Viele Gerüchte über Flüchtlinge werden im Internet oder an Stammtischen verbreiten. Viele offene Fragen sind nicht beantwortet. Viele Behauptungen in die Welt gesetzt. Und die halten sich hartnäckig. Aber ob die stimmen? Drei Frauen des Freundeskreises für Fremde in Riedlingen haben sich nun hingesetzt und eine Liste von Behauptungen und Fragen aufgestellt und dann recherchiert, um offene Fragen zu beantworten und Gerüchte auf deren Wahrheitsgehalt zu untersuchen. Diese Liste mit häufig gestellten Fragen (eine sogenannte FAQ-Liste) wird nun in der Schwäbischen Zeitung und im Mitteilungsblatt in einer losen Serie vorgestellt.
Die Idee für diese Liste der offenen Fragen stammt von der Riedlinger Ordnungsamtsleiterin Tanja Bloching. Eigentlich dachte sie, dass sie im Internet nur zu suchen brauche, um eine derartige Liste zu finden. Doch zu ihrem Erstaunen - Fehlanzeige. Auch eine Nachfrage bei der Caritas, die dann in ihrem Verband nochmals recherchierte, ergab kein Ergebnis: Auch dem Sozialverband war nicht bekannt, dass in Baden-Württemberg eine derartige FAQ-Liste existiert.
Also hat Bloching sich an Ehrenamtliche des Freundeskreises mit der Idee gewandt und Anja Walz, Caroline Zuchotzki und Johanna Bohner haben sich der Idee mit viel Engagement angenommen. Rund 20 Fragen haben sie formuliert, recherchiert und beantwortet. Tanja Bloching hat diese dann noch in ihrer Freizeit –„Mein ehrenamtlicher Beitrag“ – gecheckt und mit ihrem Fachwissen ergänzt.
„Die Idee ist richtig gut, weil es viele Fragen gibt“, sagt Caroline Zuchotzki. Zu oft haben Menschen falsche Vorstellungen oder wissen zu wenig. Mit den kurzen und präzisen Antworten soll hier abgeholfen werden. Die Fragen beleuchten verschiedene Aspekte. Warum kommen so viele Männer allein? Wie verbringen Flüchtlinge ihren Tag in Gemeinschaftsunterkünften? Warum haben viele Flüchtlinge Handys? Bekommen Flüchtlinge mehr Geld als Hartz IV-Empfänger?
Falsche Gerüchte entlarven
Es gehe darum, falsche Gerüchte zu entlarven, aber auch die Menschen zum Nachdenken zu bringen, sagen Tanja Bloching. Es sei eine schwierige Situation für alle. Und „es wird ja nicht besser, wenn man etwas schlecht redet.“ Beide Seiten müssten sich bewegen, Verständnis zeigen, wenn Integration gelingen soll.
Dass die drei Frauen sich letztlich mit dieser Aufgabe auseinandersetzen war zunächst nicht klar. „Ich wolle mich engagieren“, sagt Anja Walz. Und sie habe gemerkt, dass es einen großen Bedarf an Aufklärung gibt. Daher war dies für sie am dringendsten. Auch Caroline Zuchotzki kam zu dieser Form der Öffentlichkeitsarbeit, weil hier dringend jemand gesucht wurde.
Nach diesen ersten rund 20 Fragen ist die Arbeit nicht beendet, sondern die Liste wird immer weiter entwickelt. Denn Fragen gibt es noch viele, die zu beantworten sind.
„Aufgrund vieler Krisenherde fliehen die Menschen vor Gewalt, Krieg oder Verfolgung aus ihren Heimatländern. Zur Zeit sind es rund 60 Mio. Menschen weltweit, davon die Hälfte Kinder und Jugendliche.
So kämpft beispielsweise in Syrien Alleinherrscher Baschar al-Assad mit seiner Armee gegen verschiedene bewaffnete Rebellengruppen – darunter auch den IS. Durch die Gewalt von allen Seiten werden Menschen verletzt oder getötet, verlieren ihr zu Hause, ihren Job und Familienangehörige. Um das eigene Leben zu schützen müssen viele Menschen ihre Heimat verlassen.
Aus Eritrea flüchten vor allem junge Menschen. Sie leiden unter der menschenverachtenden Diktatur von Alleinherrscher Isaias Afewerki. Nach dem Schulabschluss werden in Eritrea alle Abgänger in den Militärdienst eingezogen. Es gibt dort keine Möglichkeit, frei einen Beruf zu wählen und eine Ausbildung zu machen.“
Die Fülle an Fragen, die es zu beantworten gilt, wird ständig erweitert und auch sonst wären Helfer zur Öffentlichkeitsarbeit des Freundeskreises und für viele Ideen rund um das Thema dringend gesucht.
Wer also Lust hat, gelegentlich auch mal einer Frage auf den Grund zu gehen oder sonst über die Arbeit und die geflüchteten Menschen in der Stadt zu berichten oder einfach eine Anregung hat oder weitere Fragen stellen möchte, kann sich gern per Mail melden unter
Asyl-Oeffentlichkeitsarbeit(at)gmx.de.
Unterschrift Foto: Viele Flüchtlinge sind in Deutschland angekommen. Das wirft Fragen auf, das hält auch viele Gerüchte im Umlauf. Mit ihren Antworten wollen Riedlinger Ehrenamtliche Fragen beantworten und Gerüchten begegnen Bild: Stefan Puchner, ©Schwäbische Zeitung