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    „Aufbruch ins Ungewisse“ fasziniert Besucher – Südafrika als Fluchtziel nicht zufällig ausgewählt

    Biberach, 05.11.2017 (Daniel Häfele, ©Schwäbische Zeitung)

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    Was wäre, wenn Rechtsnationalismus, Bürgerkriege und Willkür die Europäer zur Flucht nach Südafrika zwingen? Dieser Frage nimmt sich der ARD-Film „Aufbruch ins Ungewisse an“. Regisseur Kai Wessel stellte das Drama bei den Biberacher Filmfestspielen vor. Auch wenn es sich um eine Fiktion handelt, der Film weist viele Parallelen zur heutigen Zeit auf.

    „Der Film fährt einem in die Nieren“ – mit diesen Worten stimmte Filmfestintendant Adrian Kutter die Besucher auf den Spielfilm ein. Dieser erzählt von einer deutschen Familien, die aus politischen Gründen ihre Heimat verlässt. Ihr Ziel: das prosperierende Südafrika. Im überfüllten Schlauchboot übers Meer, eingepfercht wie Tiere in einem Lastwagen, Flüchtlingslager wie Gefängnisse – die Geschichte des 90-Minüters spielt im Jahr 2027. Doch die Bilder sind heute schon Realität, 65 Millionen Menschen befinden sich derzeit laut UN auf der Flucht. „Aufbruch ins Ungewisse“ stellt die aktuelle Fluchtbewegung auf den Kopf – im Film fliehen die Menschen von Europa nach Afrika.

    Familie zerbricht auf Flucht beinahe

    Die anwesenden Macher des Films erhielten viel Applaus vom Publikum. „Dieser Film muss sein“, sagte eine Besucherin beispielsweise. Für sie habe diese Fiktion die Lebensgeschichte von Flüchtlingen fassbarer gemacht. Ein Besucher wollte wissen, warum sich die Drehbuchautoren für Südafrika als Fluchtziel entschieden haben. „Südafrika ist ein prosperierendes Land“, sagte die zuständige Redakteurin vom WDR Sophie Seitz. Von Zukunftsforschern habe man sich dieses Szenario bestätigen lassen. „Zudem hat Südafrika heute schon offene Grenzen“, ergänzte der Schauspieler Michael A. Grimm. „Es leben viele Menschen mit Migrationshintergrund dort.“

    Nicht an eigene Kinder denken

    Die Hauptrollen übernehmen in diesem Film Fabian Busch, Maria Simon und Athena Strates. Vater, Mutter, Tochter – der Kampf um die Freiheit lässt die Familie beinahe zerbrechen. Eine Besucherin wollte wissen, wie schwierig die Figur des Vaters zu spielen war. „Man arbeitet sehr konstruktiv an den Szenen“, sagte Fabian Busch. Er habe versucht, während der Dreharbeiten nicht an seine eigenen Kinder zu denken: „Das wäre komisch.“ Darüber hinaus habe sich für ihn auch die Frage gestellt, ob es moralisch vertretbar sei, „das Leid vor unserer Haustür nach zu spielen“.

    Fabian Busch hat diese Frage für sich selbst offensichtlich mit „Ja“ beantwortet, das Publikum sah das ebenfalls so. Viele Besucher, die sich zu Wort gemeldet hatten, machten in ihren Redebeiträgen deutlich, wie wichtig dieser Film gerade in einer Zeit wie heute sei.

    In der ARD soll der Film nach derzeitigen Planungen am Mittwoch, 24. Januar, um 20.15 Uhr zu sehen sein.

    Unterschrift Foto: Sie haben beim Biberacher Filmfest „Aufbruch ins Ungewisse“ vorgestellt. Bild: Georg Kliebhan, ©Schwäbische Zeitung