsarbeit, unter deren Dach die Angebote von Caritas und Diakonie gebündelt sind, will in allen Orten des Kreises, in denen sich Gemeinschaftsunterkünfte befinden, ehrenamtliche Freundeskreise initiieren und professionell begleiten. Für die jeweiligen Angebote vor Ort werden ebenfalls noch Ehrenamtliche gesucht.

    Der frühere OB Thomas Fettback, der bei der Bürgerstiftung den Arbeitskreis Integration/Migration leitet, sagte zu, dass die Stiftung kurzfristig finanzielle Unterstützung leisten könne, „wenn kein anderer dafür aufkommt oder es zu lange dauern würde“.

    Martina Eisele, Integrationsbeauftragte der Stadt Biberach, sagte: „Es ist genug Bedarf da, dass jeder, der in irgendeiner Weise ehrenamtlich helfen möchte, seine Fähigkeiten einsetzen kann.“

    Info: Wer sich für die Flüchtlingsarbeit interessiert, helfen oder mit Flüchtlingen in Kontakt kommen möchte, sollte sich diese Termine vormerken:

    3. Oktober, 20 Uhr, Abdera: „Nacht ohne Grenzen“, Live- Musik, DJs, World-Café und Informationen zum „Tag des Flüchtlings“, Eintritt frei. Veranstalter ist er Migrationsdienst der Caritas.

    7. Oktober, 19.30 Uhr, Gemeindehaus St. Josef (großer Saal): Gründung des „Freundeskreises Gemeinschaftsunterkunft Haberhäuslestraße“, organisiert von der Ökumenischen Flüchtlingsarbeit.

    18. Oktober, Innenstadt: Spendenlauf für Flüchtlinge, organisiert vom IFF.

    Weitere Infos im Internet unter

    www.asyl-bc.de

    www.iff-bc.de

    Unterschrift Foto: Marion Martin von der Ökumenischen Flüchtlingsarbeit informiert Bürger in der St.-Josefs-Kirche in Birkendorf, wie sie sich ehrenamtlich für Flüchtlinge engagieren können. Bild: Gerd Mägerle, ©Schwäbische Zeitung