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    Zwischen deutscher und syrischer Familie „funkt“ es sofort – Mehr Paten gesucht

    Biberach, 27.04.2016 (Tanja Bosch, ©Schwäbische Zeitung)

    Biberach sz
    So kann Integration von Flüchtlingen gelingen. Die Biberacher Sonja Stark und Thomas Spegele machen es vor. Das Ehepaar hat sich im vergangenen Sommer spontan dazu entschlossen, sich beim Patenprogramm der ökumenischen Flüchtlingsarbeit von Diakonie und Caritas zu melden. Mit Erfolg. Im Februar haben sie das syrische Ehepaar Amani Aboshehab und Ahmad Aboaisha kennengelernt. „Wir haben die beiden gesehen und wussten sofort, das sind sie“, sagt Sonja Stark. „Und heute gehören sie einfach zur Familie.“

    Amani Aboshehab war damals hochschwanger. Vor sechs Wochen kam die kleine Talia zur Welt. „Sie ist eine waschechte Biberacherin“, freut sich die Patin. Ihr eigener Sohn Sandro ist zwei Jahre alt, auch er freut sich über den Familienzuwachs. „Die Patenschaft haben wir uns am Anfang ganz anders vorgestellt, mein Mann und ich haben überlegt, was wir alles mit ihnen machen können – und dann kam alles anders“, erinnert sich Sonja Stark. Sie haben viel organisiert, für die Geburt und das Baby, aber ganz oben auf der Liste steht immer noch, schnellstmöglich eine Wohnung für die syrische Familie zu finden. „Das ist wirklich so schwer“, sagt Thomas Spegele. „Wir versuchen alles, aber bisher hatten wir leider kein Glück.“

    In Containern ist es viel zu laut

    Amani Aboshehab und Ahmad Aboaisha leben mit ihrer Tochter Talia momentan noch in den Containern an der Bleicherstraße. „Dort ist es aber viel zu laut, sie können nicht schlafen und haben keine Ruhe“, sagt Thomas Spegele. Die kleine Talia wurde mit dem Down-Syndrom geboren, allein deshalb wünscht sich die Familie eine ruhige kleine Wohnung für sich, wo sie sich zurückziehen und ihr Familienleben genießen kann.

    Die Entscheidung, ihr Zuhause in Damaskus aufzugeben, war keine leichte für das junge Ehepaar. Die 27-jährige Amani Aboshehab hatte in Syrien bereits ein Kind während der Schwangerschaft verloren, es flogen täglich Bomben, die Angst war immer allgegenwärtig, dass sie eines Tages getroffen werden könnten – und als sie wieder schwanger war, sahen die beiden keine andere Lösung als zu fliehen. „Unsere Familien haben alles Geld zusammengekratzt, um uns die Flucht zu ermöglichen“, erzählt Ahmad Aboaisha auf Englisch. „Sie hoffen, dass wir hier ein besseres Leben haben. Aber so richtig glücklich sind wir erst, seit wir Sonja und Thomas haben.“

    „Das ist natürlich ein Glücksfall, dass wir diese beiden Familien zusammengeführt haben“, freut sich Ulrike Groß, eine von vier Ehrenamtlichen, die das Patenprogramm betreuen. „Aber es funktioniert bei uns in den meisten Patenschaften wirklich sehr gut.“ Denn sei der persönliche Kontakt erst einmal hergestellt, würde sich alles von alleine einspielen. Oft entstehen dabei Freundschaften.“ Alles, was die Paten mitbringen müssen, sei Offenheit, Neugierde, Einfühlungsvermögen und Geduld. „Jeder kann selbst entscheiden, was er mit den Paten unternimmt und wie er die Patenschaft pflegt.“ Zwischen Sonja Stark, Thomas Spegele, Sohn Sandro, Amani Aboshehab, Ahmad Aboaisha und Tochter Talia ist ein sehr inniges Verhältnis entstanden. „Wir sind dankbar, dass wir uns getroffen haben“, sagt der 26-jährige Ahmad Aboaisha. Und auch für die Biberacher ist die Patenschaft eine große Bereicherung: „Denn auch wir lernen so viel von ihnen. Sie sind so stark und das, obwohl sie aus ihrer Heimat fliehen mussten. Und ich bin dankbar, dass mein Sohn jetzt mit ihnen aufwächst, es soll für ihn zur Normalität gehören, dass Amani zum Beispiel ein Kopftuch trägt. Sie sind einfach tolle Menschen.“

    Im Freundeskreis oder in der Familie stößt die große Hilfsbereitschaft aber auch manchmal auf Unverständnis: „Damit komme ich klar, leider kann nicht jeder mit dem Thema Flüchtlinge so gut umgehen“, sagt Sonja Stark. „Ich habe einfach keine Berührungsängste, ich wollte meinen Teil zur Integration beitragen und anderen helfen. Außerdem bin ich in meinem Leben schon viel gereist und immer auf große Hilfsbereitschaft und Gastfreundlichkeit gestoßen.“

    Weitere Infos gibt es per E-Mail an

    u.gross-paten(at)asyl-bc.de

    oder im Internet unter

    www.asyl-bc.de/initiativen/asyl-biberach/paten-biberach

    Den Patenbogen zum Download gibt es ebenfalls unter

    www.asyl-bc.de

    Wer in Sachen Wohnung weiterhelfen kann, sollte sich bei Margit Bauer unter Telefon 0176/22699485 melden oder per E-Mail an

    m.bauer-paten(at)asyl-bc.de

    Unterschrift Foto: Zwischen Patenfamilie und Paten hat sich eine innige Freundschaft entwickelt (v. l.): Sonja Stark, Ahmad Aboaisha mit Sandro, Thomas Spegele mit Talia, Amani Aboshehab und Ulrike Groß vom Patenprogramm Bild: Tanja Bosch, ©Schwäbische Zeitung